Schnelle Geburt - mit Zeit für Interventionen
Verfasst: So 23. Mär 2014, 18:25
Hallo Zusammen,
In zwei Tagen lerne ich meine HG-Hebamme kennen und habe dafür den Geburtsbericht meiner ersten KH-Geburt "hervorgekramt" und möchte Ihn mit Euch teilen.
Ich habe damals einige Tage nach der Geburt aufgeschrieben, wie alles in meiner Erinnerung ablief. Etwa ein halbes Jahr später habe ich versucht, die Geburt aufzuarbeiten, mit Hilfe des KH-Berichts und meiner Nachsorgehebamme.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich angefangen, mich mehr mit dem Thema zu beschäftigen und mir waren inzwischen auch so manche "Fehler" klar geworden.
Dann habe ich den Bericht noch etwas angepasst und z.B. Zeiten und Reihenfolge der Abläufe. Ich muss sagen, dass ich mit meiner damaligen Einstellung eigentlich noch "Glück" hatte, dass es so glimpflich abgelaufen ist.
1. Meine Gedanken und Vorbereitungen zur Geburt:
Ich war recht gelassen und offen für diverse Szenarien (mit oder ohne Schmerzmittel, Wanne oder Land, Gebärhocker oder Bett). Mit einer Geburt außerhalb der Klinik konnte ich jedoch nichts anfangen – irgendwie war mir das zu „esoterisch“ und ich war mir sicher, dass ich irgendwann sehr starke Schmerzen spüren würde (schließlich habe ich nur solche Berichte von Freundinnen gehört). Und dann wollte ich bitteschön ein Schmerzmittel, und nicht nur irgendwelche Globuli.
Ich wähnte mich auch gut vorbereitet – Hebamme ab dem 2. Monat (wegen Hyperemesis), Lektüre der „Hebammensprechstunde“ und eines Stillbuches, ein Geburtsvorbereitungskurs bei meiner Hebamme und ein Infoabend mit Kreissaalbesichtigung in unserem Krankenhaus.
Das Krankenhaus wirbt mit einer niedrigen Dammschnittrate und der Oberarzt begrüßt einen zum Aufnahmegespräch mit den Worten „das wird aber schon eine Spontangeburt, oder?“
Klang alles recht gut.
Das eine PDA im ungünstigsten Falle Kopfschmerzen auslösen kann oder- wenn es dumm läuft – man in der Pressphase kein Gefühl hat, hatte ich gehört. Nur wurde es als sehr selten dargestellt (auch im GVK) und ich hielt es mir als Option offen. Was ich nicht wusste war, dass die Wehen auch nachlassen können, die Wahrscheinlichkeit für operative Entbindungen steigen usw. Ich muss sagen, bei dieser Erkenntis fühlte ich mich von meiner GVK-Hebamme etwas "verarscht".
Dammassage führte ich ab der 32. Woche durch.
Meine Frauenärztin stresste mich die letzten Wochen vor der Geburt damit, dass mein Kind ja so groß sei und überhaupt schon so tief säße, ob ich denn noch nichts merke und dass er ja bestimmt viel früher käme. Ich hatte aber immer das Gefühl, dass er eben nicht früher kommt und auch der ET war für mich nicht „der“ Tag, an dem es passieren musste. Gut war, dass meine FA die letzten zwei Wochen im Urlaub war und ich nur noch zu meiner Hebamme ging – das nimmt den „Gebärdruck“ deutlich raus.
2. Es geht los – vom Blasensprung bis Klinik
Freitag, 1. September 2011, ET +1 gegen 17 Uhr;
Nach einem Nachmittagsschläfchen gehe ich zwei Stockwerke tiefer in unseren Betrieb, um Büroarbeiten zu erledigen.
Ich unterhalte mich gerade mit einem Mitarbeiter, als meine Fruchtblase platzt. Und ich meine „platzen“. Mir rinnt das Fruchtwasser sofort schwallartig die Beine herunter und färbt meine hellgraue Hose hübsch dunkel.
Mein Gegenüber merkt es gar nicht und palavert weiter – ich unterbreche mit „Tschuldigung, aber ich bräuchte jetzt ‚ne Jacke“ (Es war ein außerordentlich warmer Spätsommertag!)
Auf die Fragezeichen im Gesicht des Mitarbeiters weise ich auf die geplatzte Fruchtblase hin (ich stehe in einer Lache) und erkläre, dass ich so nicht durch das ganze Geschäft laufen möchte.
Ich muss grinsen – derjenige wird extrem hektisch und findet nach einigem Suchen eine Jacke, die ich mir herum binden kann. Er bringt mich durch den Personalbereich bis vor unsere Haustür und verschwindet wieder (etwas fertig mit den Nerven).
