Die Geburt unseres Winterwunders (HG nach KS)

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pünktchen
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Die Geburt unseres Winterwunders (HG nach KS)

Beitragvon pünktchen » Mo 10. Sep 2012, 10:16

ET+6
Vormittags war meine Hebamme zur Vorsorge da. Wir beide rechneten nicht damit dass die Geburt bald beginnen würde. Der Kopf war noch immer nicht fest im Becken, die erste Mumu Untersuchung der Schwangerschaft ergab einen nicht wirklich geburtsreifen Befund und wir besprachen schon einmal wie es weitergehen würde, sollte sich unser Baby noch sehr viel länger Zeit lassen, die große Schwester kam schließlich erst bei ET+15. Wenn es für mich in Ordnung sei, würde sie bei ET+10 ein CTG schreiben und sollte sich bis ET+14 nichts tun, noch einmal einen US machen lassen. Ich bekam noch etwas Eisenkrauttee und Wehenöl für eine Bauchmassage und wir verbrachten einen völlig normalen ruhigen Tag. Abends waren wir noch bei einem Freund zum Geburtstag eingeladen, wo ich kräftig bei der sehr leckeren Zwiebelsuppe zulangte. Zum Abschied meinte unser Freund nur, sollte heute noch die Wehen einsetzen würde er sich die Suppe als Einleitungsmethode patentieren lassen.
Zurück zu Hause trank ich meine letzte Tasse Tee, bekam noch eine kleine Massage bis unsere Tochter gegen 22 Uhr wach wurde. Müde wie ich war, kuschelten wir uns ins Familienbett dazu dazu und während ich versuche die Maus wieder in den Schlaf zu stillen bemerkte ich das erste kräftige Ziehen im Bauch. Einge Minuten später kam die nächste Wehe und nach einigen weiteren Minuten noch eine. Ich flüsterte meinem Mann zu, er solle mal die Zeit stoppen, da wären inzwischen drei Wehen gewesen. Die Abstände lagen bei 8 Minuten. Wirklich viel Bedeutung wollte ich dem noch nicht zumessen, bei unserer ersten Tochter hatte ich schließlich nächtelang immer wieder für ein paar Stunden Wehen bevor es richtig ernst wurde. Da ich nun doch nicht mehr schlafen konnte kuschelten wir uns zusammen, hörten noch eine Weile Hörbuch. während mein Mann mir schon kräftig ins Kreuz drücken mußte bei jeder Wehe.
Gegen Mitternacht hielt ich es dann aber im Bett nicht mehr aus und begann durch die Wohnung zu tigern, was die Wehenabstände schnell auf 3-4 Minuten verkürzte. Gegen 2 Uhr wurde die Große wieder wach. Als sie merkte dass ich nicht mehr im Bett lag, wollte auch sie auf keinen Fall weiter schlafen. Also beschlossen wir zusammen noch einen kleinen nächtlichen Spaziergang zu machen. Alle warm eingepackt, Tochterkind bei Papa auf den Rücken und zwei Runden durch den verschneiten Ort gedreht. Unser Stammbäcker, der gerade seinen Dienst antrat, hat ganz schön blöd geguckt, da ich schon reichlich am schnaufen war und bei jeder Wehe stehenbleiben mußte.
Zurück zu Hause bin ich unter die Dusche. Wenn es wirklich keine Geburtswehen waren, wollte ich wenigstens schlafen können. Doch weder wurden die Wehen weniger noch kräftiger. Also lief ich weiter durch die Wohnung, räumte hier und da noch etwas auf und beschloss gegen 4 Uhr es nochmal mit etwas Schlaf zu versuchen. Nach zwei Stunden durch regelmäßige Wehen gestörten Dämmerzustand, hielt mich nichts mehr im Bett.

