Hier kommt mein Geburtsbericht. Er ist doch sehr lang geworden, daher hab ich ihn in Abschnitte unterteilt.
ET bis ET+7 - Warten
Die Erinnerungen an diese Zeit sind schon sehr verschwommen.
Geprägt war sie jedenfalls von einem ständigen hin und her. An einem Tag hatte ich Wehen.
Ich spürte, dass mein Junge sich in Position brachte,
doch nach ein paar Stunden hörten sie immer auf und das Köpfchen rutschte zurück.
Am nächten Tag wartete ich vergeblich auf Wehen.
Meine Psyche fuhr genauso Achterbahn.
Mal kam ich gut mit der Situation zurecht,
aber gerade wenn die Wehen wieder weniger wurden, war mir nur noch zum Heulen.
Beim letzten Frauenarzttermin wurde unser "Zwerg" dann auf über 4kg geschätzt und ein Kopfumfang von 36cm gemessen.
Zusammen mit meiner Nierenstau entschieden wir daher,
auf eine Hausgeburt zu verzichten und lieber ins Geburtshaus zu fahren, wenn es so weit ist.
Es fühlte sich einfach nicht mehr gut an, zu Hause zu bleiben.
Zudem haben unsere Nachbarn auch noch mit Renovierungsarbeiten begonnen,
sodass das zu Hause kein ruhiges zu Hause mehr war (und ich hatte wenn tagsüber Wehen).
Wir versuchten verschiedenes, um unseren Jungen zum ausziehen zu überreden.
Wir gingen viel spazieren und in die Stadt, ich ließ Akupunkturnadeln setzen, trank Himbeerblättertee und Wehentee.
Doch nichts hatte den gewünschten Erfolg.
Das Rumlaufen regte zwar Wehen an, doch sie blieben nicht, das Selbe bei den Nadeln.
ET+8 / ET+9 - das Bauchgefühl
Es verstrich eine Woche und nichts hatte sich geändert.
Der Mumu-Befund blieb schlecht, das Köpfchen war immer noch abschiebar.
Und ich hatte immer noch nur schwache Wehen.
Als wir am Mittwoch (ET+9) zum Geburthaus zur Kontrolle fuhren,
stimmte das Bauchgefühl nicht mehr.
Ich hatte das Gefühl, ich bekomme von selbst keine andauernden Wehen.
Unterbewusst war die Entscheidung gefallen, doch es war nicht einfach sie bewusst zu akzeptieren.
Gebe ich nicht zu früh auf? Braucht der Kleine einfach noch etwas Zeit?
Wir mussten nun schon die erste Entscheidung für unser Kind treffen.
Und wir trafen sie: Wir entschieden uns für eine Einleitung im Krankenhaus.
Ich war so erleichtert, als wir uns im Geburtshaus dann endlich trauten,
diese Entscheidung nicht nur unterbewusst zu fühlen, sonder auch auszusprechen - ich hab erstmal geweint.
Endlich würde es losgehen.
Ja, es war nicht zu Hause oder im Geburtshaus, aber doch immerhin noch spontan und dafür in dem Krankenhaus,
dass ich schon kannte mit meiner Hebamme (bei Verlegung im Geburtshaus hätten wir in ein anderes Krankenhaus gemusst,
wo die Hebammen keinen Belegvertrag haben).
Nachmittags fuhren wir ins Krankenhaus.
Da sie dort aber immer noch maximal mittags noch einleiten, wurde nur ein CTG geschrieben und ein Vorgespräch geführt.
Dann durften wir nochmal nach Hause.
Eine leise Hoffnung hatten wir, dass es nun vielleicht ja doch noch von selbst losgehen würde - man ließt ja oft davon, dass, wenn dann die Einleitung ansteht, die Kinder doch noch schnell freiwillig die Bauchwohnung räumen.
Aber diese Hoffnung wurde nicht erfüllt. Ich hatte gar keine spürbaren Wehen.
ET+10 bis ET+12 - Einleitung ohne Erfolg
Am nächsten Morgen um 7 Uhr waren wir wieder in der Klinik.
