Mittwoch auf Donnerstag nachts um drei: Vorwehen. Ich weiß, ich brauche BioSchokoaufstricha als Geburtsessen. Ich denke über die Namen für Mädchen und Junge nach. Im Kopf bin ich schon bei der Geburt. Morgens ist alles wieder rum.
Donnerstag essen wir bei Oma Sauerbraten. Danach spontaner Spaziergang zum Bioladen.(Ich brauch ja Schokoaufstrich!

Abends hab ich Halsweh. Da es aber ja noch 14 Tag bis zum errechneten Termin am 3.3. sind, denke ich mir nicht so sehr was dabei. Hat ja noch Zeit um zu verschwinden, die Grippe, falls aus dem Halsweh mehr wird.
Drei Tage später, Faschingssonntag:
Am Faschingssonntag bin ich gereizt, weil mein Mann uuuunbedingt zum Faschingszug hinwill (und dann doch nochzehnmal anbietet daheimzubleiben, was ich natürlich genervt ablehne

Aber ich fahre ihn mit angesäuerter Laune hin, Hauptsache er ist weg, und gehe mit meiner Tochter raus. Vorher weint sie die ganze Zeit. Sie ist auch krank.
Ich hab beim Gehen schon so einen Druck nach unten, daß ich bei jedem Husten etwas in die Hose Pipi mache. Kurz vor der Rückkehr hab ich so einen Druck nach unten, daß ich kaum noch kann. Müde bin ich auch sehr.
Mein Mann sitzt inzwischen schon wieder daheim. Reumütig.
Unsere Tochter ist aggressiv und sagt nur „nein“. Abends gucken wir Tatort. Der ist brutal und eklig. Da bin ich schon krank und fertig und der Druck unerträglich. Ich gehe dann auch zügig ins Bett.
Nachts werde ich wach und höre, daß mein Mann wach ist. Ich fange an mit ihm zu reden. Er fragt nach Wehen, ich, nein, nur der Druck...Und beschwere mich über die Lage und das er nix vorbereitet hat




Aber als sie einige Zeit später merkt, daß es heute nacht nichts wird mit der Geburt, geht sie mit ihrem Kleinen wieder. Ich bin krank und müde.

Ich und der Mann liegen auf dem Sofa. Dösen. Irgendwann wird unser Kind wach. Er geht rein und schläft wieder ein. Ich schlafe halb auf dem Sofa ein. Kann aber nicht richtig, da die Wehen unregelmäßig kommen. Kaum schlafe ich fast, kommt doch wieder eine Wehe.
Rosenmontag morgens ist alles unverändert, außer daß ich richtig krank bin. Der Mann ist auch ziemlich krank. Um sieben Uhr rufen wir Oma an. Die kommt um acht und bringt frische Weck und Kreppel mit. Sie geht mit dem Kind eine dreiviertel Stunde raus. Gegen Mittag schickt mein Mann die beiden weg um beim Metzger Wurst für uns zu kaufen. Ich hab auch Bedenken, ob die Geschäfte Rosenmontag überhaupt so lange auf haben. Und der Kühlschrank ist leer. Super, lieber treusorgender Ehemann!



Um drei Uhr nachmittags rufen wir Oma nochmal her, damit sie unser krankes und seelisch wohl mitgenommenes Kind ablenkt. Nachts fiebert sie, tagsüber wirkt sie recht gesund. Sie ist außer sich und aggressiv, sie weint bei jedem erdenklichen Grund und sagt zu allem nein. Wir schwanken zwischen Verzweiflung Mitleid und Ärgerlichkeit. Die Nerven sind bei allen strapaziert. Von der vielleicht bevorstehenden Geburt mögen wir ihr auch nicht erzählen, weil keiner weiß wanns losgeht. Außerdem war das Baby die letzten Tage und Wochen eh ein großes Thema und wir wollen sie in ihrer Unstetheit nicht schon wieder damit bereden. Sondern warten, bis das Baby sich wirklich ankündigt.
Die Wehen werden weniger, sind teils ganz weg. Ich laufe im Bademantel herum, sobald ich sitze oder liege kommen ein paar Wehen, die ich nur im Stehen gut aushalten kann bzw. zulassen und empfangen kann. In anderer Position wehre ich sie ab. Also trudele ich durch die Wohnung und falte Wäsche, räume Sachen hin und her. Esse ein Würstchen von Omas Wurstpaket. Um halb sieben schicken wir Oma weg und sagen, daß es sein kann, daß wir sie nachts wieder rufen. Um sieben will das Kind ins Bett. Mich würdigt sie keines Blickes, so als sei ich gar nicht da. Ich habe Angst wieder nicht schlafen zu können und bin demotiviert. Trinke Erkältungstee und habe keine Lust mehr. Wir liegen auf dem Sofa, um halb zehn wird sie wach und mein Mann geht zu ihr rein. Er ist selbst krank und bleibt im Bett liegen. Ich mache mir das Bett auf unserem Matratzenlager zurecht in der Hoffnung in Ruhe schlafen zu können. Ich schlafe dann tatsächlich sofort ein und wache etwa viereinhalb Stunden später wieder auf. Es ist irgendsowas wie halb drei Uhr nachts. Ich bin selig überhaupt geschlafen zu haben!!!
Da ich etwas ausgeruht bin, fangen die Wehen wieder an. Ich bin genervt und kann wieder nicht sitzen. Ich bin wach, eine Zeit am Computer, im Forum, trinke was und laufe wieder im Bademantel umher. Mein Gewand seit Sonntag. Die Zeit ist stehengeblieben und die Wohnung ein Cocon. Ich warte und warte. Und ich bin so schrecklich müde.