ET+7
Um 7 Uhr weckte ich meinen Liebsten mit der Anweisung doch mal bei unserer Hebamme vorzuwarnen, dass sie heute wohl noch gebraucht würde. Inzwischen war ich doch so weit zu glauben, dass ich dabei war ein Baby zu bekommen. Also rief er unsere Hebamme an und verabredet in zwei Stunden nochmal zu telefonieren, falls ich nicht vorher das Bedürfnis nach ihrem Beistand hätte. Inzwischen mußte ich die Wehen schon kräftig vertönen. Wir Frühstückten und jedes tönen meinerseits kommentierte unsere Tochter mit einem "Mama ist müde". Aufgeregt wurde sie erst als wir ihr erklärten, dass Mama nicht müde ist sondern das Baby nun endlich aus dem Bauch will und sie zu Opa darf wenn sie möchte. Kurz nach dem Frühstück stand der auch schon in der Tür, traute sich aber kaum hinein und man merkte ihm an dass ihm die Situation reichlich unangenehm war.
Mein Liebster machte den Geburtspool startklar. Ich hing die meiste Zeit am Tragetuch das an einbem dicken Haken an der Decke angehängt war und vertönte die Wehen. Um 9 Uhr haben wir noch einmal mit unserer Hebamme telefoniert. Bei meinem tönen im Hintergrund sagte sie gleich, sie würde den Babymassagekurs für heut absagen und wäre, wenn wir sie nicht eher bräuchten, um 11 Uhr bei uns.
Gegen 10 Uhr und Wehen im 2 Minutentakt, war ich dann aber soweit, dass ich zugestimmt habe, sie doch schon etwas früher zu uns zu rufen. 20 Minuten später stand sie in der Tür. Die erste Untersuchung ergab super Herztöne von unserem Krümelchen, aber leider nur einen Mumu Befund von ca 3 cm, was mich doch etwas frustete, denn immerhin hatte ich nun schon seit gut 12 Stunden Wehen. Da mir langsam der Sinn nach einem Bad stand wurde der Pool befüllt, in dem ich es aber nicht sehr lange aushielt. Anders als bei ich es von der ersten Geburt kannte, waren dieses Mal die Wehen eigentlich nur im Stehen oder hocken auszuhalten und so wanderte ich weiter kräftig tönend durch die Wohnung. Nach einem kurzen Mittagessen verordnete unsere Hebamme uns dann eine Mittagsruhe und wenigstens den Versuch etwas Schlaf zu bekommen um bei Kräften zu bleiben. So bekam ich doch noch eine Stunde, wenn auch regelmäßig unterbrochenen, Schlaf. Danach waren die Wehen erstmal deutlich angenehmer und die Abstände waren länger, aber ich fühlte mich fit genug für die nächste Runde. Also beschlossen wir die Wehen nochmal vorsichtig homöopatisch anzustupsen und falls das nicht wirken sollte, eben auf einen ruhigen Abend und evtl auch eine ruhige Nacht zu hoffen. Gegen 16 Uhr nochmal eine Untersuchung und der Mumu war gerade mal bei 5 cm, Kopf noch immer abschiebbar am Beckeneingang. Unsere Hebamme fuhr nochmal nach Hause und wir machten den Versuch eines Spaziergangs. Unsere liebe Nachbarin, die von unseren Hausgeburtsplänmen völlig begeistert war, da sie selbst vor 45 Jahren ihre Kinder zu hause bekommen hatte, sah uns und fragte wann es denn nun endlich soweit sei mit dem Baby und guckete irritiert als wir ihr mitteilten das wir nun schon seit gestern abend dabei seinen. Lange dauerte der Spaziergang aber nicht, denn die Wehen wurden schnell wieder kräftiger so dass ich alle paar Meter mich auf meinen Mann stützen mußte und die Wehen kräftig vertönt habe. Und da nun plötzlich bei jeder Wehe auch gleich etwas Pipi mitkam, fühlte ich mich nun in geschützter Umgebung wohler.
Abends machte mein Mann dann nocheinmal eine Anruf bei den Großeltern. Tochterkind war den Tag über bei bester Laune und friedlich eingeschlafen. Das meine Schwiegereltern inzwischen die ganze Verwandschaft wild gemacht hatten, das das Baby kommt sagte mir zum Glück keiner.

Nach zwei weiteren telefonischen Lagebesprechungen haben wir unsere Hebamme dann gegen 23 Uhr zurückbeordert, da die Wehen wieder sehr kräftig im 2 Minutentakt kamen. Krümelchen vertrug die Wehen, nach inzwischen 24 Stunden, weiterhin bestens nur der Mumubefund lag weiterhin bei erst frustrierenden 7 cm und der Kopf war immernoch schwer beweglich am Beckeneingang. Ich wechselte zwischen Pool und Türrahmen hin und her und die Stunden vergingen.

