Der lange Weg unseres Rumpelchens

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JulianeM
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Der lange Weg unseres Rumpelchens

Beitragvon JulianeM » Sa 31. Aug 2013, 19:11

Am 21.08. waren wir abends noch bei guten Freunden, die einen mit Luise gleichaltrigen Sohn haben, zur Geburtstagsfeier der Mama mit Grillen eingeladen. Bis zum ET sollte noch eine Woche verstreichen und ich fühlte mich nicht so als würde sich unser Kleines bald auf den Weg machen wollen. Bei der Verabschiedung gegen 21:00 Uhr verabredeten wir uns für den nächsten Nachmittag zum Treffen unserer Krabbelgruppe und Sandra scherzte noch, dass ich ja vielleicht am nächsten Tag auch schon mit anderen Dingen beschäftigt sein würde. Ich ahnte nicht, dass sie recht behalten sollte.
Um 0:00 Uhr, als ich gerade ins Bett gehen wollte, hatte ich die erste Wehe, wobei ich sie noch nicht so ernst nahm, aber es war anders als die sonstigen Kontraktionen. 20 Minuten später wieder eine. Ich ging zur Toilette, wo mir schon große Teile des Schleimpfropfes entgegenkamen. Mist – dachte ich, es geht jetzt los und das obwohl morgen früh um 7 wieder Handwerker bei uns vor dem Fenster auf dem Gerüst rumwerkeln werden. Baby, hättest du dir nicht noch ein paar Tage Zeit lassen können? Die Wehen wurden recht bald regelmäßig mit etwa 6 minütigem Abstand und ich weckte meinen Mann, der vor dem Fernseher eingeschlafen war. Wir legten uns zusammen ins Bett und ich verbrachte die Nacht im Hader damit, ob ich unter diesen Umständen wirklich mein Baby bekommen wollen würde. Zwischendurch mischte sich aber auch immer wieder eine frohe Erwartung in mein Gefühlswirrwarr und ich konnte die Wehen gut annehmen und Abstand von der äußeren Situation gewinnen.
Am Morgen duschte ich, kochte Kaffee und frühstückte etwas, um dann meinen Mann zu wecken. Die Wehen waren inzwischen kräftig, aber gut auszuhalten. Ich probierte immer wieder verschiedene Positionen und Tön-Laute, um herauszufinden, was mir gut tut. Stefan machte inzwischen den Pool startklar und hängte die Fenster in Bad und Geburtszimmer mit Decken ab. Ich legte meine Geburtsmusik auf und rief Martina, meine Hebamme, an. Sie kam gegen 9:00 Uhr und untersuchte mich. In der Wehe war der Mumu bereits 7cm geöffnet und schon gut nach vorne gekommen. Herztöne des Babies waren gut, so dass Martina sich noch mal verabschiedete, um gegen Mittag wiederzukommen. Ich ließ Wasser in die Badewanne, um zu testen, ob mir die Wärme überhaupt behagt. Es war sehr angenehm im Wasser und so befüllten wir den Pool. Gegen 12:00 Uhr ging ich in den Pool; die Wehen waren inzwischen nur mit lautem Tönen zu bestehen und ich hatte in manchen Wehen schon Druck nach unten und das Gefühl mitschieben zu müssen. Stefan kam zu mir in den Pool und ich konnte mich bei ihm anlehnen, was mir viel Kraft gab. Als Martina gegen 1:00 Uhr untersuchte war der Mumu in der Wehe vollständig und das Köpfchen auf Beckeneingang. Herztöne weiterhin gut. Um 15:00 Uhr, Stefan hatte uns verlassen, um Luise zur Krabbelgruppe zu bringen, war der Befund unverändert, obwohl die Wehen an Heftigkeit und Frequenz eher zunahmen. Martina bat mich, aus dem Wasser zu kommen und wir probierten Wechsellagerung und Beckenschaukeln. Eine Stunde später war das Köpfchen immer noch nicht tiefer gekommen und Martina schlug vor, die Fruchtblase zu öffnen. Da ich diesbezüglich ja durch mein erstes Geburtserlebnis sehr negative Erfahrungen gesammelt hatte, lehnte ich dies ab. Da ich mittlerweile wirklich erschöpft war und sich ob des unveränderten Befundes langsam Resignation bei mir breitmachte, willigte ich ein, ins KH zu fahren. Die Fahrt von 35km war natürlich schlimm, aber nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Nach dem Einchecken im Kreißsaal Blutentnahme und Buscopaninfusion. Außerdem auf meinen Wunsch einen Wehenhemmer in geringer Dosierung. Ich fühlte mich etwas besser, die Wehen kamen seltener und waren besser auszuhalten. Ich schöpfte wieder Kraft. Wir machten nochmal einige Positionswechsel und ich sollte versuchen mitzuschieben. Tatsächlich hatte sich bei der nächsten Untersuchung das Köpfchen bis zur Beckenmitte vorgearbeitet. Die Fruchtblase sprang bei der Untersuchung, das Fruchtwasser war grün, aber ohne Trübung. Der Anästhesist, der bereits beim Eintreffen im KH wegen einer PDA (auf meinen Wunsch und im vollen Bewusstsein der Risiken bei Z.n. Sectio) angefragt war, kam nun nach 2h endlich. In Anbetracht des Geburtsfortschritts wollte er aber keine PDA legen, sondern injizierte eine geringe Menge Lokalanästhetikum und Opiat in den Spinalkanal. Dies sollte 2h die Schmerzen stillen und bis dahin, so sagte er, sei das Baby sicher auf der Welt. Nun kam noch der Oberarzt der Gyn hinzu. Er untersuchte und sagte, das Kind würde auf jeden Fall normal geboren werden. Aufgrund der Erschöpfung und der Spinalanästhesie ging aber nun mein Blutdruck ordentlich in die Knie und ich war zur Rückenlage gezwungen. Wehen merkte ich und konnte auch gut mitpressen. Dennoch ging es sehr schleppend voran, so dass der Oberarzt unserem Baby schließlich mit der Saugglocke auf die Welt half. Natürlich hakte es mit der Schulter auch noch etwas, was mir einen Dammriss 2. Grades bescherte. Dank der Spinalen spürte ich ja weder die Saugglocke noch den Riss noch das anschließende Nähen. Oh Segnungen der modernen Medizin :ironic: … Um 21:00 Uhr war unser Baby nach 21h Wehen endlich geboren. Wir sahen nach, ein Junge. Theo. Ich bekam ihn direkt auf meine Brust. Trotz aller Eingriffe war ich in diesem Moment glücklich und ein bisschen stolz :wolke: . Nicht dieses Versagensgefühl wie nach der Sectio.
Feedback der Hebamme war, dass wohl irgendetwas mit meinem Becken doch nicht stimme bei zwei Geburtsverläufen dieser Art. Sie würde bei einem dritten Kind keine HG anstreben.
Mir geht’s nun eigentlich mit dieser Geburt schon viel besser als mit der Sectio, aber dennoch hätte ich die letzten 4h im KH natürlich gerne vermieden. Dennoch weiß ich nicht, wie es zu Hause weitergegangen wäre… Wäre der Kleine dort irgendwann rausgekommen oder hätten mich die Wehen irgendwann in die Knie gezwungen. Und eine leise Stimme fragt natürlich, warum meine Geburten so lang und schmerzhaft verlaufen. Warum ich irgendwann zu schwach werde, um die Wehen auszuhalten. Ob ich doch ungeeignet bin, Kinder auf die Welt zu bringen…
Nichtsdestotrotz sind mein Mann und ich froh, so lange zu Hause geblieben zu sein und würden auch beim nächsten Kind wieder eine HG planen.
Luise 12/2011, sekundäre, klinikproduzierte Sectio
Theo 08/2013, abgebrochene HG, spontan im KH
Charlotte 07/2015, Alleingeburt
Anni 05/2017, stille Geburt in der 30. SSW im KH
Benno 05/2018, spontan im KH
Fridolin, 09/2023, spontan im KH

