ich habe 2011 mein Töchterchen zuhause geboren. Jetzt bin ich in der 38.SSW und hab mir den alten Bericht quasi als Vorbereitung nochmal durchgelesen. Er ist aber nicht editiert, also genauso roh wie vor fast 4 Jahren:
Am 17.7.11 habe ich meine Tochter Maria geboren und das kam so:
Mein großer Sohn Mario kam nach 37+1 SSW zur Welt und daher vermutete ich eine Neigung zum Frühgebären bei mir. Nachdem meine Sorge über eine echte Frühgeburt nicht mehr nötig war, wartete ich auf mein Baby. Und ich wartete. Und ich wurde extrem ungeduldig. Ich belauerte mich selbst und vermutete in jedem Ziehen den Geburtsbeginn. Eine Woche vor dem eGT war ich bei der Frauenärztin und sie bescheinigte mir, dass der MM 2cm war. Na fein dachte ich. Abends ging dann auch noch der Schleimpfropf ab und ich sagte euphorisch meiner Hebamme Rebecca Bescheid. Mein Mann Marco musste schon mal die Folie auf der Couch ausbreiten und über jede Andeutung einer Wehe freute ich mich. Rebecca und Ärztin hatten zwar erwähnt, dass so ein Zustand auch noch 2 Wochen haltbar wäre, aber ich war mir sicher, dass ich Mario das letzte Mal als Einzelkind ins Bett gebracht hatte. Nachts um 1Uhr legte ich mich endlich hin und alle Mini-Wehen gingen auch schlafen. Ich war total frustriert. Wenn doch der Mensch eine physiologische Frühgeburt war und die nächsten Wochen sowieso eine Fortführung der Schwangerschaft, warum kam sie dann nicht einfach raus?? Ein heilsamer Blick hier ins Forum zum Thema Einleitung genügte und ich beschloss, einfach weiter zu warten. Nun hatte ich jeden Tag Wehen. Mini-Wehen, die ich zwar merkte, bei denen ich aber nicht mal meine Atmung verändern musste. Nachts war gar nix. Meine Prinzessin dachte überhaupt nicht ans auf die Welt kommen, denn sie hatte noch reichlich Fruchtwasser und einen zierlichen Körper, also ideale Voraussetzungen, um ordentlich zu toben. Ich bin übrigens der felsenfesten Überzeugung, dass man an inneren Organen blaue Flecke haben kann und ich hatte an jedem Bauchorgan welche.
Donnerstag, 14.7.11, der eGT und nichts neues. Tagsüber Wehen, nachts Ruhe. Rebecca hatte mich zwar schon mehrfach akupunktiert, aber eben noch keine Wehen auslösenden Punkte. Bei Mario hatten schon 2x davon genügt, aber ihr Schema sah anders aus.
Samstag 16.7.11 machte sie dann eine Eipollösung und fand den MM 3cm weit. Sonntag wachte Mario um 5Uhr auf. Ich dachte, mich tritt ein Pferd. Also aufstehen. Marco ließ ich noch schlafen, aber kurz vor 7Uhr kam er auch auf die Füße. Ich ging in die Wanne und schlief ein. Zwischendurch wachte ich von den Wehen auf. Stärker als sonst, aber total unregelmäßig. Dann ging ich noch mal ins Bett. Dort wurde ich auch immer mal wieder von einer Wehe geweckt, aber der Blick auf die Uhr half nicht. Marco und Mario wollten zum Heidelbeerfest, weil sie total verrückt nach den Dingern sind. Wir hatten in der letzten Zeit nicht so viel unternommen, weil ich ständig das Gefühl hatte, jetzt geht’s los. Und weil ich so darauf wartete, verlor ich die Intuition für den echten Startschuss. Das Fest war 45min mit dem Auto entfernt und ich dachte, das wär ne annehmbare Entfernung. Sie fuhren also los und ich spielte sinnlos Computer. Zwischendurch rannte ich immer wieder zur Toilette, weil ich Harndrang hatte. Und dann kamen Wehen, die ich