Eigentlich bin ich ein sehr naturbewusster Mensch und habe ein gutes Körpergefühl, Schwangerschaft und Geburt waren für mich immer schon etwas natürliches und keine "Krankheit".
Aber irgendwie war ich nicht so recht drauf vorbereitet und so führte mich mein erster Gang zur FÄ, was ich allerdings bis in die 14. SSW aufschob.
Meine FÄ war mir extrem unsymphatisch: Blut, Pipi, Ultraschall und wieder raus. Meine Fragen schrieb ich jeweils sogar vorgängig auf aber hatte meist trotzdem keine Zeit sie zu stellen, so gestresst war die jedes Mal....
Irgendwie fand ich einfach nicht die Kraft die FÄ zu wechseln oder noch besser zu einer Hebamme zu gehen, könnte mich im Nachinein selber dafür ohrfeigen

Wir hätten, wie ich jetzt weiss, hier im Dorf eine Hebi, die sogar Hausbesuche macht aber nein, wir fuhren jedes mal 30 min. in die Stadt, nicht zu glauben...
Nun ja, bald musste ich mich auch bezüglich Geburtsort entscheiden.
Am liebsten hätte ich eine HG gehabt aber mein Mann konnte sich das überhaupt nicht vorstellen und ich liess es mir auch schnell ausreden, da wir damals noch in einer sehr ringhörigen Wohnung lebten.
Also Geburtshaus.
Leider war promt in unserer Nähe kein Geburtshaus, das nächste wäre etwa 45 min. entfernt gewesen. Ausserdem hätte die KK nicht alle Kosten übernommen, ist das denn wirklich nötig? Und wenn ich verlegt werden muss, was wenn ich die Wehen nicht aushalte und eine PDA möchte?
Also doch KH?
So fing ich an, die in der Nähe liegenden KH zu begutachten und blieb promt am grössten in unserer Umgebung hängen, die auf ihrer HP sehr mit ihrer natürlichen Geburtsbegleitung werben "Begleiten, Achten, Schützen", usw.
Ok, das klang ja mal nicht schlecht. Also den Infoabend besucht, Gebärstation und Wöchnerinnenabteilung besichtigt, was wirklich alles sehr schön ist und überhaupt keine Krankenhausatmosphäre hat.
Der einzige Wehmutstropfen war, dass sie keine Beleghebammen haben...
Die letzten Untersuchungen liess ich dann dort machen, was einige waren, da ich übertrug.
Was für eine Wohltat!!
Eine mega nette FA, die sich jedesmal viel Zeit für mich nahm, geduldige Hebammen die mir mit meiner Angst vor Spritzen gut zuredeten, ich fühlte mich gut aufgehoben.
Auch Tage nach ET wurden sie nicht nervös, boten mir die Einleitung an aber drängten mich nicht und gaben mir stattdessen Tipps, Wehenöl, -tee, usw. mit.
Ich wurde nach ET alle 2 Tage untersucht, Fruchtwasser wurde gemessen (war mal mehr, mal weniger) und CTG gemacht, wobei die Herztonkürveli meiner Tochter immer zu flach ausfielen (schlief?) und jeweils versucht wurde, sie etwas zu wecken (Essen, Trinken, Glöckeli kläuten, Zitronenöl schnüffeln...)...mit mässigem Erfolg.
Am 8. Tag nach ET fragte mich dann eine Hebi, ob sie den Eipool etwas lösen solle? Ja warum nicht, es tat auch kaum weh.
Schon kurz danach bekam ich leichte Wehen, bei denen ich mich schon etwas an der Stuhllehne festhalten musste. Sie meinte, wir sähen uns heute vielleicht noch.
Das war um 11 Uhr.
Den ganzen Tag hatte ich danach leichte Wehen im Abstand von 8-15 min. Ich machte noch einen langen Spaziergang, mir gings blendend.
Gegen Abend wurden die Wehen stärker und gegen 23.30 riefen wir im Spital an, wo wir um 24 Uhr auch eintrafen.
Uns begrüsste eine junge Hebamme, die mich dann auch gleich ans CTG hängte und vaginal untersuchte.
Was am morgen noch gar nicht weh tat schmerzte mich nun extrem und mir lag es auf der Zunge zu fragen, ob sie lange Fingernägel habe?? Traute mich aber nicht...
Sie meinte dann, der Befund sei noch unreif, sie schicke mich nochmal zum Schlafen nach Hause!!
In dem Moment knarrte es im Bauch und die Fruchtblase platzte in einem grossen Schwall (scheinbar war das Fruchtwasser grün, wurde mir später gesagt).
Ok, Sie bleiben dann wohl hier, das sieht nach Geburt aus. Aha.
Es wurde noch der Venenzugang gelegt.
Die Wehen überrollten mich dann förmlich. Ich hatte kaum Wehenpausen, hyperventilierte und mir wurde bei jeder Wehe kotzübel. Irgendwann wechselte ich in die Badewanne und dann später wieder zurück aufs Bett. Ich konnte die Wehen nicht annehmen und versuchte mich dagegen zu wehren, wenn wieder eine anrollte

Mir kam nicht mal in den Sinn, eine andere haltung als auf dem bett liegend einzunehmen...irgendwann meinte die Hebi, sie würde mir eine PDA empfehlen, wogegen ich nichts mehr einzuwenden hatte.
Gelegt wurde sie von einem Assistenzarzt, der Arzt gab wärend er am Handy telefonierte Anweisungen.
Sie sass im ersten Anlauf perfekt - was für eine Wohltat!!! Meine Beine wurden warm und schwer und der Schmerz war sofort weg

