Los ging alles im Februar, als ich überrascht feststellte nun doch noch einmal schwanger zu sein. Das war erst mal ein kleiner Schock, da ungeplant, aber wer den Termin zum Einsetzten der neuen Spirale immer wieder (aus Kostengründen) verschiebt, darf sich nicht wundern... Und recht schnell haben wir uns dann auch richtig gefreut!
Ein erster Termin bei meiner Frauenärztin in der 7. SSW zeigte eine normal beginnende Schwangerschaft und einen mandelgroßen Polypen am Muttermund. Bis zur 10.SSW verlief alles, wie bei meiner ersten Tochter. Schmerzende Brüste und Müdigkeit, aber gottseidank hatte ich auch diesmal absolut keine Probleme mit Übelkeit, etc.
Außer meinem Mann erzählte ich auch dieses Mal niemanden etwas.
Im März (11.Woche) saß ich auf der Toilette, als ich plötzlich merkte, dass etwas nicht stimmte. Ein heftiger Blutschwall landete in der Toilette mit großen Klumpen geronnenen Blutes (wie heißt das nochmal? Koagel???). Mir war sofort klar, dass dies das Ende der Schwangerschaft war. Noch von der Toilette machte ich einen Termin bei meiner Ärztin (für sofort) und versuchte gefasst zu bleiben. Irgendwie hatte ich schon damit gerechnet und bislang versucht, mich noch nicht zu sehr auf die Schwangerschaft zu konzentrieren/freuen.
Die Blutung hörte überhaupt nicht auf und da ich keine Binden im Haus hatte, fuhr ich mit einer halben Rolle Klopapier in der Hose zur Ärztin. Dort berichtete ich, was los war und sollte dann ins Wartezimmer. Das ging aber nicht, da das Blut konstant weiter lief... Also Wartezeit auf dem Klo verbracht. Irgendwann habe ich dann drauf bestanden als Notfall behandelt zu werden, da ich wirklich lange warten musste. Die haben da ein Schild stehen, auf dem steht, dass Notfälle vorgezogen werden. Ja was war ich denn?? Habe einen kleinen Aufstand gemacht


Ihre Vermutung war, das der Polyp aufgrund der Hormone sehr schnell gewachsen war und schließlich platzte. Ich bekam einen Termin für die nächste Woche. Ich kürze jetzt mal ab- alles wurde gut! Das Kind wuchs, keine Blutung mehr und auch der Polyp war verschwunden. Im weiteren Verlauf der Schwangerschaft verzichtete ich auf Frühdiagnostik, da eine Abtreibung sowieso keine Option für mich gewesen wäre. Meine Frauenärztin riet mir, in diesem Fall mein Geld zu sparen (sie klärte mich auch umfassend über die Ungenauigkeit dieser Tests auf)l. Den letzten Termin bei meiner Frauenärztin hatte ich in der 27 Woche. Sie machte mir Mut für die HG und meinte, sie könne sich das bei mir sehr gut vorstellen.
Je weiter ich war, desto weniger Untersuchungen wollte ich. Meine Hebamme machte nur das Nötigste- ich fühlte einfach, dass alles in Ordnung war.
Der ET war am 14. Oktober, aber eigentlich wusste ich schon, dass ich da wieder drüber gehen würde. Bei meiner Tochter waren es 12 Tage und dieses Mal sollte es wieder ähnlich werden. Wie auch in meinem Schwangerschaftstagebuch nachzulesen ist, wurde es eine sehr lange Wartezeit. Meine Hebamme war entspannt, aber irgendwann kommt der Punkt, wo man nicht mehr warten will. Ich bekam auch Angst, dass der Plan mit der HG evtl. nicht klappen würde. In einer Vollmondnacht, 14 Tage nach ET, sprang dann die Blase. Mit sexy Erwachsenenwindeln und Hörbüchern harrte ich im Bett aus, bis es endlich hell wurde. Mein Mann hatte noch nichts mitbekommen, weil er vor meinem Schnarchen in ein anderes Zimmer geflohen waren. Alle waren zuhause, da mein Mann Urlaub hatte und die Kinder Ferien. Wir freuten uns, das sich endlich etwas tat- aber das wars dann auch erst einmal wieder gewesen... Meine Hebamme kam um neun und wir unterhielten uns hauptsächlich. Keine vaginale Untersuchung, kein CTG. Sie tastete den Bauch ab, fragte nach Kindsbewegungen und machte mir Mut. Aber irgendwie war klar, dass die Wehen noch auf sich warten lassen würden. Also versuchte ich möglichst aktiv zu sein, ging spazieren. Aber bis zum Abend tat sich einfach nichts. Ich beschloss, mir 1 Esslöffel R-Öl in meine Suppe zu rühren (ja, ich weiß, nicht gut....aber ich hatte wirklich null Bock auf KKH!) und verbrachte den Abend mit meinem Mann vor dem Fernseher. Zwischendurch mal auf dem Klo, dann wieder TV. Als ich grade auf dem Klo versuchte das Grundsatzprogramm der Piraten zu verstehen, kam endlich die erste Wehe! Also, vielleicht sollten wir das Grundsatzprogramm der Piraten in die Liste der wehenfördernden Hausmittel mit aufnehmen (und wer weiß, wie das der Grünen wirken würde???). Ich habe mich echt gefreut, dass es losgeht und es auch gleich freudig meinem Mann erzählt. Die nächsten Stunden saßen wir auf dem Sofa mit unserer Funkuhr, die ich irgendwie brauchte, um zu wissen, wie lange die Wehe noch dauert. Tat irgendwie gut zu wissen, "so, jetzt nur noch 20 sek!". Zwischendurch hat uns der Fernseher abgelenkt. Die meisten Wehen hab ich im Vierfüßlerstand mit dem Gesicht in den Sofakissen veratmet. Sobald eine vorbei war, hab ich mich wieder auf die Sendung über Oldtimer konzentriert (sowas guck ich sonst eher nicht!). Eigentlich hatte ich ja geplant, viel im Tuch zu hängen, herumzuwandern und die Schwerkraft wirken zu lassen. Aber irgendwie kam ich nicht vom Sofa...3.00 Uhr Die Wehen kamen heftiger, alle 2-3 Minuten und mein Mann wollte die Hebamme anrufen. Ich wollte das aber nicht, da ich mit einer ähnlich langen Wehenphase wie beim ersten Mal rechnete. Stattdessen wollte ich auf einmal in die Wanne-zwischendurch, nur zum Entspannen! Also ließ mein Mann mir ein Bad ein und ich hastete in einer Wehenpause ins Bad. Das tat wirklich gut, obwohl die Wehen immer schlimmer wurden. Atmen wurde schwer, ich brachte oft nur ein Schluchtzen raus, wenn ich tönen wollte. Das ich kurz vor der Geburt stand, war mir irgendwie immer noch nicht klar. In einer Wehenpause rief mein Mann heimlich die Hebamme an, die ja auch noch eine halbe Stunde Fahrzeit hatte und bat sie zu kommen. Von halb vier bis halb fünf half er mir beim Tönen. Es war mir ohne ihn nicht möglich den Ton zu halten. Zwischendurch machte ich so merkwürdige Geräusche, dass wir richtig Lachen mussten. Ich hatte zwar echt starke Schmerzen, aber bei dieser Geburt immer das Gefühl, dass es das Kind vorwärtsbringt und das ich das schaffe. Ich war mir total sicher, dass alles gut läuft.
Als so zwischen vier und halb fünf die erste Presswehe kam, war ich total überrascht. Ich bat meinen Mann, nun schnell R. zu rufen und er erzählte mir, dass sie schon unterwegs wäre.
Erst war es mir etwas unheimlich, da ich ja keine Alleingeburt geplant hatte. Ich dachte dann an das Video von Owaki, mit welcher Gelassenheit sie da ihr Kind bekommt und dachte mir: "OK, war zwar nicht geplant, aber ich kann das auch!" Danke noch mal dafür, dass du so mutig bist, deine Geburtsvideos mit so vielen zu teilen, Owaki!!!!