Ich war voller Erwartung. Ich wusste, eingeleitete Wehen können sehr schmerzhaft sein,
doch ich wollte einfach nur noch endlich mein Kind in den Armen halten.
Es wurde mit Gel eingeleitet und ich bekam regelmäßige Wehen.
Ich weiß nicht mehr genau, wie welcher Tag genau ablief,
doch es blieb bei dem, wie es zu Hause war.
Ich hatte Wehen, die auf dem CTG auch gut aussahen,
sie öffneten auch ein wenig den Mumu, doch das Köpfchen rutschte nicht tiefer.
Wenn ich spazieren ging, wurden die Wehen heftiger, ich spürte einen zu nach unten und das Köpfchen stand auch besser,
doch abends hörten die Wehen immer auf und das Köpfchen rutschte zurück.
Ich bekam einfach keine Geburtswehen.
Es war so frustrierend. Ich bin nur so froh,
dass wir ein Familienzimmer haben konnten und mein Mann ganze Zeit bei mir bleiben konnte.
Zudem hatten wir so wirklich einen Rückzugsort - soweit man das im Krankenhaus haben kann.
ET+13 - die Entscheidung für KS
Nach drei Tagen erfolgloser Einleitungsversuche wurde mir klar: Es passt nicht.
Warum auch immer. Jedes Mal, wenn es sich gut anfühlte - egal ob zu Hause oder im Krankenhaus,
hörten die Wehen schlagartig auf.
Jedes Mal wenn ich dachte, nun müsste es losgehen, noch ein bisschen heftigere Wehen und die Geburt beginnt, war Schluss.
Am vierten Tag sollte eine Pause gemacht werden.
Wir saßen in unserem Zimmer und ließen beim Frühstück die vergangenen Tage Revue passieren.
Wir waren beide sehr erschöpft von der Warterei zu Hause und nun hier das Selbe - nur mit deutlich mehr Untersuchungen.
Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich das noch ändern würde, denn die letzten Einleitungen schienen auch nicht wirklich anzuschlagen.
Also was tun? Am nächsten Tag die Prozedur weiter machen? So weiter gehen bis die Ampeln auf Rot springen?
Mir und meinem Baby ging es noch gut. Doch sollen wir wirklich solang weiter machen, bis dem nicht mehr so ist?
Für uns war auf jeden Fall klar: Ein Kaiserschnitt ist ein sehr wahrscheinlicher Ausgang.
Die Frage war nur, entscheiden wir uns dafür oder entscheiden die Ärzte es früher oder später.
Wir erzählten unserer Hebamme von unseren Sorgen und Gedanken.
Auch ihr Bauchgefühl stand nicht mehr so gut. Ich war schließlich deutlich über Termin und es war auch ihr ein Rätsel, warum die Einleitung so schlecht ansprach und warum das Köpfchen nicht dort blieb, wenn es Fortschritte gemacht hatte.
Also beschlossen wir, uns zum Thema Kaiserschnitt von der Oberärztin aufklären zu lassen.
Daraufhin hatten wir etwas Zeit für uns allein, um darüber nachzudenken.
Besonders die Folgen für Folgeschwangerschaften machten mir Sorgen.
Doch selbst mit dem ganzen Wissen blieb einfach das schlechte Bauchgefühl.
Dazu noch die Fakten: großes Kind mit großem Kopfumfang, viel Fruchtwasser und die Tatsache, dass das Köpfchen trotz Wehen nicht ins Becken kam und der Mumu-Befund am morgen sogar fast wieder schlechter war als am morgen davor. Und wir waren schon bei ET+13.
Ich dachte nur noch entweder jetzt Kaiserschnitt - oder am Ende Notkaiserschnitt.
Ich glaubte nicht mehr an eine spontane Geburt, auch wenn meine Hebamme und die Ärzte es noch nicht ganz aufgegeben hatten.
Ich glaubte nicht mehr daran, dass sich die Situation mit dem Kopf ändern würde.