Antonia

Re: Der lange Weg unseres Rumpelchens

Beitragvon Antonia » Sa 31. Aug 2013, 19:22

... Ob ich doch ungeeignet bin, Kinder auf die Welt zu bringen…
Nichtsdestotrotz sind mein Mann und ich froh, so lange zu Hause geblieben zu sein und würden auch beim nächsten Kind wieder eine HG planen.
Du HAST dein Kind auf die Welt gebracht, natürlich bist du geeignet!!

Ob dein Theo auch zu hause auf die Welt gekommen wäre, oder ob es zu erschöpfend für dich gewesen wäre, kannst du im Nachhinein nicht mehr klären- ich kenne diese Gedanken, in mir steigen sie nach der letzten Geburt auch immer wieder hoch. Aber das wichtigste ist doch, dass du trotz der (vermeintlichen) Schwierigkeiten spontan geboren hast- du kannst es, du hast es gemacht! :hug:

Und dein letzter Satz ist wunderbar und zeigt doch auch, dass du das eigentlich weißt! Den größten Teil der Geburt hast du zuhause gemacht. Aus deinem Bericht liest sich für mich auch kein dringendes Bedürfnis nach KH raus, sondern eher...ich weiß nicht...das Bedürfnis der Hebamme? Unsicherheit? Ich kann und möchte das nicht beurteilen. Auf jeden Fall hört sich der Teil zuhause sehr harmonisch an!

herzlichen Glückwunsch noch mal! Du hast dein Kind geboren. Und wenn ich so daran denke, welche Ängste und Zweifel dich noch vor Monaten geplagt haben, hast du doch einen riiiiiesigen Schritt gemacht!! :herzen:

MorgaineDAvalon

Re: Der lange Weg unseres Rumpelchens

Beitragvon MorgaineDAvalon » Sa 31. Aug 2013, 21:56

liebe juliane,

erst mal herzlichen glückwunsch! du hast tolles geleistet!

im alten forum hatten wir uns doch private nachrichten geschrieben, das sollten wir wieder aufnehmen und uns auch mal treffen wenn du magst.

machst du die nachsorge eigentlich mitJudith oder mit M? bei mir war es ja schlussendlich so, dass ich julia nicht wollte, M in der hinterhand hatte für die geburt und bei judith vor- und nachsorge machte bzw. die rückbildungsgym mach ich momentan auch bei Judith.

ich würde an deiner stelle auch wieder eine HG planen, denn dein körper hat bewiesen, dass er gebären kann. die saugglocke hat dein baby ja nicht runtergeholt, sondern nur die letzten cm des austritts nachgeholfen, aber durchlässig ist dein becken, wie man gesehen hat.

bei meiner freundin war es ähnlich: erste geburt sek. sectio, zweite geburt vakuumextraktion, dritte geburt geburtshaus geplant (das hätte auch ohne probleme geklappt, sie hat dann nur auf grund eines nierenstaus, der nichts mit der geburt zu tun hatte, in der klinik entbunden, aber ohne zange!).

Hibbeltrine
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Re: Der lange Weg unseres Rumpelchens

Beitragvon Hibbeltrine » So 1. Sep 2013, 08:46

Erstmal meinen herzlichen Glückwunsch zum Rumpelchen! :hallo: :blume: :princess: :rainbow:

ICh wünsche euch eine schöne Kuschelzeit! :princess: :wolke: :herzen: :babyglueck: :byhop:

War deine HG-Hebamme auch deine Hebamme im Krankenhaus? Das hab ich jetzt nicht so richtig rausgelesen.

Mach dir keine Gedanken wegen deinem Körper oder warum deine Geburten so schmerzhaft sind. Das ist nicht bei deinen Geburten, das ist bei uns allen so und das war auch schon immer so.Irgendwann kommt jede mal an den Punkt, wo sie schwach wird, nicht mehr kann. An dem Punkt kommt es auch ein bisschen darauf an, wie die Unterstützung von außen (Hebamme) ist. Dein Körper hat wunderbar gezeigt, dass er Kinder zur Welt bringen kann, auch unter diesen erschwerten Umständen (Rückenlage, Saugglocke). Theo hat sich doch runtergedreht! Er konnte das und du kannst das auch (gebären, meine ich).

Diese Becken-Erklärung...Hm, ich weiß nicht...Ich hab das zwar auch schon öfter gehört, bezweifel aber einfach mal als Laiin mit gesundem Menschenverstand dass da was dran ist. Mag sein, dass das für die Fachleute eine befriedigende Erklärung ist, ich glaub aber, dass jede Frau, egal, wie ihr inneres Becken gebaut/geformt ist, gebären kann. Wir sind von der Natur dazu gemacht! Warum sollte die Natur uns ermöglichen, ein Kind von der Befruchtung und Zellteilung an perfekt in unserem Körper ranwachsen zu lassen und dann unser Becken so gestalten, dass dieses Kind nicht rauskommt? :hug: Theo hat es doch auch geschafft. :hug:
- Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd (William Shakespeare) -

Es grüßt die Trine (Boardgrantlerin)

Emma 10/06, KH mit allen Schikanen
Linus, Sternenkind 04/13,
Magdalena 03/14 Hockergeburt, heilend

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jessica
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Re: Der lange Weg unseres Rumpelchens

Beitragvon jessica » So 1. Sep 2013, 09:42

herzlichen glückwunsch zur geburt eures rumpelchens!
:blume: :rainbow: :wolke: :rainbow: :blume:

ich schließe mich hibbeltrine an.

ich verlinke dir hier noch eine geschichte, die hab ich mal zufällig entdeckt und fand sie sehr ermutigend (ich habe ein schmales becken).
der frau hat man erzählt, ihr becken sei zu eng und zu seltsam geformt, aber sie hat nach der ersten geburt im KH noch zwei kinder zuhause bekommen.
vielleicht ermutigt dich das, daß du das sehr wohl kannst und daß du schon richtig spürst, wenn du beim nächsten wieder eine hausgeburt möchtest:

http://rachyllgyne.tripod.com/thebirtho ... birth.html
sternchen 11/'12 und 10/'13 und 02/'14 und 11/'14

JulianeM
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Re: Der lange Weg unseres Rumpelchens

Beitragvon JulianeM » So 1. Sep 2013, 18:31

Ihr seid lieb!!! Ja, ich bin v.a. sehr dankbar, der Sectio diesmal entgangen zu sein. Die Geburt war nicht traumatisch für mich und ich hoffe einfach, dass es so läuft wie bei Semmels Freundin und ich beim nächsten Kind irgendwann eine HG erleben darf!
Luise 12/2011, sekundäre, klinikproduzierte Sectio
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