Die Geburt unseres 7. Kindes, 13 Monate nach einem Kaiserschnitt, war wieder als Hausgeburt geplant.
Im Lauf der Schwangerschaft hatte ich jedoch ein paarmal Zweifel, ob die Variante HG überhaupt die richtige für mich wäre.
Zum einen erinnerte ich mich an die wahnsinnigen Wehenschmerzen bei der 5. Geburt. Dieses Kind kam im GH auf dem Hocker, mit 4560g zur Welt. Dieses Kindsgewicht war für mein Becken grenzwertig und ich erinnerte mich mit grausen an die extremen Schmerzen und das Gefühl zu zerbrechen. Das war ich von meinen anderen HG nicht gewohnt.
Dann war da der Kaiserschnitt, nur ein Jahr zuvor. Diese OP (ich empfand es nicht als Geburt) war das totale Gegenteil von allen anderen Geburten. Betäuben, hinlegen, nach 3 Minuten ist das Kind da.
Gut, hinterher hatte ich einige schmerzhafte Momente, weil die Spinale nicht richtig wirkte, aber das sollte wohl nicht zum Standart gehören.
Keine Anstrengung, aber auch kein besonderes Glücksgefühl, kein Stolz auf die vollbrachte Leistung, so hatte ich das abgespeichert. Und hinterher natürlich den Wundschmerz. Die ersten Tage extrem und dann noch wochenlang in abnehmender Tendenz. Aber dafür keine Verletzungen im Beckenbodenbereich, also auch da wieder ein völlig anderes Körpergefühl.
Nach diesen zwei vorangegangen Geburten hatte ich für mich innerlich beschlossen noch einen "schönen Abschluss" zu brauchen.
Ich dachte, der stünde mir zu und es wäre nur eine Frage des Willens diesen auch zu bekommen.
Am liebsten wollte ich eine Alleingeburt im Pool erleben, so wie beim 4. Kind. Denn das war die schönste, romantischste und schmerzärmste Geburt von allen und ich schwebte danach nicht Tage-, nein, Wochenlang auf Wolke 7!


Was brauchte ich dafür, das war die ganze Zeit über mein Thema. Trotzdem Hebammenbetreuung? Und wenn ja, in welchem Ausmaß.
Ein Hebammenteam zu finden, die mich mit "Zustand nach KS" in so kurzem Abstand annahmen, war nicht einfach.
Im GH fragte ich auch an, wurde aber abgelehnt, der Abstand war zu kurz für deren Standart.
So blieben nur zwei Hebammen übrig, die ich aus der vorherigen Schwangerschaft schon kannte. Ganz unkompliziert war unser Verhältnis nicht, aber ich wollte mich trotzdem ein zweites Mal darauf einlassen. Schließlich war dies nun eine neue Schwangerschaft, ein hoffentlich gesundes und kräftiges Kind was ich erwartete. Neue Chance, neues Glück, so dachte ich.
Außerdem brauchte ich dringend "Verbündete", die mit mir zusammen meinen Mann von dem Thema HG nach KS überzeugen sollten.
Leider waren die beiden Hebammen für keinerlei Kompromisse offen, so musste ich von Anfang an dreiwöchige Vorsorgen mitmachen, deren Sinn sich mir nicht wirklich erschloss. Ich war eher genervt, wenn ich dafür auch noch zu der einen Hebi nach Hause fahren musste. Die andere kam immerhin zu mir zum Hausbesuch, was ich vom Gefühl her eher mit HG verbinde.
Ich selber hätte eigentlich nur die drei Ultraschalle bei meiner FÄ mitnehmen und vielleicht drei, vier Treffen mit den Hebammen während der fortgeschrittenen Schwangerschaft haben wollen.
Im Laufe der Monate kam es immer wieder zu Situationen, in denen ich sehr die Zähne zusammenbeißen musste und mich unverstanden und bevormundet fühlte. Mehr als einmal war ich hinterher in Tränen aufgelöst und rang mit mir die Betreuung abzubrechen, da sie mir zuviel abverlangte und mir zuwenig zurückgab.
Außerdem taten mir die 600,-€ Rufbereitschaftspauschale in der Seele weh. Soviel Geld, das ich lieber an anderer Stelle für unser Baby ausgegeben hätte.
Medizinisch lief diese 7. Schwangerschaft perfekt. Das Baby war die ganze Zeit über super versorgt und wuchs wieder auf den mittleren bis oberen Perzentilen. Es bewegte sich viel und ich hatte von Einnistung an das Gefühl einen gesunden Jungen zu bekommen.
Auch die KS-Narbe machte keinerlei Probleme.
Einzig mein Halteapparat, die Muskeln, Sehnen und Bänder machten mir in den letzten 8 Wochen extrem zu schaffen.
Da war wohl eine gewisse Überlastung da, als 7.Gebärende.
Ähnlich einem Hexenschuss, hatte ich in der 34.SSW heftige Schmerzen, die mich sogar ins KH trieben.
Zu diesem Zeitpunkt war ich körperlich so erschöpft und eingeschränkt, dass ich tatsächlich mit einem zweiten KS liebäugelte.
Wie oben bereits geschrieben: Keinerlei weitere Anstrengung, kein Bewegen unter Wehen nötig, Das erschien mir nicht nur sehr verlockend, nein geradezu zwingend nötig, da ich schon normale Alltagsbewegungen nur unter Schmerzschreien bewältigen konnte.
Ich sprach auch mit einer meiner Hebammen darüber, wollte das eigentlich zum Anlass nehmen, den Vertrag zwischen uns aufzulösen. Denn ich spürte wieder unguten Druck und viel Unverständnis von ihrer Seite. Sie hätte schon Frauen mit chronischen Schmerzleiden, mit MS, betreut. Die hätten aber nicht so sehr gehardert (und gejammert?) wie ich.
Und die hätten trotzdem ihre Kinder außerklinisch bekommen können.
Dann wieder etwas entgegenkommender: Ich müsse diese Entscheidung doch nicht jetzt fällen, sondern könne mir doch alle Optionen offen halten, bis zum Tag X. Und sie, als Hebammenteam, würden meine Entscheidung akzeptieren, egal welchen Weg ich wählen würde.
Das beruhigte mich etwas und so blieb es auch bei dem Vertrag, den 600,- und den ständigen Vorsorgen in inwischen noch engeren Intervallen.