Ich dachte, ich wäre nun etwa eine halbe Stunde im Spital gewesen, denkste, es war 03.30 Uhr

So lag ich dann jedenfalls zufrieden auf dem Bett, mein Mann pennte im Sessel.
Die Hebi kam zwischendurch und guckte besorgt aufs CTG und versuchte mal wieder mit Zitronenöl & Co. babylein zu wecken aber das kannte ich ja schon.
Der Bauch war jetzt wieder sehr ruhig, wärend Baby in der Wanne noch meega gezappelt hatte. Sie hatte sich wie eine Schlange gewunden, wohl um den Kopf ins Becken einzudrehen?
Irgendwann meinte die Hebi, sie hänge jetzt den Wehentropf an, um die Geburt etwas zu beschleunigen. Ich spürte davon nichts, konnte mich auch fast normal bewegen trotz PDA, auch selber zum Klo laufen.
Gegen morgen wurde ich gefragt, ob ich Hunger hätte? Ja meeega und verputzte ein grosses Frühstück.
Die Hebi wollte noch einen Blasenkatheter legen, was ich nicht ganz verstand und auch Angst davor hatte aber es tat nicht weh.
Etwa um 07:30 kam dann plötzlich eine ganze Schwadrone von Leuten ins Zimmer. Eine erkältete Frau stellte sich mir als Oberärtzin vor, sie habe soeben das CTG studiert und das sei ja ganz schlecht, wir müssen sofort einen KS machen

Ich fiel aus allen Wolken, das Wort KS war bisher noch nie gefallen und ich hatte mich keine Sekunde mit dem Gedanken beschäftigt!
Das CTG sei wie gesagt schlecht. Es wäre versucht worden die Geburt mittels Wehentropf zu beschleunigen, worauf die Herztöne noch schlechter geworden seien und ich bekäme schon Wehenhemmer (hä?, hab davon nichts mitbekommen).
Ich begann zu weinen, der KS war das Allerletzte was ich wollte!!! Ich bat darum, mich wenigstens nochmals zu untersuchen, Befund 3-4 cm.
Dann gab es nichts mehr zu diskutieren. Die Ärztin meinte, es sei schon extrem entgegenkommend von ihr, dass ich nochmals hätte untersucht werden dürfen, der KS werde jetzt gemacht, die Geburt würde jetzt noch Stunden gehen und das ginge nicht.
(Mit dem hab ich im Nachinein am meisten Mühe. Warum kann man es nicht formulieren: "Frau X, Ihr Kind ist in Gefahr, sind sie einverstanden, dass zu seinem Wohl jetzt ein KS gemacht wird?" Darauf hätte ich sicherlich ja geantwortet aber es wurde einfach über meinen Kopf hinweg entschieden.
Auch wurde kein Blut aus der Kopfvene entnommen, um zu sehen, ob es ihr wirklich schlecht ging. Das es diese Möglichkeit gab, wusste ich da noch gar nicht).
Ich wurde jedenfalls zügig in den OPS geschoben und der KS gemacht. Ich hatte riesige Angst die Narkose wirke nicht, da ich immer noch die beine bewegen konnte und auch das Desinfizieren gespürt habe. ich spürte Berührungen aber nicht ob kalt, warm, trocken oder nass.
Ich hatte aber keine Schmerzen. Den ersten Schrei meiner Tochter habe ich noch sehr präsend, gesehen habe ich sie aber erstmal nicht. Sie wurde untersucht und dann bekam sie Papa in den Arm. Bis sie mit ihr zu mir kamen wurde mir dermassen schlecht, bekam Schüttelfrost und musste mich übergeben, dass ich sie kaum warnahm. Also ging Papa mit ihr schon ins Gebärzimmer vor und bekam sie nackt auf die Brust, wärend ich zusammengeflickt wurde.
Später kam ich dann auch hoch. Leider hab ich von den ersten h nicht mehr viel im Kopf, war wohl zu beduselt.
Töchterchen hatte jedenfalls von Anfang an einen super Saugreflex, war topfit (Apgar 9).
Für sie war der KS wohl eher eine Erlösung, sie hatte vorne am Schädel eine deftige Delle, die dann aber bald wieder verschwand.
Irgendwo stand sie wohl schon an, sie sei auch ein Sternguckerchen gewesen, hiess es.
Die Oberärztin entschuldigte sich dann anscheinend noch bei meinem Mann, der KS sei vielleicht doch etwas übereilt gewesen (Baby war ja topfit), sie habe Angina und eine 14h Schicht hinter sich

Die Betreung im WoBe war dann wieder sehr gut, ich bekam auch gute Anleitung zum Stillen, GsD klappt wenigstens das bis heute.
Trotzdem knabbere ich bis heute an dieser geburt, am verpassten geburtserlebniss.
Ich hab auch mal den Geburtsbericht angefordert, weil ich vieles gar nicht mehr präsent habe aber da steht kaum was drin. Eintritt, PDA, KS, ein paar CTG Kurven...hilft mir auch nicht weiter.
Mein Mann findet das Spital nach wie vor top, wir wurden ja super betreut, man stelle sich vor dies alles wäre zuhause passiert.
Und ich frage mich, ob zuhause nicht alles anders gekommen wäre.
Ich kann bis heute nicht einschätzen, ob dieser KS wirklich nötig war.
Mit einem echten Notfall könnte ich wohl besser umgehen als mit einem überrumpelten KS und einer Entschuldigung hinterher.
Ich habe einfach Angst vor einer nächsten Geburt. Nicht von der geburt an sich aber was, wenn es wieder ein KS wird? Dann sind meine Chancen auf eine normale Geburt ein für alle mal dahin, könnte ich damit umgehen?
Danke fürs Lesen!