ET+8
Den Großteil der Nacht verbrachte ich zwischen Pool, Sofa und Türrahmen. Inzwischen machte sich die Zwiebelsuppe jedoch mit ziemlich schmerzhaften Blähungen bemerkbar, was mir gemeinsam mit den Wehen echte Qualen bereitete, so dass ich mir schwor nie aber auch wirklich NIEMALS mehr in den Wochen vor einer Geburt Zwiebeln zu essen und dringend von einer Patentanmeldung abzuraten. Meine Hebamme schlug vor einen Einlauf zu machen und auch wenn das bisher eines meiner No Gos war, in dem Moment wär ich ihr dafür am liebsten um den Hals gefallen. Danach ging es mir auch wirklich um Längen besser.

Den Rest der Nacht saß unsere Hebamme einfach nur lächelnd auf dem Sofa und strahlte so viel Ruhe und Zuversicht aus, dass mir nicht einmal ernsthaft der Gedanke ans aufgeben gekommen ist. Dem Krümelchen ging es weiterhin bestens. Meinen Mann hatte zwischenzeitlich der Schlaf übermannt
Gegen 4 Uhr bemerkte ich nach einer Wehe ein leichtes tröpfeln, das muß die Fruchtblase gewesen sein. Ich teilte mein Vermutung meiner Hebamme mit „siehst du, das funktioniert doch alles von allein“, sagte sie nur. Die nächste Wehe ließ einige Minuten auf sich warten und dann setzte der erste leichte Druck nach unten ein. Noch einmal nach dem Mumu tasten und immerhin endlich 9 cm, der Kopf aber immernoch erst am Beckeneingang. Aber von allem Beckenschaukeln und Co ließ unser Baby sich herzlich wenig beeindrucken und weigerte sich hartnäckig tiefer zu rutschen.

Gegen 7 Uhr wurde dann unserer zweite Hebamme verständigt. Ich fühlte mich ehrlich etwas verarscht, als meine Hebamme sagte, es würde sicher nichtmehr lange dauern. Eine Stunde später stand sie dann in der Tür und nachdem sie sich das Spektakel ein paar Wehen lang angeguckt hatte, fragte sie ob sie auch nochmal untertsuchen dürfte, wie die Dinge denn so stehen, damit wir nun endlich ein Baby bekommen. Sie bat mich auch in einer Wehe einmal tasten zu dürfen und ich merkte wie dabei der Kopf tiefer kam als sie den letzten Saum von Mumu wegschob. Also erlaubte ich es noch in der nächsten Wehe. Die schlimmsten und schmerzhafteten Minuten der ganzen Geburt. Doch innerhalb dieser zwei Wehen sauste der Kopf vom Beckeneingang komplett durchs Becken. Die Herztöne, die bis dahin immer absolut vorbildlich waren fielen einmal kurz auf 80 ab, erholten sich aber sofort und meine Hebamme meinte nur "da ist wohl endlich jemand aufgewacht". Wenn unser Baby im Wasser kommen sollte, wäre es nun Zeit dorthin zu wechseln. Innerhalb von 8 Wehen arbeitete ich mich zurück in den Pool und hatte dabei bei jeder Wehe das Gefühl mein Baby gleich im laufen zu verlieren. Nach einer Weile der Positionssuche landete ich in der tiefen Hocke auf die Beine meines Mannes gestützt und zusätzlich vom Tragetuch gehalten. Langsam aber sicher ging mir die Kraft aus. Ich schob in jeder Wehe mit so gut ich konnte, fühlte immer mal nach dem Köpfchen, fühlte aber wie es nach jeder Wehe wieder etwas zurückrutschte. Doch die Anfeuerungsrufe meiner Hebammen spornten mich weiter an. Endlich war der Kopf geboren und mit der nächsten Wehe auch der Körper. Um 10:08 Uhr, an einem strahlenden Januarmorgen fischte ich mein Baby aus dem Wasser.

Gute 10 Minuten später konnten mein Mann seine Neugierde dann nicht mehr zügeln und wollte endlich wissen ob wir ein Jungen oder doch ein Mädchen bekommen haben. Mir war das vor Erschöpfung und Freude über die Geburt völlig egal und nebensächlich. Es ist ein Mädchen! Und das Ebenbild ihrer großen Schwester. Wir haben eine zweite Tochter. Da wir noch keinen Mädchennamen ausgesucht hatten, da wir uns bisher nicht enigen konnten, fing nun erstmal das Grübeln an. Nach etwa 5 Minuten hatten wir uns geeinigt. Letztendlich wurde es weder mein, noch der Favourit meines Mannes sondern etwas ganz anderes.