Dienstag Morgen um sieben fühle ich nichts mehr vom erholsamen Schlaf am Anfang der Nacht. Ich mache mir Sorgen, wie ich so geschwächt das Kind auf die Welt bringen soll. So kraftlos und krank. Ich bin ein wenig hoffnungslos. Mein Mann sagt, daß alles gut wird.

Oma holt die Tochter um zehn Uhr ab. Der Mann schläft über Mittag sehr lange auf dem Matratzenlager. Nach 15 Minuten neben ihm stehe ich auf, die Wehe alle zehn Minuten schmerzt und vermiest mir das Dösen. Keiner ruft an, das wundert mich...Die Wohnung ist wie eine Blase im Weltall. Ich wandere umher und habe Ruhe, kann aber wieder nicht schlafen. Ich will schlafen! Mein innigster Wunsch!




Dann gehts doch laaangsam los (aber ich glaub in dem Moment gar nicht dran...)
Ich stehe im Bad herum und hänge über der Wickelkommode. So könnte ich fast im Stehen einschlafen. Ich gucke raus auf die Wiesen. Die Wehen sind mal da, dann wieder nicht, also verlasse ich das Bad wieder. Oma geht dann heim. Tochter ignoriert mich weiterhin und ist noch genauso haltlos und gleichzeitig geladen wie am Vortag. Sie tut mir leid, aber ich kann nichts tun. Gegen Abend habe ich ein paar mehr Wehen und telefoniere noch um 18.20 Uhr mit meiner Freundin. Ab da stehe ich nur noch (im Bademantel...) an der Küchentheke rum und gucke Richtung Wohnzimmer. Esse nochmal Schokoweck und trinke meinen ACE Saft. Bald ist die Flasche leer. Der Mann meint, wenn wir das gewußt hätten, daß das so lange geht, dann hätten wir mehr Saft gekauft. Ich jammere ein bißchen rum, weil ich Angst habe, mich diesmal nicht auf die Wehen einlassen zu können. Ich bin so müde und eher auf Abwehr, als Empfangen eingestellt. Der liebe Mann spricht mir gut zu und sagt, daß alles gut wird, wir daheim sind und das Baby hier auf die Welt kommt. Um sieben will das Kind ins Bett. Sie würdigt mich keines Blickes, sie blendet mich aus.

Er kommt und schöpft den Pool leer. Ich pinkele im Stehen in das Milchkännchen.

