die für mich perfekte geburt :-)

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tania

die für mich perfekte geburt :-)

Beitragvon tania » Do 4. Okt 2012, 16:38

direkt nach der ersten geburt dachte ich, die nähe zur intensivtstation habe meinem großen das leben gerettet. es hat einige jahre gebraucht bis wir zu der überzeugung kam, dass erst die umstände im krankenhaus die probleme verursacht haben. es wurde uns klar, dass wenn wir unterstützung von einer fähigen hebamme wollen, wir diese nicht in dem krankenhaus bekommen. und es wurde uns auch klar, dass all die "netten extras" wie durchtrennen der nabelschnur erst nach auspulsieren oder kind wird nicht von der mutter getrennt (beides sachen, die in "normalen" italienischen krankenhäusern nicht durchzusetzen sind bis jetzt) bei der geringsten "komplikation" nicht mehr stattfinden. so wurde unserem blauen baby (etwas sehr normales, was auf zeitweise sauerstoffunterversorgung deutet oder deuten kann) die nabelschnur durchtrennt und es somit vom sehr sauerstoffreichen blut der noch in mir arbeitenden plazenta getrennt - eine überflüssige gefährdung! zudem konnte er eh nicht reanimiert oder beatmet oder irgendwas werden, weil sein einer lungenflügel nicht aufgebläht war (hätte man auch sehen können, wenn er auf meinem bauch liegt..) usw usf. der chefarzt hatte tatsächlich bei der entlassung zu meinem mann gesagt, dass der große alles alleine gemacht hätte (er sagte "die natur") und sie tatsächlich nichts gemacht hätten. naja - nichts als ihn tagelang auf der intensiv zu behalten und ihn noch bis zum sechsten lebensmonat mit eeg und ekg und mrt und vergessen zu überwachen (wobei sich ja auch bei frühzeitigem entdecken von gehirnschäden kaum bis nichts machen lässt..).

als dann im laufe der schwangerschaft bei mir noch ein schwaschadiabetes festgestellt wurde (also ich habe ihn festgestellt ;-)), wurde deutlich, dass wir dieses mal nicht ins krankenhaus gehen werden - bei einer diabetes sind die regeln, wann und wie das kind gefälligst zu gebären ist, noch sehr viel strenger. wir haben dann recht kurzfristig noch bei der einzigen ligurischen hausgeburtshebamme angerufen (in der 34. woche) und uns entschieden, das trotz des hohen privat zu bezahlenden preises (2.900 euro) zu machen.

zur geburt an sich:

der von mir errechnete geburtstermin war der 15. september. ich hatte am abend des 14. ein paar alte mails von den tagen vor meines großen geburt gelesen und in einer stand, dass ich zwar etwas her schon mal wehen gehabt hätte, dass sich heute aber gar nichts getan hätte. das war der tag vor der geburt. und irgendwie dachte ich "wie heute" (ehrlich gesagt auch wie am tag zuvor, aber wir wollen mal nicht so sein..). ich hab dann auch brav heublumendampfsitzbad gemacht und der große hat brav gestillt (beides soll geburtsvorbereitend sein) und dann war mir plötzlich KLAR, dass ich mich jetzt schleunigst hinlegen sollte und dann schon von wehen geweckt werden würde. hab ich auch meinem mann gesagt (hebamme und doula aber nicht..), hab geschlafen und wurde viertel nach zwei auch brav von einer ziemlich starken wehe geweckt. die kamen dann sofort in sehr kurzen abständen (pausen von zwei minuten) und dauerten auch zwei, ich habs aber irgendwie trotzdem nur so mittelernst genommen. wir sind in den garten, das hat tatsächlich etwas geholfen, aber schon diese ersten wehen waren einfach nur gewaltig. hab ne menge irres zeug gesungen (ein französisches chanson und der rest versuche, mit meinem uterus oder dem baby zu kommunizieren - hihi) und war sehr froh um die kurzen pausen. rückenschmerzen hatte ich nur während der wehen - welch ein riesentoller unterschied zur ersten geburt, in der ich ja zehn stunden keine sekunde pause hatte von höllischen rückenschmerzen. positionen waren alle doof - am schlimmsten war auf toilette, wo ich bestimmt ne halbe stunde ständig hinrennen musste *augenroll*. vielleicht ist ein einlauf doch keine so doofe idee?? liegen hab ich nicht mal probiert - völlig absurde idee sich hinzulegen, wenn so ein sturm in dir tobt.. ich habe verzweifelt versucht mich zu entspannen, aber habe es nicht mal geschafft, meine beine nicht zusammen zu kneifen - ich konnte kaum gerade laufen.