Als ich in meiner Tasche nach dem Schlüssel krame wird mir klar: selbiger liegt im Büro hinter der nun verschlossenen Tür zum Personaltrakt.
Mein Mann hört mein Sturmklingeln nicht – wie auch – die Glocke ist wegen unseres Umbaus momentan abgestellt.
Hektisches Klingeln am Personaltrakt – da gerade keine Schichtwechsel ist, hört mich auch dort niemand. Super – so muss das sein!
Ich könnte jetzt entweder eine lange Treppe nach unten watscheln, mich triefenderweise durch einen vollen Biergarten bewegen und jemanden suchen, der mich ins Büro lässt.
Oder noch ein paar Minuten versuchen, jemanden auf mich aufmerksam zu machen.
Ich entschließe mich für Letzteres. Nach langen Minuten hört mich Jemand, der gerade auf der Toilette war.
Der Wohnungsschlüssel ist schnell besorgt und ich kann meinem verdutzten Mann endlich eröffnen, dass es nun wohl losgeht. Zuerst dusche ich mich und ziehe mich um (mehrmals, bis ich beschließe, einen Rock zu tragen – das Fruchtwasser rinnt nämlich immer noch munter weiter. Himmel – wieviel Liter waren das eigentlich?)
Ich weiß zwar eigentlich, dass ich mich nicht hinlegen muss, rufe aber zur Sicherheit noch mal meine Hebamme an. Sie beruhigt mich, rät mir aber dazu, in den nächsten 3h ins Krankenhaus zu fahren.
Mein Mann schmiert uns noch einen großen Stapel Salamibrote, was sich später als sehr gute Idee erweist!
17:45 Uhr – ich lehne in der Küche auf der Arbeitsfläche und veratme meine erste nennenswerte Wehe.
Gegen 18 Uhr fahren wir ins Krankenhaus – die Wehen kommen jetzt schon alle 2-3 Minuten und ich stehe halb im Autositz. Mir geht es aber so gut, dass wir auf dem normalen Parkplatz parken und eine etwas längere Strecke zum Krankenhaus laufen. Das Wetter ist wunderbar – warm und sonnig. Ich nehme an, dass ich nach der Aufnahme erstmal wieder zum spazieren geschickt werde und freue mich, dass ich das dann bei diesem Sonnenschein im Klinikpark tun kann.
geht gleich weiter ...
In zwei Tagen lerne ich meine HG-Hebamme kennen und habe dafür den Geburtsbericht meiner ersten KH-Geburt "hervorgekramt" und möchte Ihn mit Euch teilen.
Ich habe damals einige Tage nach der Geburt aufgeschrieben, wie alles in meiner Erinnerung ablief. Etwa ein halbes Jahr später habe ich versucht, die Geburt aufzuarbeiten, mit Hilfe des KH-Berichts und meiner Nachsorgehebamme.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich angefangen, mich mehr mit dem Thema zu beschäftigen und mir waren inzwischen auch so manche "Fehler" klar geworden.
Dann habe ich den Bericht noch etwas angepasst und z.B. Zeiten und Reihenfolge der Abläufe. Ich muss sagen, dass ich mit meiner damaligen Einstellung eigentlich noch "Glück" hatte, dass es so glimpflich abgelaufen ist.
1. Meine Gedanken und Vorbereitungen zur Geburt:
Ich war recht gelassen und offen für diverse Szenarien (mit oder ohne Schmerzmittel, Wanne oder Land, Gebärhocker oder Bett). Mit einer Geburt außerhalb der Klinik konnte ich jedoch nichts anfangen – irgendwie war mir das zu „esoterisch“ und ich war mir sicher, dass ich irgendwann sehr starke Schmerzen spüren würde (schließlich habe ich nur solche Berichte von Freundinnen gehört). Und dann wollte ich bitteschön ein Schmerzmittel, und nicht nur irgendwelche Globuli.
Ich wähnte mich auch gut vorbereitet – Hebamme ab dem 2. Monat (wegen Hyperemesis), Lektüre der „Hebammensprechstunde“ und eines Stillbuches, ein Geburtsvorbereitungskurs bei meiner Hebamme und ein Infoabend mit Kreissaalbesichtigung in unserem Krankenhaus.
Das Krankenhaus wirbt mit einer niedrigen Dammschnittrate und der Oberarzt begrüßt einen zum Aufnahmegespräch mit den Worten „das wird aber schon eine Spontangeburt, oder?“
Klang alles recht gut.