Ich wehe vor mich hin. Vielleicht alle drei, vier Minuten. Ich kreise mit der Hüfte, nur im Uhrzeigersinn ist es angenehm. Ich versuche die Beine breit zu machen, dem Kind Platz zu machen. Ich sage ihm, daß es sich wieder seinen Weg suchen soll. Runter.
Eine Zeit später wacht Töchterchen auch wieder auf, mein Mann geht ins Schlafzimmer und ich lasse währenddessen Wasser ein. Ich bin dann einige Minuten im Pool. Kaum sitze ich, habe ich direkt Angst, daß nach dem Wehen Aufundab die Intensität jetzt doch wieder nachläßt. Nach ein paar Minuten kommen die Wehen aber dann doch zögerlich wieder. Das Wasser ist schnell kalt (es war ja vorher noch ein kleiner Rest Wasser von Sonntag drin) und es kommt nun kein heißes neues nach. Ich also wieder raus. Es ist mir aber auch lieber so, denn ich habe das Gefühl, daß ich im Stehen mehr Wehen habe und ich noch ein bißchen an Land wehen muß, bis die Zeit reif ist in den Pool zu gehen. Die Vorarbeit will ich lieber im Trockenen machen.
Geburt
Er schaltet die Holzheizung im Keller an und schöpft dann wieder einige Eimer aus dem Pool. Tochter wird schon wieder wach und ich versuche währenddessen den Schlauch wieder an den Wasserhahn zu friemeln. Was mir mit Wehen nicht so gut gelingt. Der Mann kommt aber zum Glück schnell wieder aus dem Schlafzimmer zurück. Fragt was ich da für ein Zeug am Wasserhahn mache, ich sag: „ein Kind kriegen!!! Für die Technik bist DU zuständig, nicht ich!!“

