Mittlerweile war ich eine Woche über Termin und echt genervt da ich dieses Baby, wie alle anderen auch, ein paar Tage vor Termin erwartet habe. Die Kinder hatten Freitag Morgens in Schule und Kindergarten Weihnachtsfeiern, und ich schickte den Papa samt klein Johanna dorthin. Ich wollte nicht hin, da ich Sätze wie:"isses denn immernoch drin?" langsam nicht mehr hören konnte.
Also bügelte ich, hörte bischen Musik und hatte ganz plötzlich dieses Gefühl, dass es heute los geht. Keine Wehen...aber dieses Gefühl als wenn die Periode kommt. Hatte das ab Kind Nummer fünf auch ganz deutlich gefühlt, plötzlich Lust aufs heulen. (Was ich dann auch tat, ohne ersichtlichen Grund), und plötzlich Lust alle Gardinen zu waschen (was ich dann natürlich nicht tat)....wohl Hormonsturz dachte ich, aber mal nicht zu früh freuen...
Der Tag verlief ruhig ohne Wehe! 18:00 Uhr, oh da war doch gerade eine kleine Wehe, ein Hauch nur. 18.30 Uhr eindeutig eine Wehe im Rücken, riesen Grinsen im Gesichtw. Fällt natürlich meinem Mann auf der erstaunt schaute. Es geht los, sagte ich. Jetzt hatte ich das Bedürfnis, das ja noch die mittlere Etage geputz werden muss. Lust hatten die Männer dazu nicht, aber mich mit Wehen wollten sie wohl auch nicht alleine schuften lassen. Also war nach einer Stunde alles tipptopp und Mama zufrieden. Die Kinder gingen zu Bett und ich musste Versprechen, dass ich sie wieder wecke wenn Baby richtig unterwegs.
Ich legte mich auch schnell zu Bett und hoffte noch auf ein oder zwei Stunden Schlaf, da ich morgens um sechs aufgestanden bin und meine Geburten bis jetzt immer fast genau 24 Stunden dauerten. Aber wie schon geahnt....an Wehen im liegen ist bei mir nicht zu denken...muss ich halt mit der Kraft Haushalten...ganz zuversichtlich.
Ich machte mir mein Geburtsplätzchen hübsch und zündete ein paar Kerzen an. Wehen waren wundervoll alle zehn bis zwölf Minuten. Muttermund gefühlt, öffnet sich langsam aber stetig, Fruchtblase schiebt sich wie ein kleines Bällchen durch den Muttermund. Ach wie süß, bald hab ich dich im Arm. Als Johanna gegen 1:00 Uhr zu mir ins Bett kletterte, und Gott sei dank direkt weiterschlief, betrachtete ich während der Wehen mein kleines nun großes baby, dass bald große Schwester sein wird. Ihr ruhiger Atem war sehr beruhigend und ich atmete während der Wehen in ihrem Rythmus mit. Irgendwie war es so ruhig, ja fast magisch, und ich werde mich gerne an diese Nacht zurückerinnern. Gegen fünf tastete ich noch mal. Sechs bis sieben cm, aber die Fruchtblase als dickes Polster vorm Kopf. Gegen sechs merkte ich, dass es so noch etwas länger dauern wird und mein Muttermund so nicht genug Druck bekommt. Ich weckte meinen Mann. Er solle mir doch jetzt mal Gesellschaft leisten. Er wollte mir Frühstück machen, aber nach Essen war mir nicht zumute. Musste ja auch seit Stunden alle paar Minuten aufs klo zum Pipi machen. Aber (auch das ist mir neu) kam nur mal ein Tröpfchen. Wenn überhaupt. Ich konnte noch zwei Minuten vor Johannas Geburt damals prima Pinseln.....
Aber das mit dem einen Tröpfchen war mir nun zu doof und ich lies das Tröpfchen halt nur mal die Beine runter Rinnen. Wie ein Ferkel..