mein mann füllte derweil den geburtspool, telefonierte mit hebamme und doula (irgendwann fand dann auch ich, dass sie besser mal losfahren..), hörte sich mein gejammer an, hatte blen-den-de laune (ungalublich - seitdem übrigens nonstop - was eine freude!) und vollstes vertrauen in mich. seine rückenmassage hat mir zwar ordentlich schmerzen in den tagen danach eingebracht, während der wehen aber wunderbar geholfen. ansonsten hab ich ihn ein paarmal deftig angefaucht.. also, wanne irgendwann voll, ich wollte erst gar nicht rein, ich dachte, wenn das jetzt nicht hilft, dann steh ich das nicht durch.. und dann hab ich meinen mann "gebeten" (*räusper*), die hebamme anzurufen, wie lange sie noch brauchen "dreitausend euro, die sollen mal kommen!" *LOL* - noch eineinviertel stunden war die ermutigende antwort. und ehrlich gesagt wollte ich sie auch nur dahaben, damit sie mir sagen, dass ich schon voll dilated bin (eröffnet???). als ich das merkte, hab ich selbst gefühlt und den kopf meines kindes wenige zentimeter die scheide rauf gespürt!! mensch war ich froh! ab da war das ganze zwar noch naturgewaltig, aber auch einfach nur toll. ich habe gespürt, wie er sich weiter nach unten schob, hatte einen kurzen moment der panik als es mal nicht weiterging (also wenige minuten kein deutlichen fühlbarer fortschritt *schäm*) - worauf mein mann nur meinte "wir haben zeit, wir haben viel zeit." und weg war meine angst :-) es ging dann tatsächlich recht fix - inzwischen stand ich im pool, kopf gegen meinen mann gepresst, der gegen die wand stand (irgendwann fragte ich ihn, wie es ihm geht und er hauchte "compressed" - der arme). ich hab den kopf crownen gefühlt (was heißt das jetzt schon wieder? also wenn der kopf am rauskommen ist) und wollte versuchen nicht zu pressen, aber das war eh nicht ich, das machte mein körper komplett ohne gehirn (ich hatte in einem meiner schlauen geburtsbücher gelesen, dass in so einem fall hilft, der mutter eine feder hinzuhalten wo sie gegenpusten kann - ich hab das versucht, fühlte sich ähnlich sinnvoll an wie einem volle fahrt heransausenden zug entgegenzupusten, wenn man auf den schienen steht..), ich hab mich noch schnell hingehockt in der hoffnung, dass das wasser meinem armen damm etwas hilft und mit einem press war der kopf draußen, ich rief "kopf, ohren!" - mein mann dachte ich spinne und ich würde ohren innen drin spüren *augenroll*, mit der nächsten welle schwamm dann da aber ein kind :-)

ich bin tatsächlich nur minimalst gerissen, wurde nicht mal genäht, das kind hat gleich ziemlich gemeckert (mein brillianter kommentar nach zwei minuten beschwerden vom baby "kannst du mal schauen ob er atmet?" *kopfschüttel*). plazenta kam recht fix im wasser (was eine schweinerei - sorry, aber die geburt an sich war echt ok im wasser, aber was danach alles so rauskam.. tststs..) und ich dann auch recht fix raus. draußen kind angelegt - stillt wunderbar mit ordentlichem zug und ich hab ne tüte marshmellows (schweinespeck) gegessen - paradies! nach ner weile großkind und meiner mutter bescheid gesagt - oma begeistert, großkind wollte weiterschlafen (achja, geburt ging von 2:15 bis 4:25 am 15.09.), eine dreiviertelstunde später kommen auch hebamme und doula. so froh ich war, dass sie zu spät kamen, so froh war ich, dass sie überhaupt für mich da waren. mit vor- und nachsorge war ich sehr zufrieden und wirklich erleichtert, dass sich jemand meiner innereien und der plazenta annahm. die plazenta haben wir das baby selbst abnabeln lassen - das war dann am fünften tag. bis dahin haben wir ihn nicht angezogen (da wir ihn auch nicht abgehalten haben, hatten wir einen irren berg wäsche..) und kaum rumgetragen. diese fünf tage waren auch ziemlich genau die, die ich fast ausschließlich im bett verbrachte, es passte also gut zusammen. am tag nach seiner endgültigen abnabelung haben wir ein kleines feuerwerk im garten gemacht - der große war selig, der kleine hat natürlich alles verschlafen.