Er ruft Oma an, damit sie die Tochter betreut, wenn sie aufwacht. Er meint, er kann jetzt nicht mehr dauernd zu ihr gehen. Ich bin einverstanden. Meine Schwiegermutter ist in 15 Minuten da. Ich sehe sie gar nicht wirklich. Bald ist das Wasser warm, 39 Grad. Es kommt mir vor 42 Grad! Mein Mann fragt, ob es mich stört, wenn seine Mutter mich nackt sieht und nimmt mir den Bademantel ab, der jetzt auf einmal gefühlte zehn Tonnen wiegt! Nein, es stört mich nicht. Das würde sich jetzt auch schwerlich vermeiden lassen. Ich blende eh das Unwichtige aus dem Gesichts-und Wahrnehmungsfeld aus. Habe aber die Augen im Gegensatz zur ersten Geburt meistens offen. Ich sitze in Richtung Haustür, so kann ich meinen Geburtsaltar rechts sehen und habe Blick zu Küche, Hausgang und Schlafzimmer, wo meine Tochter noch schläft.
Als ich dann drin bin im warmen Wasser, ist es allein wegen der grippebedingten Gliederschmerzen eine Wohltat. Außerdem kann ich erstmals seit drei Tagen bequem sitzen und entspannen. Es ist etwa 21.20 Uhr. Mein Mann sitzt hinter mir. Oma sitzt erst noch am Eßtisch, Tochter wird aber bald wach. Die beiden haben sich auf das Matratzenlager zurückgezogen. Sie befinden sich also in meinem Rücken im gleichen Raum. Ich liege ganz andersrum im Pool als wie ichs mir ausgemalt hatte. Ich sage der Tochter laut, daß alles gut mit mir ist. Sie ignoriert mich aber weiterhin. Oma liest ihr vor und ich spüre, daß sie sich auf eine lange Nacht gefaßt macht. Ich indeß weiß es besser und mache die Beine weit bei jeder Wehe. Ich will meinem Kind Platz machen. An diesen Satz der lieben Hebamme im Geburtshaus denke ich oft. Bald nachdem ein paar Wehen im Pool kamen ploppt etwas. Fruchtblase denke ich, aber Wasser geht keins ab und die Wehen werden nicht stärker (später weiß ich: hoher Blasenriß). In der Wehe stütze ich mich mit den Armen ab und drücke meinen Oberkörper und auch das Becken hoch. Im Wasser geht das leicht. Die Beine habe ich dabei weit auseinander, das ist unangenehm, aber ich meine es dem Baby so leichter zu machen. (Nach der Geburt hab ich vom Beinekrätschen zwei Wochen Muskelkater.) Ich frage den Mann hinter mir nach einem kalten Lappen für die Stirn. Er gibt mir außerdem Fruchtsaft durch den Strohhalm. Ich atme, aber laut bin ich wieder nicht. Die Wehen sind anstrengend und unangenehm, aber nicht schmerzhaft im Schmerzsinne. Ich höre Oma im Hintergrund, denke kurz an mein großes Kind, ob sie wohl Angst hat? Die Oma wird sie schon führen und beruhigen. Ich bin wieder bei mir, aber sehr bewußt im Hier und Jetzt, gar nicht so in mich weggetreten wie bei der ersten Geburt. Ich weiß was ich tue und begrüße die Wehen. Meinen Mann sehe ich nicht, weiß ihn hinter mir, er ist die Ruhe und ich weiß, daß er ganz freudig-gelassen ist. Eine Preßwehe kommt, mein Bauch zieht sich zusammen, ich mache nichts und lasse es geschehen. „Krasse Preßwehe“ sage ich laut. Daß sie jetzt schon kommt erstaunt mich etwas. Es bleibt bei dieser einen und ich taste jetzt doch mal wie die Lage so ist. Ich spüre den weichen Kopf und ein paar Haare drei, vier Zentimeter in mir. Alles klar, das dauert nicht mehr lange.
Ich grinse innerlich ein wenig, weil ich ja weiß, daß Oma sich sonstwas denkt, wie lange die Geburt dauern wird (sie hatte zwei Kaiserschnitte, nie Wehen...) und daß sie sich darauf einstellt bis tief in die Nacht vorzulesen und zu bespaßen und daß sie nicht recht weiß, wie sie das durchhalten soll und was da noch auf sie zukommt. Ich drücke also in den Wehen mal so mit, ich habe ja (wieder) keinen Preßdrang. Ich merke, daß ich das Kind ganz flott gebären kann, sage mir aber, daß ich mir Zeit lassen soll. Dagegen spricht die Stimme in meinem Kopf, die durch die ganze Grippekrankheit einfach keinen Bock mehr hat und das Kind jetzt endlich geboren haben will und zwar basta. Infolgedessen beeile ich mich nicht, aber wirklich gaaanz viel Zeit und Muse gewähre ich mir und dem Kind auch wieder nicht gänzlich um auf die Welt zu gleiten. (Das soll das nächste Mal anders sein!)
Mein Mann fragt, ob er Bilder machen darf. Ich sage: „Unbedingt!“ Er fragt dann zum zweiten oder dritten Mal, ob wir die Hebamme nicht holen sollen. Ich sage die ganze Zeit noch „nein“ und frage diesmal ob er denn Angst hat. Nein, meint er, aber wenn dann was sei wenn das Kind geboren ist, wär ihm lieb wenn jemand da wär. Ich weiß zu dem Zeitpunkt, daß ich das Köpfli ganz bald rausgebracht haben werde und sag dann also: „Na gut, dann ruf sie halt.“ Er ruft an und ich höre nur: Hallo, ja,.......bla....öhhhhm??? Ja, ich glaub SCHNELL. (Die Hebamme fragte, ob sie schnell kommen sollte. Sie hatte vorher drum gebeten, daß mein Mann ihr sagen soll, ob sie schnell oder in moderatem Tempo kommen soll.) Ich weiß, daß sie wirklich schnell sein muß, um nicht alles zu verpassen. Das ist mir recht, denn ich will vorerst noch meine Ruhe, denn ich weiß, daß die Amme mit eigenem Kind kommen wird. Und das ist mir zu viel Rabatz in dieser intensiven Phase. Das mach ich lieber allein.
Oma ist derweil überrascht (und erlöst von ihren Bedenken,) als mein Mann beide mit dem Satz herruft: „Das Köpfchen ist schon da!“
Ich bin erleichtert, mit dem Kopf geht das unangenehme Dehngefühl des Beckens vorüber. Ich bin froh und stolz. Ich kann steuern, wann und ob ich mitdrücken will, ob ich noch warte, wie stark ich drücke. Alles liegt in meiner Kraft. Das ist schön, ich habe keine Angst und weiß was ich tue. Ich freue mich und bin so froh, daß mein wunderbarer Körper und mein Geist so zusammenarbeiten.
Und ich habe verwunderlicherweise auch rein gar nichts dagegen, daß sich alle anwesenden Menschen um den Pool wie um eine Zirkusmanege versammeln. Hinter mir de Mann, Hand/Hände an meinem Kopf (die zwischenzeitlich mit steigender Spannung etwas zu fest drückten) und auf einem Stuhl mit Töchterchen auf dem Schoß links von mir mein Schwiegermutter. Sechs Minuten nach Anruf, so wissen wir hinterher, ist die Hebamme dann auch da. Bis sie eintrifft hatte ich das Kind schon bis zur Körpermitte geboren. Die Amme hat ihr Baby dabei, das legt sie auf den Teppich hinter mir. Ich rieche ihren Kaugummi als sie sich zu mir beugt und ins Wasser guckt. Ich sage, sie soll das Ding rausnehmen aus dem Mund. Ich bin sooooo geruchsempfindlich beim Gebären!! Sie sagt irgendwas wie „Sehr schön“ und sagt, ich soll den Rest in den Wehen langsam rausschieben. Diese Ansage gefällt mir und ich finde es schön, die Wehen abzuwarten um Po und Beine geruhsam hinauszubefördern. Die Hebamme setzt sich u den nderen Snwesenden und stillt ihr Kind. Welch eine Runde! Ich grinse.
Dann halte ich mein weiches Kind mit beiden Händen unter Wasser und alles sieht so wunderbar und perfekt und ästhetisch aus.