Das zutrauen in meine Gebärfähigkeit hatte allerdings bei den Hebammen stark gelitten, stellte ich nun leider fest.

In den letzten Wochen der Schwangerschaft thematisierte sie mehrmals eine mögliche Übertragung und Wehenschwäche und vor allem meine (angeblich) schwache Bauchmuskulatur, die mir den Vierfüßler als Geburtsposition verbieten würde.
Das Kind käme so nicht richtig durchs Becken, ich bräuchte bestimmt zur Geburt eine ganz andere Position als gewohnt. Und überhaupt, ich solle mich lieber auf einen ganz anderen Ablauf einstellen, als bei allen andern Geburten davor.
Bestimmt käme dieses Kind nicht wie gewohnt Nachts, sondern Tagsüber zur Welt usw.
Auch über das Thema Nachblutungen sprachen wir mehrfach.
Allerdings schwankten die Meinungen der beiden von Termin zu Termin sehr. Mal sahen sie Gefahr drohen und sprachen über Zugang legen und Oxygaben, dann wieder wurde betont, wie unwahrscheinlich eine gefährliche Blutung und wie entspannt sie wären.
Meine Lust auf Geburt schwankte dementsprechend. Einerseits wollte ich zugerne mein Baby im warmen Poolwasser gebären, selber entgegennehmen. Andererseits wusste ich einfach nicht, was für uns der richtige Weg sein sollte.
Welche Hebamme hätte wohl an diesem Tag Dienst? Und zu welchem Zeitpunkt rufe ich sie?
Ist es besser so spät wie möglich zu rufen, so dass ich das Baby schon im Arm halte wenn sie ankommt? Und reicht das dann als mögliche Absicherung bei eventuellen Nachblutungen?
Oder ist es besser, die Hebamme in Ruhe ankommen zu lassen und sie bitten sich im Hintergrund zu halten?
Nachdem beide betonten, sie würden sich idealerweise zwei Stunden Vorlaufzeit vor der Geburt im Haus wünschen, wuchs in mir die Entscheidung sie doch sehr rechtzeitig zu informieren und uns allen damit die bestmöglichen Chancen auf einen ruhigen Ablauf zu gewähren.
Fortsetzung folgt...