meine plazenta war eindeutig ausgereizt, mit ordentlich verkalkungen (brach auch schon am ersten tag auf dann), kind hatte auch keine käseschmiere mehr und lange fingernägel. ansonsten 4.7kg, kopf 36cm, länge 55cm. wir finden ihn allerdings sehr klein und vor allem deutlich dünner als den großen bruder.

ich war die folgenden 48h mit dem verarbeiten der geburt beschäftigt - hab mich brav um mein kind gekümmert, aber die volle liebe hat erst danach zugeschlagen - jetzt ist sie aber da. die geburt an sich war für uns perfekt. besonders, dass wir wirklich allein waren, mein mann und ich (und natürlich das baby), war das absolut richtige und wirklich intensiv (und lustig). besonders die pressphase war klasse - überhaupt nicht beängstigend, völlig von innen gesteuert, ich hab das kind soooo gefühlt, schmerz kann man das wirklich nicht nennen.

ich weiß jetzt, wie neugeborene riechen, wie geburt riecht (TOLL!), wie lustig neugeborene ihre beine anziehen (das hat der große schon nicht mehr so extrem gemacht als wir ihn endlich hatten). ich hatte ein erstes stillen ohne neonlicht, radio, piepsende überwachungsgeräte und mit unverkabeltem baby, ich habe mein kind selber aus dem wasser gefischt (das war ja mein traum gewesen!).

ich bin immer noch verblüfft, wie perfekt die geburt war. es ist nicht eins der erlebnisse, die ich wieder und wieder erleben will, aber meine erinnerungen sind durchweg positiv. ich habe mich als so stark erlebt - nicht mal unbedingt körperlich, sondern mehr, dass ich keine angst hatte, dass ich dieses vertrauen in meinen körper und mein baby hatte, dass wirklich starke schmerzen (die eröffnungsphase war wirklich schmerzhaft!!) von mir so durchweg ausschließlich positiv empfunden werden können (auch währenddessen). gar nicht das gefühl, dass ich jetzt alles schaffen kann, weil ich geboren hab - nee! ich hab nicht mal das gefühl, dass bei der nächsten geburt alles gut und wunderbar wäre - mein starkes gefühl bezieht sich wirklich nur auf diesen moment und hat vor allem großen einfluss auf meine gefühle zum kleinen (und zu meinem mann by the way - er war so derart entspannt und glücklich während der geburt, das war wirklich unglaublich).

Antonia

Re: die für mich perfekte geburt :-)

Beitragvon Antonia » Do 4. Okt 2012, 16:51

ein wundervoller Bericht!!! Danke fürs Teilen! :herzen: :rosabrille: :rainbow:

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Ardilla
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Re: die für mich perfekte geburt :-)

Beitragvon Ardilla » Do 4. Okt 2012, 17:22

:danke: für diesen wunderbaren Bericht und natürlich die herzlichsten Glückwünsche :blume:
Das hast du echt toll gemacht!!! :princess:
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Re: die für mich perfekte geburt :-)

Beitragvon parapluies » Do 4. Okt 2012, 17:40

:danke: :clap:

fiori
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Re: die für mich perfekte geburt :-)

Beitragvon fiori » Do 4. Okt 2012, 19:22

Herzlichen Glückwunsch zu deiner perfekten Geburt und vielen Dank für´s Teilen :hearts:
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Re: die für mich perfekte geburt :-)

Beitragvon weib1969h » Do 4. Okt 2012, 22:32

:daumen: :applaus: :blume: :wolke: :princess: :flagge:
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Re: die für mich perfekte geburt :-)

Beitragvon Dready » Fr 5. Okt 2012, 11:46

Wunderschön und herzlichen Glückwunsch! :rainbow: :wolke: :clap: :flower:

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Re: die für mich perfekte geburt :-)

Beitragvon Nyaah » Fr 5. Okt 2012, 12:21

Liest sich toll!! Konnte mich richtig gut in die Situation rein fühlen :herzen: hach! Herzlichen Glückwunsch :rainbow:
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Re: die für mich perfekte geburt :-)

Beitragvon dunlaith » Fr 5. Okt 2012, 12:32

:flagge: :princess: :hearts: :rainbow: :danke: kolobok-party-dancers
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Re: die für mich perfekte geburt :-)

Beitragvon die eule » Fr 5. Okt 2012, 13:30

wunderschön :herzen:, alles gute für euch!
*7/2010* die Große, HG
*6/2014* der Wilde, AG
*11/2017* die Verrückte, HG

Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben.
- George Bernard Shaw -


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