So gegen 7 Uhr bat ich meinen Mann die hebamme anzurufen. Er gab brav durch: Muttermund 7 cm, aber Wasserblase vorm Kopf und geht deshalb gerade nicht weiter. Um kurz nach acht war sie da! Die Kinder waren mittlerweile alle wach und sprangen durchs Haus. Unsere knapp Vierjährige verfolgte mich wie ein Lux und wollte auf keinen Fall Babys Ankunft verpassen. Ich hatte sie die ganze Schwangerschaft vorsichtig vorbereitet, da sie sich wie verrückt dafür interessierte. Sie wußte, dass Mama Bauchweh bekommen wird und sie keine Angst davor haben muss. Und dass das baby zwischen den Beinen heraus kommen wird.sie war so lieb und neugierig. Hebamme H. fragte an der Haustür, ob baby denn schon da sei. Ich hörte es aus der oberen Etage und musste grinsen. Ich bat sie um eine vaginale Untersuchung, und wenn meine Vermutung richtig wäre wolle ich die Eröffnung der Fruchtblase da ich mittlerweile echt müde war. Und der Punkt: eigentlich wäre es schön, wenn es nun zu Ende wäre:" war schon innerlich da.
Also Befund wie ich meinte. 7- 8 cm und dicke Wasserblase. Sie wunderte sich noch, wie ich so gut messen kann, da MM so weit hinten wäre.
Aber in der tiefen Hocke mit ein paar Verbiegungen ging das schon. H. meinte, dass die Fruchtblase sicherlich in der nächsten Stunde von alleine platzen wird. Sie fragte, ob sie sich zurückziehen soll und mich alleine lassen soll. Ich bejahte, da ich unbeobachtet einfach am besten entspannen kann. Hoffte mir so, die Wehenarbeit um ein paar Stunden zu verkürzen.So war es in der Schwangerschaft ausgemacht. Ich möchte Sie für die Endphase im Haus, aber wenn mir danach ist
bekomme ich Baby alleine. Die Jungs spielten im Nebenzimmer Nintendo. Papa, Hebamme und die beiden Mädchen frühstückten unten in der küche. Ich nutze die Zeit und ein paar Spritzer Wasser untenrum an mich dran zu lassen. Schämte mich, da ich ja ganz verpieselt war. Veratmete noch schön eine Stunde Wehe um wehe. Immer drei Wehen hintereinander dann war zehn Minuten Ruhe. War mittlerweile am fluchen und motzen, da ich spürte es geht so nicht gut weiter. Auch unsere Jungs wussten, dass Mama in der Endphase der Geburt evtl. Laut wird vielleicht auch heult. Es war somit für sie in Ordnung. Ihre Zimmertüren waren offen aber sie beschäftigten sich mit dem Computer. Mein sechsjähriger wartete schön mit seiner Fragerei immer die Wehenpausen ab. Grins...
Ich bat H. noch mal hoch. Sie solle nun bitte die Blase öffnen, ich will nun nicht mehr. Meine Zimmertür machte ich in dieser kurzen Zeit wegen der Kinder zu. Doch die Fruchtblase ging weder mit Fingerling noch mit metallpinzette (oder wie nennt man das?) auf. Aber die waren bei mir schon immer wie Leder! Und ich bekam im liegen auch noch ne Wehe. H. hatte auch noch versucht den MM festzuhalten damit die Blase mehr Druck aufbauen kann. Aber das hatte ich nun davon. Schlimm weh, und meine Ruhe war vorrüber. Ich verkrampfe sofort mit Wehen im liegen. Also heulte ich mal zwei Minuten, und bat die Hebi wieder nach unten, damit ich meinen Rythmus wiederfinden kann. Gesagt getan. Oh ätzend......nach weiteren drei Wehen hintereinander bat ich sie wieder hoch. Noch mehr von diesen Wehen will ich nicht. Sie fragte, ob sie bleiben soll. Ja, war mir nun ganz recht. Sie setzte sich in die Ecke des kleinen Zimmers. Zwischen den Wehen konnte ich noch nen Scherz machen, dass ich garantiert nie mehr schwanger werden will. Ich wollte evtl. Noch nen Versuch mit der Blase aber noch bevor ich auf dem Bett saß sprang ich schon wieder auf. Ich schloss noch mal kurz die Tür. Heulte noch mal laut ne Minute mit dem Kopf am Türrahmen. H. sagte, wir können noch mal was anderes versuchen. Ich solle mich mit den Händen am Schrank festhalten, viel Platz im Becken machen, und sie hält mir von hinten etwas die Gebärmutter zurück. Es würde bestimmt reichen. Ich solle mich erinnern, das habe sie bei der letzten Geburt bei Johanna auch gemacht, und vierzig Sekunden später mein Zwerg auf der Welt.
Ich schaute sie entgeistert an, denn ich hielt es damals für Zufall. "Nein, ich zieh mich nun an und lasse mir im Krankenhaus ne richtige PDA legen"!