Für die Geburt der Plazenta wechselten wir ins Bett, kuschelnd, stillend und staunend über dieses kleine Wunder. Doch die Plazenta ließ nochmals gute 1,5 Stunden auf sich warten, so dass in mir doch schon ganz langsam die Befürchtung aufkam, dass wir nun am Ende doch noch nach einer wenn auch langen und anstrengenden aber geglückten Hausgeburt am Ende wegen einer störrischen Plazenta in die Klinik müssten. Aber auch diese Befürchtung bestätigte sich nicht. Die Plazenta kam und war vollständig. Unsere Tochter wurde vom Papa abgenabelt. Bei mir gab es keine schlimmeren Verletzungen (zwei kleine Abschürfungen und ein winziger Riß, aber nichts was hätte genäht werden müssen). Der erste Versuch aufzustehen endete jedoch mit einem totalen Kreislaufaussetzer, so dass ich von von meiner Hebamme stengste Bettruhe verordnet bekommen habe.

Ziemlich genau 36 Stunden anstengende aber wunderschöne Stunden von denen ich nicht eine Minute missen will.
Zuletzt geändert von pünktchen am Mo 10. Sep 2012, 11:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Herbstwunder 2013 KS nach abgebrochener HG

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Alva
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Re: Die Geburt unseres Winterwunders (HG nach KS)

Beitragvon Alva » Mo 10. Sep 2012, 10:44

Das klingt wirklich sehr anstrengend aber auch wunderschön! Toll, dass du so eine entspannte Hebamme hattest.
Drei Dinge sind uns aus dem Paradies geblieben: Sterne, Blumen und Kinder.
Dante

Unser Stück vom Paradies:
Konstantin 17.5.2012 - abgebrochene Geburtshausgeburt
Felicitas 25.10.2014 - schnelle Alleingeburt

Gummibär

Re: Die Geburt unseres Winterwunders (HG nach KS)

Beitragvon Gummibär » Mo 10. Sep 2012, 11:15

Wow, vielen Dank!! :knicks:

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Dodemele
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Re: Die Geburt unseres Winterwunders (HG nach KS)

Beitragvon Dodemele » Mo 10. Sep 2012, 11:16

:clap: super! Herzlichen Glückwunsch :flagge:
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m@nu

Re: Die Geburt unseres Winterwunders (HG nach KS)

Beitragvon m@nu » Mo 10. Sep 2012, 11:42

Schön das ihr so eine Ruhe hattet und euerm baby ganz viel Zeit gelassen habt :)

Liest sich total klasse, danke :rosabrille:

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brummel
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Re: Die Geburt unseres Winterwunders (HG nach KS)

Beitragvon brummel » Mo 10. Sep 2012, 11:53

Vielen Dank für diesen tollen Bericht!
Herzlichen Glückwunsch zur Tochter! :herzen:

Ich bin auch von deiner Hebamme begeistert. Ein sehr gutes Beispiel für kompetente Geburtsbegleitung.
2 Hausgeburtskinder

Antonia

Re: Die Geburt unseres Winterwunders (HG nach KS)

Beitragvon Antonia » Mo 10. Sep 2012, 12:07

Sehr schöner Bericht einer anscheinend sehr entspannten Geburt! :herzen:
Großartig!! :flagge:

pünktchen
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Re: Die Geburt unseres Winterwunders (HG nach KS)

Beitragvon pünktchen » Mo 10. Sep 2012, 13:09

Mein Mann sagte damals nach dem ersten kennenlernen mit der Hebamme "die ist aber sehr Feng shui". Und das war genau das was ich unter der Geburt brauchte. Jermand der einfach nur ganz viel Ruhe und Gelassenheit ausstrahlte. Wobei wir einige Wochen später die Geburt nochmal gemeinsam (meine zwei Hebammen, mein Mann und ich) durchgegangen sind und meine Hebamme sagte ich hätte die ganze Zeit so ruhig und selbstsicher gewirkt dass ihr nicht einmal der Gedanke gekommen ist das ich das nicht schaffen würde und ich sagte sie hätte die ganze Zeit so viel Ruhe und Vertrauen ausgestrahlt dass ich nur dachte "warum sollte ich das nicht schaffen". Wir haben uns also quasi gegenseitig darin bestärkt das alles gut ist. In der Klinik hätte ich ziemlich sicher wieder nen KS kassiert
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