Mit unserem Käferkind wurde ich etwas überraschend schwanger , hatte somit im Vorfeld keinerlei Vorbereitung betrieben oder mir gar irgendwas besonderes ausgemalt, wie alles werden würde. Wir freuten uns beide von Anfang an sehr – und bewunderten in einem frühen Ultraschall diesen kleinen „Käfer“ in meinem Bauch, ja genau so sah er aus. Ich wusste sofort dass es ein Junge werden würde, nach meiner Rechnung müsste ich eigentlich nach Eisprung schwanger geworden sein, und war der Meinung dass es nur noch männliche Spermien in der Zeit geschafft haben könnten.
Jedenfalls hab ich zwar ein bisschen zum Thema gelesen , war aber der Meinung, weder Hebamme noch Vorbereitungskurs zu benötigen. Hab auch noch Vollzeit gearbeitet und war abends eh zu müde und hatte auch gar keine Lust, mich in einen „Hechelkurs“ zu setzen.
Der Plan war, mit einsetzenden Wehen das Krankenhaus aufzusuchen, und die würden mir dann schon sagen, was zu tun ist.
Und so wurde ich an 40+0 um 4:00 Uhr morgens mit einem mensartigen Ziehen und durchfallartigen Krämpfen im Bauch wach. Ich ging mehrmals auf die Toilette, duschte den Bauch warm ab (hatte keine Wanne), und irgendwann um 8:00 weckte ich meinen Mann und meinte, ich hätte alle 10 Minuten „Wehen“. Also ab in die Klinik, dort natürlich nur ein müdes Lächeln kassiert, Muttermund komplett zu, und das wären keine wirklichen Wehen, ich solle noch rausgehen und dann später kommen wenn es mehr werden würde.
Ok also, kalter Samstagmorgen im Januar – Hundeschultermin mit unserem Wolfshundmädchen. Ich saß auf der Isomatte am Rand des verschneiten Platzes und verzog alle paar Minuten leicht das Gesicht, fröstelte etwas, und guckte den Hunden zu. Anschließend wollten wir essen gehen, aber ich fühlte mich nicht wohl mit meinen „Wehen“ oder wasauchimmer, und so nahmen wir das Essen mit und ich kroch zuhause direkt wieder ins Bett. Am späteren Nachmittag, nach meiner Rechnung ja schon an die 12 Stunden nach „Wehenbeginn“, fand ich eigentlich, dass sich doch langsam was tun müsste , so lang habe ich mir die ganze Angelegenheit nun nicht vorgestellt. Also wieder in die Klinik (waren nur 5 Min mit dem Auto), dort ähnlicher Befund wie am Morgen – Muttermund zu, Wehen vieeeel zu schwach. Ich bekam ein Buscopanzäpfchen und den Auftrag, die Nacht noch zu schlafen und am nächsten Tag könnte es dann was werden mit der Geburt.
Nochmal nach Hause, ins Bett, ich hatte immer weniger Lust auf das alles, fand die Wehen inzwischen durchaus unangenehm. Und sie steigerten sich natürlich weiter, ich bekam Schüttelfrost, hab mich übergeben. Nach einigen Stunden konnte das mein Mann auch nicht mehr mit ansehen – und mir war auch klar dass ich SO nicht die Nacht überstehen wollte. Also wieder in die Klinik, es war so gegen 20:00 Uhr.
Dort wieder wenig Hoffnung, Muttermund bei 1 (!!) cm. Ich dachte das gibt’s doch nicht, das dauert ja eeewig, wie lange wird das wohl noch so weitergehen. Ich musste den Raum wechseln, inzwischen war wieder Schichtwechsel bei den Hebammen, sodass nun wieder eine neue an meiner Seite erschien (die dritte oder so an dem Tag), und ich wissen wollte was wir tun können. Ich hatte Schüttelfrost und schon keine Geduld mehr, nach 19 Stunden „Rumgewehe“ alle 10 min in steigender Intensität. Sie meinte für eine PDA wäre es eh noch viel zu früh, sie könne mir aber ein Schmerzmittel anbieten, damit ich etwas entspannen könnte, würde die Wehen aber weiterhin spüren.
So floss also das Meptid in meine Vene, ich habe durchaus entspannt, hörte auf zu zittern, und wurde zwar nach wie vor von regelmäßigen Wehen „gestört“, konnte aber die paar Minuten dazwischen immer etwas abschalten. Ich war langsam auch müde, war ja schon seit 4:00 Uhr wach, und wollte einfach nur schlafen, war eh benebelt im Kopf und blieb so schön im Bett liegen. Somit störte mich das Dauer-CTG auch gar nicht, dass da über Stunden dranhing. Meinem Mann wurde ein Bett im Nebenkreißsaal angeboten, es war wenig los die Nacht. Nur noch eine weitere Gebärende, und zwei Hebammen im Nachtdienst – also eigentlich luxuriöse Bedingungen.
Ich fand, ich bräuchte dann doch auch keine PDA mehr, es erschien mir alles etwas erträglicher – die Hebamme meinte nur: „Warten Sie mal ab bis die Infusion durch ist“. Oh je, wie Recht sie leider behielt, als die letzten Opiattröpfchen durch waren, kam ein Entzugsgefühl, sofort war der Schüttelfrost wieder da und die Wehenintensität erschlug mich. Ich hatte natürlich auch keine Ahnung wie ich damit atemtechnisch oder sonstwie umgehen sollte, eine Kurzanleitung gab es zwar, aber ich hatte Mühe es umzusetzen, ich spannte einfach auch viel mit an.
