.... und doch irgendwie anders - Theres Christin 09.09.2014

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aramis
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.... und doch irgendwie anders - Theres Christin 09.09.2014

Beitragvon aramis » Mo 1. Dez 2014, 17:07

Langsam wird es Zeit, den Bericht meiner kleinsten zu schreiben. 12 Wochen ist die kleine schon wieder alt – wie die Zeit vergeht! :panik:
Lange Zeit konnte ich mich mit dem Verlauf der Geburt nicht so recht anfreunden, aber nach dem letzten Gespräch mit meiner Hebi wird mir vieles klarer und ich kann alles annehmen, wie es war (da es im Grunde ja eine absolute Traumgeburt war *g*) .....

der ET ist der 10.9. und ich warte eigentlich schon seit 3 Wochen, dass es losgeht. Mein Kleiner kam ja 12 Tage vor ET, die kleine 3 Tage nach ET, so wurde ich ein wenig ungeduldig, aber ich wusste, Baby kommt, wenn Baby fertig. :schweb:
Noch dazu hatte ich gewitzelt, dass das Baby erst ab Dienstag kommen dürfe, wir hatten am Freitag noch die neue Heizung bekommen, am Montag war Einschulung vom Großen, das musste das Baby einfach noch abwarten – und das tat es auch :)

Es ist also Dienstag früh, ich lieg im Bett und merke plötzlich, dass etwas unten rum zu rinnen beginnt - schlagartig wird mir klar - Blasensprung. Ich schaue auf die Uhr - Punkt 6:00 Uhr.
So schnell ich kann klettere ich aus dem Bett und suche verzweifelt etwas, dass ich mir zwischen die Beine klemmen kann, allerdings fand ich bis auf meine Hose vom Vortag nix - egal, die muss jetzt herhalten.
Ich gehe die Treppen hoch aufs Klo und sitze dann einfach mal und lass laufen, was laufen will. Das Fruchtwasser, das ich noch am Boden finde, sieht klar aus.

Dann gehe ich ins Wohnzimmer, setze mich zum Tisch und überlege - was nun? Hebamme anrufen? Nein, ich hab ja noch nicht mal Wehen, es ist zu früh - und was würde sie sagen - würde sie mir von Infektionsgefahr usw. erzählen? Müsste ich ins KH wenn nix weitergeht?
Nach ein paar Minuten das erste Ziehen im Bauch - mein Gefühl sagt mir, ich soll meine Hebamme anrufen. Also tu ich das. Sie ist ganz entspannt, fragt nur, ob Fruchtwasser auch klar war, ob ich Lust auf Frühstück hätte oder eher nicht, ob schon Wehen zu spüren seien, etc. Sie meinte, sie wäre in der Nähe und wir verbleiben so, dass ich mich im Laufe des Vormittags bei ihr melde.

Es ist kurz vor halb 7. Ich gehe zurück ins Schlafzimmer und wecke meinen Mann, erzähle ihm vom Blasensprung, es dauert einen kleinen Moment, bis die Info bei ihm ankommt. lol

Wir wecken unseren Großen, es ist sein 2. Schultag. Wir beschließen, die Schwiegereltern zu bitten, die beiden kleinen zu holen, damit wir ungestört sein können, sie haben eine Fahrtzeit von ner guten Stunde vor sich (allerdings dauerts noch etwas länger, da meine Schwiegermutter unbedingt noch eine Pilzsuppe für uns kochen musste :lol3: )

In der Zwischenzeit richte ich alles für den Großen zusammen. Wir räumen den Platz für den Pool frei, die Kinder helfen noch, ihn aufzublasen :herzen:
Mein Mann bringt den Großen zur Schule. Die kleinen werden mit Frühstück versorgt.
Als die Schwiegers endlich da sind freuen sich die Kids riesig, die kleine, weil sie mit Oma und Opa Auto fahren darf und der Kleine, weil er weiß, dass das Baby bald da sein wird. :herzen:
Sie wünschen mir noch alles Gute und sind dann weg - dann wirds etwas ruhiger.

Ich habe zwar Wehen, aber nix regelmäßiges, ist auch nur ein Ziehen. Mein Mann meint, man merkt nix, dass ich Wehen hätte, ich muss ja auch noch nix veratmen :)
Ich dachte mir, ich setz mich gemütlich auf den Gymnastikball während mein Mann den Pool herrichtet – aber das ist diesmal total unangenehm – es drückt so komisch, also wieder runter vom Ball und herumlaufen.

Es ist gegen 8:45 als ich der Hebamme schreibe, dass jetzt doch einigermaßen regelmäßige Wehen bekomme welche noch leicht auszuhalten sind, ich aber bald in den Pool gehen werde und mein Mann sich bei ihr melden wird. Zu dem Zeitpunkt denke ich noch, dass ich etwas länger warten werde, bis ich sie zu mir rufe.