Wir entschieden uns für den Kaiserschnitt. Ich hatte Frieden mit dieser Entscheidung.
Die Geburt
Wir mussten noch ein paar Stunden warten, da ich gefrühstückt hatte. So saßen wir auf unserem Zimmer und bereiteten uns auf die OP vor.
Ich ging nocheinmal duschen. Bald würden wir unseren Kleinen endlich in den Armen halten.
Natürlich kamen in dieser Zeit auch nochmal die Fragen hoch, die ich mir morgens auch schon gestellt hatte:
War ich nun einfach zu ungeduldig? War mein Bauchgefühl "echt" oder interpretierte ich in den Wehenverlauf zu viel hinein?
Doch ich spürte: Die Angst, dass es nun nur noch in die falsche Richtung weiter geht, wenn wir weiter warten und einleiten, überwiegte.
Ja, es lag noch keine Pathologie vor, die den Kaiserschnitt umbedingt nötig machte.
Doch ich war nicht mehr bereit, es zu riskieren, dass diese Pathologie entstand und es meinem Baby oder mir schlecht geht.
Um 15 Uhr holte uns unsere Hebamme im Zimmer ab. Im Kreißsaal wurde ich ins Wehenzimmer gefahren, wo wir OP-fertig gemacht wurden. In aller Aufregung haben wir dann zunächst unsere Kamera vergessen, daher flitzte mein Mann nochmal schnell ins Zimmer, um diese zu holen. Wir wollten doch gern ein paar unserer ersten Momente aufnehmen.
Ich bekam in der Zeit mein OP-Hemdchen und mein Mann dann auch seine OP-Kleidung.
Zu der Vorfreude mischte sich nun Angst. Angst vor der Spinalen und den Schmerzen nach der OP. Ein paar Tränen rollten.
Auf Wehenschmerz fühlte ich mich besser vorbereitet als das, was nun auf mich zu kommen würde.
Um halb vier war es dann so weit. Meine Hebamme führte mich zum OP. Ich durfte selbst gehen. Als ich in den OP-Saal kam, musste ich erstmal Schlucken. Zum einen hab ich ihn mir doch deutlich größer vorgestellt - aber hier herrschte ähnlicher Platzmangel wie in den Kreißsälen, wenn man bedenkt, dass bei einer OP auch noch mehr Leute um einen herumspringen.
Das zweite, was mich fast ein wenig erschreckte, war der OP-Tisch. Das war so eine Mischung aus gynokologischem Stuhl und Liege. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, zumindest nicht das. Naja, der erste Schreck war schnell verflogen, denn es ging schon los.
Ich setzte mich auf den Tisch und die Anästesisten begannen ihre Arbeit. Wieder rollten ein paar Tränen, denn das, wovor ich mit am meisten Angst hatte, würde gleich geschehen. Meine Hebamme war ganze Zeit bei mir und hielt meine Hand.
Es dauerte etwas länger, denn die Assistenzärztin traf zunächst die Stelle nicht. Beim zweiten Versuch nahm der Oberarzt es selbst in die Hand und die lag gut. Sofort begannen meine Beine an zu pizeln.
Ich wurde auf den Rücken gelegt und der Vorhang wurde vor meinem Gesicht aufgebaut, worauf die Ärztin anfing mich zu putzen.
Die Aufregung stieg und ich fragte nach meinem Mann, den ich in dem Moment sehr vermisste.
Er wurde schon abgeholt und war wenige Augenblicke später bei mir. Ab dem Moment hatte ich nur Augen für ihn.
Es ging alles ganz schnell. Nur vier Minuten später, um 16:04 Uhr, hörten wir den ersten Schrei unseres Sohnes.
Ich war so froh. Mir stiegen gleich die Tränen in die Augen und ich glaube, ich brabelte etwas wie "das ist unser Sohn!" "ich bin Mama" oder so ähnlich. Genau weiß ich es nicht mehr. Ich kann mich nur noch genau an dieses überschwängliche Glücksgefühl erinnern.
Die Ärzte hielten den Kleinen auch hoch, doch ich hab gar nicht zu ihnen geschaut, ich hatte nur Augen für meinen Mann.