So bei der dritten oder vierten Presswehe hörte ich die Haustür und unsere Hebamme kam ganz leise und unaufgeregt zu uns ins Bad. Ich war dann doch ganz froh, dass sie dabei war. S. fragte sie, ob sie mich untersuchen wolle, aber sie meinte nur: "So wie sie schon presst, ist alles bereit für die Geburt." Ich hatte bei den folgenden Wehen das Gefühl, das alles da unten einreißt und versuchte, das Kind etwas zurückzuhalten. Mit der Hand versuchte ich mich etwas zu schützen, aber irgendwann sollte es einfach nur vorbei sein....Kurz nachdem der Kopf da war, folgte auch endlich das ersehnte "Flutschen" und wir ließen unseren Sohn langsam auftauchen. Man, was war ich froh und meinem Mann und mir kullerten erst mal ein paar Tränen. Auf die Uhr schaute da natürlich keiner, so dass er jetzt die erratene Geburtszeit von 4.52 hat. Das Anlegen klappte noch in der Wanne und ich blieb auch noch im Wasser, bis die Plazenta kam. Die kam ca. ne halbe Stunde später mit relativ starken Wehen, auf die ich echt keinen Bock mehr hatte. Was war ich froh, als es endlich zum zweiten Mal flutschte!

Danach zog ich aufs Sofa um mit dem Kleinen und meinem Mann, während R. das Bad putzte. Die Kinder hatten tatsächlich alles verschlafen und sollten morgens ein sauberes Bad vorfinden (obwohl es sich in Grenzen hielt mit Blut und so...eine Geburt in der 'Badewanne ist doch recht praktisch und auch gar nicht so unbequem, wie ich vorher vermutet hatte). Nach einiger Zeit nähte R. meinen Riss, den ich leider doch hatte, während der Kleine auf meiner Brust lag. War nicht schlimm!
Um 7 wachten die Kinder auf und begrüßten ihren kleinen Bruder (den sie gleich Süßling tauften).

Ich bin total froh über dieses Geburtserlebnis und danke allen Hausgeburtshebammen, die trotz all der finanziellen und bürokratischen Schwierigkeiten Frauen eine entspannte Vor- und Nachsorge und Geburt in der vertrauten Umgebung ermöglichen.