Sie lachte, und meinte, dass es nun wohl nicht mein Ernst sei. Eine Wehe am Schrank, direkt die zweite Wehe und die Blase platzte. Noch etwas erstaunt kniete ich mich schnell aufs Bett, denn die Presswehen setzten sofort ein. H. meinte, dass ich das Baby nun ganz ruhig raushecheln soll. Es käme von alleine. Mein letztes Kind war eine Sturzgeburt ohne Presswehen. Raushecheln war diesmal aber nicht möglich. Rausbrüllen war eher angesagt... Ich presste und der Kopf setzte sich langsam in Bewegung....und es brraannnte innerlich (mir auch ein völlig neues Gefühl)! Ich fragte noch H. ob denn der Kopf richtig eingestellt ist. Sie stand die ganze Zeit neben dem Bett und meinte:"ja, ja alles richtig!" (Was hätte es mir auch in dem Moment genutzt wenn Sie mir gesagt hätte, dass es nicht so wäre...

Nächste presswehe, und ich gebar den kleinen Dickkopf in meine Hände. Welch wunderschönes Gefühl diesen Wuschelkopf in meinen Händen. H. sagte, ich solle noch nen stups für die Nase geben, aber die wehe war vorbei und ich konnte den Kopf so keinen Millimeter mehr weiter drücken. Also zog sie den Damm kurz über die Nase. Ich nahm die Hand vom Köpfchen und und ging instinktiv in den Vierfüßler. Ein kurzer Blickwechsel zwischen uns und H. wusste, dass sie den Zwerg auffangen soll. Eine weitere Wehe und H. legte mir mein Bündel zwischen die Beine. Ich sah nur den Oberkörper. Und streichelte ganz vorsichtig. Laut rief ich, dass das Baby da sei. Und die Tür flog auf und alle standen im Zimmer. Ich muss sagen, dass gerade mal drei Minuten von dem schließen der Tür ( da ich nicht wollte, dass mich die Kinder heulen hören) über die zwei Wehen am Schrank bis zur Geburt vergangen waren. Aber sie haben mich gehört und alle neugierig an der Türe gewartet. Als die Tür aufging machte unser Baby seinen ersten Schrei. Ich war etwas irritiert da alles brannte wie Feuer in meiner Lendengegend und H. sagte, dass ich das Kind doch mal hochnehmen soll. Mein Mann filmte und fragte, was wir denn nun bekommen haben? Ein Mädchen...... Eines der Kinder rief:"ich wusste es doch...."
Wir bestaunten alle unser kleines Wunder. Unser Zweitgeborener reservierte sich schon die ganze Schwangerschaft das durchschneiden der nabelschnur, was er mit Bravour meisterte. Nun hatte ich erst mal Hunger wie ein Bär. Meine Jungs, die sonst noch nicht mal ihre eigene Schmutzwäsche ohne maulen entsorgen , waren plötzlich total fürsorglich. Der erste schmierte mir ein Käsebrötchen, der zweite brachte einen Tee und der dritte ne Decke. Papa bekam das Baby auf den Arm und ging mit Johanna zu unserer vierjährigen die sich plötzlich in ihr Zimmer verkrochen hatte. Er erfuhr erst später warum. Sie war gut aufgeklärt aber leider hatte ich nicht erwähnt, dass das durchtrennen der Nabelschnur dem Baby nicht weh tut. Sie dachte, dass ihre kleine Schwester Schmerzen hatte, weil sie zufällig in der Sekunde nochmal das weinen anfing. Also weinte sie aus Solidarität kurz mit, aber auch das konnte ich ihr schnell erklären. Die Plazenta ließ noch eine ganze Stunde auf sich warten. Aber da ich in dieser Stunde keinen einzigen Tropfen Blut verlor,war da auch keine Eile. Nach einer Stunde kam sie dann problemlos. Groß, speckig , keinerlei Verkalkung und für mich ganz neu.... Mit einem schönen Fettrand.
H. bestätigte mir später,dass nix gerissen oder geschürft war. Keine Ahnung warum mir noch ein paar Tage später alles brannte. Später verabschiedete sich die Hebamme und wir frühstückten erst einmal mit unserem neuen Familienmitglied. Und da ist sie nun......die sechste in der Rasselbande: Emilia-Marleen geboren um 9.47 Uhr, nach diesmal nur knapp 16 Stunden wehen!!
Wir wünschen euch noch ein frohes neues Jahr mit vielen selbstbestimmten Geburten und vielen süßen babys