Ich gucke dann und sehe: eindeutig ein Junge, hihi! Die Prophezeihungen meiner Tochter waren richtig. Ich sauge ihm mit meinem Mund etwas Flüssigkeit aus der Nase. Die Hebamme bringt ein Handtuch und reibt ihm die Füße, damit er wacher wird. Sie meint, daß sei bei einer Wassergeburt oft so, daß durch den sanften Übergang von Wasser ins Wasser der „Schock“ nicht so groß sei. (Im Nachhhinein meine ich eher, daß mein Kind von dem zweitägigen Gewehe und Kranksein meinerseits einfach nur total geschafft war. Und überrascht, daß es dann auf einmal doch so schnell ging mit dem Aufdieweltkommen). Ich frage, ob überhaupt wer auf die Uhr geguckt hat??? Die Amme bejaht gelassen und professionell: „Klar. Auf eurer Backofenuhr wars 22.25.“ Guuut, ich bin also in dem Punkt auch beruhigt.
Töchterchen kommt zu mir und berührt ihren Bruder ganz zärtlich mit der Hand.


Die Hebamme untersucht mehr im Nebenher das Kind. Alle sind froh. Die große Schwester ist müde und ruhig, aber sehr fasziniert. Mein Mann nimmt lächelnd seinen Sohn (Hebamme befiehlt ihm, sich obenrum freizumachen) und ich gehe die Plazenta gebären.
Ich bin im Bad und setze mich auf das Bidet. So können wir die Plazenta gut auffangen. Wir reden ein wenig und die Hebamme meint, es würde blubbern irgendwann und dann käme sie. Ich habe keine Nachwehen bis dato und drücke also ein wenig. Es blubbert und die Plazenta ist da. Die Amme springt auf und gratuliert mir zur nun abgeschlossenen Geburt und ist mit mir selig. Sie sieht einen Nabelschnurknoten. Meint, daß er vielleicht deshalb so zeitig raus wollte aus dem Bauch, der Bub. Und sie sagt auch, daß es wohl gut so war, daß wir sie nicht eher gerufen haben. Sonst hätte sie die Heztöne gehört und wäre sicher beunruhigt gewesen, da der Knoten nach der Wehe die Herztöne abfallen läßt. Sie untersucht den Mutterkuchen weiter, alles dran, nicht allzugroß, dafür aber fest und dick. Sie schneidet mir später ein paar Stücke ab zum Essen, falls ich starke Nachwehen habe. Einen Teelöffel voll schlucke ich dann gleich mit dem letzten Glas Saft hinunter. Wieder im Wohnzimmer stille ich noch ein wenig und die Hebamme packt ihre Siebensachen. Ihr eienes Baby wurde schon vorher von ihrer Mama abgeholt. Als die Hebamme weg ist, fällt uns ein, daß wir ja Champagner haben. Ich trinke zwei Schluck, bäh das reicht! Um etwa 1 Uhr geht Oma und wir wollen alle ins Bett. Unser namenloses Kind kriegt erstmal eine konventionelle Windel, alles andere ist mir zu viel Streß in der ersten Nacht. Er liegt mit mir unter der Decke, ich bette ihn ohne drüber nachzudenken wie und wo er liegt, Hauptsache nah bei allen im Bett und direkt bei mir. Seine großen nach oben geknickten Füßchen (Siebenmeilenstiefel) berühren meine Haut. Wir schlafen alle schnell ein und wachen morgens zu viert auf.
Die Omas kommen irgendwann mal kurz vorbei. Sie schöpfen gemeinschaftlich den Pool leer. Gebären im Wasser ist schön! Die Geburt an sich war schnell und schmerzlos, wenig anstrengend und erfüllend. Leider bin ich noch einige Tage krank, was mich definitiv mehr mitnimmt, als die paar folgenden Nachwehen und die eigentlichen Anstrengungen der Geburt. Das Kranksein vermiest mir gehörig die ersten schönen Tage, das ist der einzige Wermutstropfen dieser wunderbaren Hausgeburt.