Um 0:00 Uhr, als ich gerade ins Bett gehen wollte, hatte ich die erste Wehe, wobei ich sie noch nicht so ernst nahm, aber es war anders als die sonstigen Kontraktionen. 20 Minuten später wieder eine. Ich ging zur Toilette, wo mir schon große Teile des Schleimpfropfes entgegenkamen. Mist – dachte ich, es geht jetzt los und das obwohl morgen früh um 7 wieder Handwerker bei uns vor dem Fenster auf dem Gerüst rumwerkeln werden. Baby, hättest du dir nicht noch ein paar Tage Zeit lassen können? Die Wehen wurden recht bald regelmäßig mit etwa 6 minütigem Abstand und ich weckte meinen Mann, der vor dem Fernseher eingeschlafen war. Wir legten uns zusammen ins Bett und ich verbrachte die Nacht im Hader damit, ob ich unter diesen Umständen wirklich mein Baby bekommen wollen würde. Zwischendurch mischte sich aber auch immer wieder eine frohe Erwartung in mein Gefühlswirrwarr und ich konnte die Wehen gut annehmen und Abstand von der äußeren Situation gewinnen.
Am Morgen duschte ich, kochte Kaffee und frühstückte etwas, um dann meinen Mann zu wecken. Die Wehen waren inzwischen kräftig, aber gut auszuhalten. Ich probierte immer wieder verschiedene Positionen und Tön-Laute, um herauszufinden, was mir gut tut. Stefan machte inzwischen den Pool startklar und hängte die Fenster in Bad und Geburtszimmer mit Decken ab. Ich legte meine Geburtsmusik auf und rief Martina, meine Hebamme, an. Sie kam gegen 9:00 Uhr und untersuchte mich. In der Wehe war der Mumu bereits 7cm geöffnet und schon gut nach vorne gekommen. Herztöne des Babies waren gut, so dass Martina sich noch mal verabschiedete, um gegen Mittag wiederzukommen. Ich ließ Wasser in die Badewanne, um zu testen, ob mir die Wärme überhaupt behagt. Es war sehr angenehm im Wasser und so befüllten wir den Pool. Gegen 12:00 Uhr ging ich in den Pool; die Wehen waren inzwischen nur mit lautem Tönen zu bestehen und ich hatte in manchen Wehen schon Druck nach unten und das Gefühl mitschieben zu müssen. Stefan kam zu mir in den Pool und ich konnte mich bei ihm anlehnen, was mir viel Kraft gab. Als Martina gegen 1:00 Uhr untersuchte war der Mumu in der Wehe vollständig und das Köpfchen auf Beckeneingang. Herztöne weiterhin gut. Um 15:00 Uhr, Stefan hatte uns verlassen, um Luise zur Krabbelgruppe zu bringen, war der Befund unverändert, obwohl die Wehen an Heftigkeit und Frequenz eher zunahmen. Martina bat mich, aus dem Wasser zu kommen und wir probierten Wechsellagerung und Beckenschaukeln. Eine Stunde später war das Köpfchen immer noch nicht tiefer gekommen und Martina schlug vor, die Fruchtblase zu öffnen. Da ich diesbezüglich ja durch mein erstes Geburtserlebnis sehr negative Erfahrungen gesammelt hatte, lehnte ich dies ab. Da ich mittlerweile wirklich erschöpft war und sich ob des unveränderten Befundes langsam Resignation bei mir breitmachte, willigte ich ein, ins KH zu fahren. Die Fahrt von 35km war natürlich schlimm, aber nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Nach dem Einchecken im Kreißsaal Blutentnahme und Buscopaninfusion. Außerdem auf meinen Wunsch einen Wehenhemmer in geringer Dosierung. Ich fühlte mich etwas besser, die Wehen kamen seltener und waren besser auszuhalten. Ich schöpfte wieder Kraft. Wir machten nochmal einige Positionswechsel und ich sollte versuchen mitzuschieben. Tatsächlich hatte sich bei der nächsten Untersuchung das Köpfchen bis zur Beckenmitte vorgearbeitet. Die Fruchtblase sprang bei der Untersuchung, das Fruchtwasser war grün, aber ohne Trübung. Der Anästhesist, der bereits beim Eintreffen im KH wegen einer PDA (auf meinen Wunsch und im vollen Bewusstsein der Risiken bei Z.n. Sectio) angefragt war, kam nun nach 2h endlich. In Anbetracht des Geburtsfortschritts wollte er aber keine PDA legen, sondern injizierte eine geringe Menge Lokalanästhetikum und Opiat in den Spinalkanal. Dies sollte 2h die Schmerzen stillen und bis dahin, so sagte er, sei das Baby sicher auf der Welt. Nun kam noch der Oberarzt der Gyn hinzu. Er untersuchte und sagte, das Kind würde auf jeden Fall normal geboren werden. Aufgrund der Erschöpfung und der Spinalanästhesie ging aber nun mein Blutdruck ordentlich in die Knie und ich war zur Rückenlage gezwungen. Wehen merkte ich und konnte auch gut mitpressen. Dennoch ging es sehr schleppend voran, so dass der Oberarzt unserem Baby schließlich mit der Saugglocke auf die Welt half. Natürlich hakte es mit der Schulter auch noch etwas, was mir einen Dammriss 2. Grades bescherte. Dank der Spinalen spürte ich ja weder die Saugglocke noch den Riss noch das anschließende Nähen. Oh Segnungen der modernen Medizin


Feedback der Hebamme war, dass wohl irgendetwas mit meinem Becken doch nicht stimme bei zwei Geburtsverläufen dieser Art. Sie würde bei einem dritten Kind keine HG anstreben.
Mir geht’s nun eigentlich mit dieser Geburt schon viel besser als mit der Sectio, aber dennoch hätte ich die letzten 4h im KH natürlich gerne vermieden. Dennoch weiß ich nicht, wie es zu Hause weitergegangen wäre… Wäre der Kleine dort irgendwann rausgekommen oder hätten mich die Wehen irgendwann in die Knie gezwungen. Und eine leise Stimme fragt natürlich, warum meine Geburten so lang und schmerzhaft verlaufen. Warum ich irgendwann zu schwach werde, um die Wehen auszuhalten. Ob ich doch ungeeignet bin, Kinder auf die Welt zu bringen…
Nichtsdestotrotz sind mein Mann und ich froh, so lange zu Hause geblieben zu sein und würden auch beim nächsten Kind wieder eine HG planen.