3.Teil...
Bis 23:00h tat sich erst mal nicht viel Neues. Ich lief ab und zu in der Wohnung herum, räumte hier und räumte da. Ab und zu mußte ich zur Toilette, den Tee wegbringen, den wir reichlich tranken.
Etwas unangenehm war mir nur, dass ich nach jedem Toilettengang Bericht abliefern musste, was ich "gemacht" hatte.
Wir hatten sowohl das Schlafzimmer als möglichen Geburtsort hergerichtet, als auch im Wohnzimmer eine Matratzenlandschaft aufgebaut. Direkt unter dem Weihnachtsbaum! Das Schlafzimmer war enger, gemütlicher. Aber an Heiligabend sein Kind unter dem festlich geschmückten Tannenbaum zu gebären, hatte doch auch etwas! Allerdings war der Raum wesentlich größer und schlechter zu beheizen.
Ab 23:00h gingen die Wehen dann erst so "richtig" los. Es zog vor allem im Rücken. Also kniete ich mich auf die Matratze und stützte den Oberkörper auf dem Sofa auf. B. gab mir eine Rückenmassage mit Lavendelöl
Bald hatten auch die Anderen am Eßtisch begriffen, dass es jetzt so richtig losging. Die Lichter wurden auf ein minimum gelöscht. Mein Mann räumte den Tisch ab, Ela filmte weiter und die Hebammen teilten nun ihre Arbeit auf. B. war meine direkte Bezugsperson. Sie massierte mich , strich kräftig den Rücken aus, atmete und tönte mit mir. I. übernahm das Herztöne abhören und die Dokumentation.
Ab 23:30h wurden die Wehen so unangenem-heftig wie ich sie bei der letzten Geburt von Anfang an hatte.
Um23:40h zogen wir doch ins Schlafzimmer um, denn die Geburt stand unmittelbar bevor. Ich war total baff, das man tatsächlich während einer Geburt stehen und gehen kann!!
Auch im Bett begab ich mich sofort in den Vierfüßlerstand. Anders waren die Wehen kaum zu ertragen. Aber lange hielt ich es so leider auch nicht aus.
Denn mein Körper fühlte sich auf einmal so bleischwer an. Ich wollte nur noch liegen, mich ausruhen,schlafen!
Das ging natürlich nicht, denn die Wehen kamen inzwischen alle 2 Min. und zusätzlich musste ich mich wieder bei jeder Wehe übergeben
Das war so anstrengend! Ich bekam kaum noch richtig Luft, wurde wieder hektisch und leicht panisch, genau wie bei der ersten Geburt.
" Wie konnte ich nur so blöd sein, mich auf eine HG einzulassen", dachte ich. Am liebsten hätte ich eine PDA gewollt.
B. bemerkte meine Unruhe und Verzweiflung und sprach mir Mut zu: " Du schaffst das, das ist jetzt nur die blöde Übergangsphase. Gleich ist dein Baby da!"
"Ein Baby? Oh ja, ein Baby krieg ich ja gerade",fiel mir da wieder ein

"Die ganze Quälerei hat ja einen Sinn, ich bekomm ein Baby!"
25.12.2002 - 00:00h
B.meinte,ich solle doch mal auf dem Hocker ein wenig mitschieben. Also habe ich mich mühsam vom Bett hochgerappelt und bin auf den Hocker gewechselt. Aber Pressdrang hab ich eigentlich noch nicht so wirklich. B. dachte, ich hätte nur Angst und gab mir Bachblütentropfen auf die Zunge.
00:10h
Untersuchung ergibt: MuMu 8-9cm, auf vollständig dehnbar, Kopf im Beckeneingang, kl. Fontanelle auf 2-3 Uhr.
Wechsel zurück aufs Bett. Wieder erbrechen ( eröffnete den Mumu) und dann begann doch die Pressphase. Auf der Seite liegend. Das war gar nicht meine Position! Im oberen Bein, das ich selber halten sollte, bekam ich dauernd schmerzhafte Muskelkrämpfe.
00:23h Köpfchen steht auf Beckenboden, es geht tröpfchenweise klares Fruchtwasser ab. Bei stehender,praller Vorblase!
00:25h Umzug, in aller Eile, auf den Hocker. Beim Aufstehen rauscht das Baby durch mein Becken und ich kriege einen himmlischen "Geburtsflash"

Das Köpfchen wird im Stehen halb geboren, es "schneidet ein".
00:26h Köpfchen durch.Mit Glückshaube!
00:27h Unsere Tochter ist auf dem Hocker geboren. Mein Mann sitzt hinter mir. Sie liegt unter mir und wird kurz abgesaugt. Dann bekomme ich sie auf den Arm. Warme Handtücher werden gereicht. Ich bin glücklich!
Gestützt von allen lege ich mich zurück ins Bett. Mein Mann darf nach ca. 15 Min. die Nabelschnur durchschneiden. Direkt darauf wird die Plazenta geboren.
Ich habe heftigste Nachwehen, die kaum zu ertragen sind. Ich stöne und winde mich, während B. meine Scheidenrisse mit wenigen Stichen näht.
Um ca. 2:30 dusche ich mit I. Und danach fahren die Hebammen.
In den ersten 2 Wochenbettstagen kam B. zu mir. Ich war inzwischen "Mutterseelenalleine". Denn mein Mann mußte mit unserem Sohn am Tag nach der Geburt notfallmäßig ins Kinderkrankenhaus. Er war dehydriert von permanentem Erbrechen und zusätzlichem Durchfall. Außerdem entwickelte er eine Gesichtsschwellung und masenähnlichen Ausschlag. Das Antibiotikum! So war ich drei Tage ganz alleine. Niemand der einen betüddelt, bekocht...
Am 10. Wochenbettstag ( inzwischen betreute mich I. weiter), bekam ich starke Kopfschmerzen und Fieber. Wochenfluß lief noch mäßig. I. gab mir sofort Methergin-Tabletten, die sie von einer anderen Frau behalten hatte. Damit hatte ich eine Nacht höllische Nachwehen, das Blut lief wieder stärker.
Am nächsten Morgen schleppte ich mich zum Fa ( gut das ich doch noch einen hatte). Der bestätigte eine beginnende (oder vielleicht abnehmende

)
Endometritis. Antibiotika schrieb er mir zwar auf, aber ich kam auch ohne aus.
Zum Schluß noch die Maße unserer Tochter: 4060g, 55cm und 36cm Ku