Die 10 Minuten, bis der Kleine vom Kinderarzt zurück war, waren wie eine Ewigkeit.
Als er endlich wieder bei uns war, konnte ich mein Glück kaum fassen. Wir wollten ihn eigentlich auf meine Brust legen, doch leider war der Vorhang im Weg. Meine Hebamme hielt ihn daher dicht an mein Gesicht. Es war wunderschön. Er saugte sich dann bald an meiner Backe fest. Es war ein irres Gefühl. Ich kann mich heute noch genau an die Stelle erinnern, wo er sich festsaugte.
Nach einer Weile verließen mich dann mein Mann mit unserem Sohn, während ich noch fertig genäht wurde.
Als ich in das Wehenzimmer zurück gefahren wurde, lag dort mein Mann auf dem Wehenbett mit unserem Kleinen auf dem Bauch. Das ist auch ein Bild, dass ich wohl nie vergessen werde.
Dann konnte ich richtig mit dem kleinen Schatz kuscheln und ihn auch das erste Mal anlegen. Der kleine Racker hatte das gleich richtig drauf, wie das funktioniert mit der Brust. Es war richtig schön.
Unser "Zwerg" kam mit 3765g, 52cm Länge und 37cm Kopfumfang zur Welt. Nicht ganz das Schwergewicht wie im US gemessen, doch ganz der Dickkopf wie erwartet.
Das Wochenbett
Ich hatte anschließend kaum Schmerzen und konnte am nächsten Tag bereits aufstehen.
Am Schlimmsten war eigentlich das Wochenbett im Krankenhaus.
Das Stillen hat zwar gut geklappt. Mein Mann ist nachts immer tapfer aufgestanden, um mir den Kleinen ins Bett zu reichen. Und das, wo er meist alle zwei Stunden nach der Brust gerufen hat.
Doch der Kleine nahm zunächst zu schnell ab, weswegen wir einmal zufütterten, da wir nicht die Kraft hatten uns mit den Schwestern einen Kampf zu liefern und natürlich gleich mit Verlegung des Kleinen in die Säuglingstation gedroht wurde. Dabei hatte er gar keine Schwächeanzeichen, nur die Waage zeigte die falschen Zahlen an - im wahrsten Sinne des Wortes, wie sich dann auch für ein Messergebnis rausstellte, denn der Akku der Waage war leer.
Unsere Hebamme unterstützte uns so gut es ging. Mit etwas Pumpen beschleunigten wir bei mir die Milchbildung, damit unser Junge im Gewicht nicht weiter abfiel und wir auf die dumme Pre-Nahrung sofort wieder verzichten konnten. Der Plan ging auf. Er hielt das Gewicht und nahm schließlich zu.
Irgendwie haben wir dieses Theater dann überstanden und ich war einfach heil froh, als wir am Donnerstag, nach insgesammt 8 Tagen Krankenhaus endlich nach Hause konnten.
Zu Hause klappt das Stillen wunderbar, der richtige Milcheinschuss ging sofort los und der Babyspeck bildet sich rasch.
Das ist meine Geschichte.
Warum er nicht ins Becken gerutscht ist? Wir werden es nie wissen. Viel Fruchtwasser, die Nabelschnur hatte er sich komisch um den Körper gewickelt, ein großer Kopfumfang und eine ungünstige Kopfform - alles mögliche Gründe.
Wäre er vielleicht doch noch spontan gekommen?
Vielleicht, doch ich glaube nicht.
Was aber viel wichtiger ist: Ich habe ein gesundes Kind neben mir liegen und auch ich bin relativ fit.
Wir haben alles gut überstanden und hoffen einfach, dass bei mir weiterhin alles gut verheilt und sein Geschwisterchen es dann auf natürliche Weise schafft.
Ich hatte eine sehr schöne, ruhige Kaiserschnittgeburt. Wenn jemand einen Kaiserschnitt bekommt, wünsche ich ihr, dass sie eine solchen erleben darf wie ich.
LG
Rose