schon etwas wegpusten musste. Plötzlich war mir doch sehr nach Rebeccas Anwesenheit. Sie fragte, ob sie erst nach einem Hausbesuch kommen solle oder lieber sofort und mein „Ich weiß nicht“ veranlasste sie, sofort zu mir kommen. Gegen 12Uhr untersuchte sie mich und fand den MM bei 5cm. Ich sollte mir noch was zu Essen machen. Sie wollte noch ihren dringenden Hausbesuch erledigen, die Geburtstasche holen und dann wieder zu mir kommen. Sie meinte, ich würde schon auf meine Männer warten. Die rief ich aber erst gegen 13 Uhr an und sie hatten noch einige Dinge dort vor. Auch meine Mama rief ich an, denn meine Eltern wollten vorbeikommen und mir Mut für die letzten Tage zusprechen. Ich fragte, ob sie nicht lieber allein kommen wollte, falls Papa nicht bei einer HG dabei sein wollte. Chauffeur durfte er dennoch sein. Ich aß Pommes vor dem PC und rannte zwischendurch immer wieder aufs Klo, da ich ständig das Gefühl hatte Pipi zu müssen. Die Wehen wurden stärker und ungemütlicher. Ich hing mich an unseren Heizkörper, der direkt gegenüber der Toilette ist und fand, dass es so erträglicher war. In den Wehenpausen überlegte ich, wo ich denn so schnell noch ein Tuch anhängen könnte, denn dieses Reinhängen schien mir doch sehr erstrebenswert. 13.30Uhr rief ich Rebecca wieder an und fragte, wie lange sie denn noch bräuchte. Sie wollte eigentlich noch ihre Tasche holen, aber die Wehen waren auf einmal sehr stark. Sie: Steck mal den Finger rein. Was spürst du? Ich: Pralle Fruchtblase. Da wollte sie lieber direkt zu mir und die 2. Hebi sollte dann eine Geburtstasche mitbringen. In einer Wehenpause sagte ich: Ich will mich ja jetzt nicht so anstellen, vielleicht kannst du doch die Tasche holen. Sie sagte: Nadine, entscheid dich. Ich: Die nächste Wehe kommt, bitte komm direkt zu mir. Da saß ich nun auf der Toilette und schnaufte Rebecca ins Ohr. Mein langes Uuuuuuu ging über in ein Zischen der Übergangsphase. Rebecca fragte mich ständig, wann die Männer da wären und ich dachte die ganze Zeit, das ist doch scheißegal, wann bist DU hier??? In einer Wehenpause fragte ich, ob ich noch was vorbereiten sollte. Ihr fiel auf die Schnelle nur ein, Handtücher in den Backofen zu legen, aber dazu fühlte ich mich nicht imstande. Plötzlich stand sie an einer roten Ampel und die Polizei direkt dahinter. Sie bat um Geleitschutz. Die Sirene dröhnte in meinen Ohren und ich versuchte irgendwie dabei die Wehen zu veratmen. Rebacca fragte, hast du Druck auf dem Po? Jaaaaaa. Die erste Presswehe! Plopp! platze die Fruchtblase dezent auf der Toilette. Ich tastete noch mal und spürte natürlich den Kopf. Ich hörte Rebecca über den Gehweg flitzen und dann klingelte sie. Ich aber hatte die nächste Presswehe und konnte unmöglich die Tür öffnen. Dann rannte ich mit abklingender Presswehe zur Tür, betätigte den Türöffner für unten und lehnte die Wohnungstür nur an. Dann schnell wieder auf meine lieb gewonnene Toilette. Rebecca warf die Geburtshandtücher vor meine präparierte Couch und holte mich dazu. Vierfüßler, die Arme auf der Couch abgestützt und die 3. Presswehe. Rebecca hörte Herztöne. Alles super. Ich spürte, wie der Kopf durchtrat. Und zwar jeden Millimeter. Ich hatte ständig das Gefühl, der breiteste Punkt müsste doch jetzt durch sein, aber es ging immer weiter. Dann war der