Das eine PDA im ungünstigsten Falle Kopfschmerzen auslösen kann oder- wenn es dumm läuft – man in der Pressphase kein Gefühl hat, hatte ich gehört. Nur wurde es als sehr selten dargestellt (auch im GVK) und ich hielt es mir als Option offen. Was ich nicht wusste war, dass die Wehen auch nachlassen können, die Wahrscheinlichkeit für operative Entbindungen steigen usw. Ich muss sagen, bei dieser Erkenntis fühlte ich mich von meiner GVK-Hebamme etwas "verarscht".
Dammassage führte ich ab der 32. Woche durch.
Meine Frauenärztin stresste mich die letzten Wochen vor der Geburt damit, dass mein Kind ja so groß sei und überhaupt schon so tief säße, ob ich denn noch nichts merke und dass er ja bestimmt viel früher käme. Ich hatte aber immer das Gefühl, dass er eben nicht früher kommt und auch der ET war für mich nicht „der“ Tag, an dem es passieren musste. Gut war, dass meine FA die letzten zwei Wochen im Urlaub war und ich nur noch zu meiner Hebamme ging – das nimmt den „Gebärdruck“ deutlich raus.
2. Es geht los – vom Blasensprung bis Klinik
Freitag, 1. September 2011, ET +1 gegen 17 Uhr;
Nach einem Nachmittagsschläfchen gehe ich zwei Stockwerke tiefer in unseren Betrieb, um Büroarbeiten zu erledigen.
Ich unterhalte mich gerade mit einem Mitarbeiter, als meine Fruchtblase platzt. Und ich meine „platzen“. Mir rinnt das Fruchtwasser sofort schwallartig die Beine herunter und färbt meine hellgraue Hose hübsch dunkel.
Mein Gegenüber merkt es gar nicht und palavert weiter – ich unterbreche mit „Tschuldigung, aber ich bräuchte jetzt ‚ne Jacke“ (Es war ein außerordentlich warmer Spätsommertag!)
Auf die Fragezeichen im Gesicht des Mitarbeiters weise ich auf die geplatzte Fruchtblase hin (ich stehe in einer Lache) und erkläre, dass ich so nicht durch das ganze Geschäft laufen möchte.
Ich muss grinsen – derjenige wird extrem hektisch und findet nach einigem Suchen eine Jacke, die ich mir herum binden kann. Er bringt mich durch den Personalbereich bis vor unsere Haustür und verschwindet wieder (etwas fertig mit den Nerven).
Als ich in meiner Tasche nach dem Schlüssel krame wird mir klar: selbiger liegt im Büro hinter der nun verschlossenen Tür zum Personaltrakt.
Mein Mann hört mein Sturmklingeln nicht – wie auch – die Glocke ist wegen unseres Umbaus momentan abgestellt.
Hektisches Klingeln am Personaltrakt – da gerade keine Schichtwechsel ist, hört mich auch dort niemand. Super – so muss das sein!
Ich könnte jetzt entweder eine lange Treppe nach unten watscheln, mich triefenderweise durch einen vollen Biergarten bewegen und jemanden suchen, der mich ins Büro lässt.
Oder noch ein paar Minuten versuchen, jemanden auf mich aufmerksam zu machen.
Ich entschließe mich für Letzteres. Nach langen Minuten hört mich Jemand, der gerade auf der Toilette war.
Der Wohnungsschlüssel ist schnell besorgt und ich kann meinem verdutzten Mann endlich eröffnen, dass es nun wohl losgeht. Zuerst dusche ich mich und ziehe mich um (mehrmals, bis ich beschließe, einen Rock zu tragen – das Fruchtwasser rinnt nämlich immer noch munter weiter. Himmel – wieviel Liter waren das eigentlich?)
Ich weiß zwar eigentlich, dass ich mich nicht hinlegen muss, rufe aber zur Sicherheit noch mal meine Hebamme an. Sie beruhigt mich, rät mir aber dazu, in den nächsten 3h ins Krankenhaus zu fahren.
Mein Mann schmiert uns noch einen großen Stapel Salamibrote, was sich später als sehr gute Idee erweist!
17:45 Uhr – ich lehne in der Küche auf der Arbeitsfläche und veratme meine erste nennenswerte Wehe.
Gegen 18 Uhr fahren wir ins Krankenhaus – die Wehen kommen jetzt schon alle 2-3 Minuten und ich stehe halb im Autositz. Mir geht es aber so gut, dass wir auf dem normalen Parkplatz parken und eine etwas längere Strecke zum Krankenhaus laufen. Das Wetter ist wunderbar – warm und sonnig. Ich nehme an, dass ich nach der Aufnahme erstmal wieder zum spazieren geschickt werde und freue mich, dass ich das dann bei diesem Sonnenschein im Klinikpark tun kann.
geht gleich weiter ...