Es war inzwischen 1:00 Uhr am nächsten Tag, und die Hebamme schaute wieder nach dem Muttermund – „5 cm, wie schön“ – aber ich war entgeistert. Ich wollte die PDA, und zwar sofort.
Die Anästhesistin hatte nicht viel Lust, aber mir war das wurscht, ich wünschte nur sie hätte nicht alles soo im Zeitlupentempo vorbereitet, da mir jede einzige Wehe die noch kam unerträglich erschien. Die PDA saß sofort und wirkte perfekt, es war ca. 1:45. Ich war selig und schlief tatsächlich für gut anderthalb Stunden ein.
Ich wurde auf ein leichtes Druckgefühl hin wach, und rief die Hebamme „da drückt was“.
Die Antwort: „Kann nicht sein, die PDA wirkt doch mindestens 3 Stunden“
-„Naja es drückt trotzdem, vielleicht schauen Sie mal nach?“
-„Etwas nachgeben kann ich Ihnen trotzdem nicht. … Ah ja, da kommt ja schon der Kopf!“
-„Holen Sie dann bitte gleich meinen Mann?“
Der kam schlaftrunken an, laut Hebamme und CTG hieß es, ich hätte jetzt wohl „Presswehen“ und solle mal mitdrücken. Tatsächlich spürte ich bis auf wirklich nur leichten Druck keine Wehen und keinen Schmerz. Dafür fiel es mir leicht, kräftig zu pressen, denn ich war schließlich ausgeruht und es tat nix weh. Eine Assistenzärztin wurde auch hinzugerufen, nach kurzen Blickwechsel mit der Hebamme machte sie einfach *schnipp* und schnitt meinen Damm durch (brauchte sie wohl für ihren OP-Katalog oder so). Nur drei Presswehen später – 3:43 – war das Kind da.
Er kam direkt auf meine Brust und ich war noch etwas überrascht – huch, auf einmal ist da ein Baby – und er war so samtig und sauber und duftend – irgendwie hab ich etwas blutiges, schmieriges erwartet.
Ich meine dass dann nochmal ein kurzer Blickwechsel der beiden Geburtshelferinnen dazu führte, dass meine Infusion noch um etwas Oxytocin bereichert wurde, ich habs nicht weiter hinterfragt. Insgesamt verschwimmt da meine Erinnerung etwas, wie schnell abgenabelt wurde und wie bald danach die Plazenta kam, ich hatte ja mein Baby auf dem Bauch und war glücklich. Zwischendurch wurde er mir kurz zum Messen, Wiegen und anziehen abgenommen, kam aber direkt wieder auf meinen Arm, mein Damm wurde genäht.
In Zahlen: bei 40+1, 3630g, 55 cm, 34 cm KU.
Ich fühlte mich wie eine Patientin, nur aufs Bett rüberrutschen, liegen bleiben, keinesfalls alleine aufstehen! Immerhin war mein Kind ständig bei mir, eine fremde Hebamme zog meine Brustwarze zurecht und versuchte sie ihm in den Mund zu stopfen – ich hatte ja keine Ahnung vom Anlegen, merkte aber auch, dass Kind an die Burst halten irgendwie nicht ganz ausreicht. Er hat aber irgendwann angedockt und genuckelt, Mission erfüllt. Ich kam auf die Station, weil wenig los war hatte ich das Zimmer auch für mich alleine.
Ich war sooo müde, aber andererseits war da dieses Beistellbettchen mit meinem Baby da, und ich war aufgeregt etwas zu verpassen und schlief kaum. Was sich am Tag auch nicht nachholen ließ, da ich von Schwestern, Putzfrau, Menüabfragerin, Visite, Anästhesist, Krankengymnastin alle paar Minuten gestört wurde. Es nervte etwas, aber immerhin habe ich allen anderen Besuche untersagt, wollte die drei Tage „meine Ruhe“ haben.
Um das Bild der Krankenhausgeburt noch abzurunden, natürlich hieß es, er trinke zu wenig weil er zu schwach dazu wäre, ob es ok ist ihm etwas Glucose zu geben. Schulterzuckend stimmte ich zu, aber der brave Junge hat die Brühe direkt wieder ausgekotzt und sich dann weiter an meinem Busen versucht.
War ich unzufrieden oder gar unglücklich? Nein. Ich hab mir nichts ausgemalt, hatte keine Erwartung die nicht erfüllt wurde. Ich hab mein Kind geboren, und es kam direkt zu mir und blieb da auch, das war mir schon wichtig und so kam es ja immerhin. Das Ganze auch noch praktisch schmerzfrei und mit einer doch flotten Austreibungsphase.
Das ewige Gewehe im Vorfeld, das Hin- und Her zwischen Klinik und Zuhause, der stundenlang im Kreißsaal „gefangene“ Mann, die vielen Leute die auf Station dauernd ins Zimmer platzten – ja, das hat genervt, aber das betrachtete ich halt als üblich in Krankenhäusern und die Wehen vorher waren ja auch nicht zu ändern, ich befand es ja im vorfeld leider nicht für nötig mich damit irgendwie eingehender auseinanderzusetzen.
Fand ich irgendwas übergriffig oder fremdbestimmt? Auch nicht – ich hatte nichts gegen die Interventionen bzw. hab sie teilweise ausdrücklich gewünscht, und in der Zeit auch nicht als hinderlich empfunden. Mir dauerte das alles einfach zu lang und ich hatte von mir aus irgendwie Handlungsbedarf und dachte dass ich dafür schließlich auch im KH bin, „damit die was für mich tun“.
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