Kopf geboren und ich sollte ihn mal anfassen. Ich konnte nicht, tat es kurz danach aber doch. So klein und weich! Herrlich! Dann rief die 2. Hebi an, wohin sollte sie? Rebecca: Straße soundso, ich hab den Kopf in der Hand. Meine Tochter versuchte zu atmen und ich dachte, ich spring an die Decke. Das tat echt weh! Die 4. und 5. Presswehe brauchte ich für den Körper. Sie stieß sich immer wieder von mir ab und ich dachte, ich geh davon kaputt. Ihre Füße taten so weh! Dann glitt sie auf den Boden und ich konnte meine fidele Tochter sehen. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie ruderte mit Armen und Beinen. Ich war echt überwältigt von so viel Lebensenergie, hob sie hoch und setzte mich auf die Couch. Es war 14.01Uhr, 9min nachdem Rebecca in meiner Wohnung angekommen war. Und dabei hatte sie mir noch gesagt, ich sollte frühzeitig anrufen, denn nur das Kind aufzufangen sei immer so unbefriedigend. Und dann bemerkte ich, dass das Wohnzimmerfenster noch angekippt war. Ach du Scheiße! Ich wollte ja eigentlich keine öffentliche Geburt. Nun ja. 10min später kam die Plazenta, die wir in einem Schälchen parkten, da die 2. Hebi ja die Klemmen hatte. Maria bekam ein Mützchen auf und wir kuschelten unter einer Lage Handtücher miteinander. Ich durchtrennte dann die Nabelschnur und irgendwie fühlte ich mich total schlecht dabei. 20min nach ihrer Geburt kamen meine Männer nach Hause und auch wenn Marco etwas enttäuscht war, dass er nicht bei der Geburt seiner Tochter dabei war, bin ich im Nachhinein ganz froh. Eigentlich wollten wir alle zusammen sein, aber bei den Presswehen habe ich so laut gebrüllt wie ich konnte (auch wenn Rebecca es nicht so empfand) und vielleicht hätte mein Vierjähriger dann doch Angst bekommen. Auch wäre Marco die ganze Zeit überbesorgt gewesen und hätte mich ständig gefragt, was er für mich tun könne. Das hätte mich genervt. Rebecca meint, dass ich die Männer vielleicht absichtlich weggeschickt habe, um meine Ruhe zu haben. Keine Ahnung. Um 15Uhr kamen meine Eltern und so aßen wir an Marias Geburtstag Kuchen im heimischen Wohnzimmer. Dann noch die U1 und Duschen in Begleitung und fertig war unsere traumhafte Hausgeburt. Daten: 51cm und 3060g. Noch was für die Statistik: kein Dammriss, obwohl ich bei Mario einen 2. Grades hatte (Nicht verwunderlich nach Kristellern durch einen Mann). Außerdem hatte ich total schnell ganz viel Milch, war beim 1. nicht so. Da musste ich ganz schön kämpfen, zumindest zu Anfang. Zuhause gings ja auch.
Fazit: Das 3. Kind kommt auch zuhause.
Inzwischen war ja auch die U2 durch die Kinderärztin bei uns zuhause und da unser Gespräch recht amüsant war, möchte ich es doch einmal wiedergeben.
Kinderärztin: Hallo. Wie geht es Ihnen? Hatten Sie einen Kaiserschnitt?
Ich: Nee, ne Hausgeburt.
Sie: Geplant oder ungeplant?
Ich: Geplant.
Sie: Und waren Sie schon in der Klink?
Ich: Nee.
Sie: Und Sie waren noch nicht in der Klinik?
Ich: Nein.
Marco: Von der Keimschleuder haben wir uns ferngehalten.
Sie: Schweigen.
Ich hätte mich am liebsten totgelacht.
Das war vor vier Jahren und ich verbringe gerade wieder die Zeit mit Warten, bin entsetzlich ungeduldig und irgendwie auch traurig, weil unser drittes Kind das letzte sein soll. Ich hoffe, dass ich hier bald einen Bericht von 2015 reinstellen kann :