Der Pool ist relativ schnell gefüllt und ich verlange warmes, fast schon zu warmes Wasser. Bei der Kleinen war es damals auch zu warm und es war sehr angenehm. Als ich dann endlich im Pool bin werde ich unsicher. Der Bauch kommt mir so schwabelig vor, ich denke an Marion und Vertrauenlos, stupse mal den Bauch an uns sag „Baby, beweg dich doch bitte mal, damit ich weiß, es ist alles ok“ - es folgt ein sanfter Tritt und ich bin beruhigt.
Nach einer Zeit wird mir das Wasser zu heiß, ich schwitze, ich bitte meinen Mann um kaltes Wasser, da ich es so doch nicht aushalte.
Meine Geburtsmusik läuft im Hintergrund, aber ich hab nicht so richtig Lust mitzusingen, dabei war das bei der Geburt von der Kleinen so was von schön – und ich hatte gehofft, dass das diesmal auch wieder so ist.
Die Wehen möchte ich einfach veratmen. Sie kommen zwar regelmäßig aber mit relativ großen Pausen, die Wehen an sich sind auch verhältnismäßig kurz.

Anfangs wollte ich alleine sein, ich merkte, dass sich in mir etwas aufgestaut hatte, das raus wollte. Ich bat meinen Mann, mich alleine zu lassen. Als das Lied Tears in Heaven von Eric Clapton startete brachs aus mir raus - was auch immer es war - ich musste weinen. Mein Mann sorgte sich wohl ein wenig, er fragte mich, ob ich noch alleine sein wollte, was ich bejate. In dem Moment hats mich leider gestört, dass er gefragt hat, hat mich aus dem rausgeholt wo ich grad war. Aber es war in Ordnung.

Es war ungefähr 9:45 als ich meinen Mann bat die Hebamme anzurufen, sie war kurz nach 10 da.
Sie setzte sich auf einen Stuhl neben dem Pool und war einfach da. Etwas, dass mich bei den anderen Hebammen gestört hatte – bei Sigrid aber absolut nicht, es war gut so. Wir haben die meiste Zeit in den Pausen getratscht, es war irgendwie total entspannt.
Ich hatte mir aber Sorgen gemacht, ob dieses Reden in den Pausen die Geburt nicht bremsen würde. Irgendwie ging mir zu wenig weiter, die Wehen und die Abstände blieben fast gleich, nur die Intensität änderte sich, so dass ich bald anfangen musste zu tönen – aber auch nicht jede Wehe, es war so seltsam.
Ich hatte damit gerechnet, dass diese Geburt auch ähnlich sein würde wie die letzten beiden, da diese zwei Geburten fast ident waren – aber irgendwie war alles anders. Das hatte mich echt verunsichert.

Um 11 Uhr schaute ich mal auf die Uhr und war erstaunt, dass es schon „so lange“ dauert. Hab dann noch gescherzt, dass sich das Baby dann bitte mal auf den Weg machen soll, der große Bruder kommt kurz vor 12, da sollte das Baby bitte schon da sein :lol3:

Die Übergangsphase, die dann folgt, ist kurz, aber heftig. Ich merke, ich bin an meinen Grenzen, obwohl die Wehen nach wie vor nicht lange dauern und die Pausen lange sind. Ich weiß nicht, wie ich im Pool sitzen oder knien soll, wandere während der Wehen immer vom hinteren Rand des Pools zum vorderen Rand, ich hab das Gefühl, als könnte ich so dem Schmerz davonlaufen.

Ich merke, irgendwie ändert sich der Druck – und, oh sch.... ich muss aufs Klo. Ich will raus aus dem Pool, denn ich wil diesen Teil der letzten Geburt nicht wiederholen, es ist mir unangenehm. Also raus aus dem Pool, rauf aufs Klo – diese Minuten sind echt grauslich. Als ich wieder in den Pool will überrollt mich eine Wehe, die für mich kaum auszuhalten ist. Als die vorbei ist flüchte ich wieder in den Pool – meine Hebamme meinte dann, sie hätte noch nie eine Gebärende so schnell in den Pool springen sehen lol
Die Wehe, die dann folgt, ist der Hammer – ich hab einfach nur gebrüllt, mit einer Kraft, die ich nie für möglich gehalten hätte.
Danach geht’s ans richtige Pressen. Ich schreie, wie schon bei den letzten beiden Geburten, mein Kind aus mir heraus. Der Kopf braucht zwei Wehen, „steckt“ kurz, ich halte das kleine Köpfchen, spüre es weich und glibberig. Dann kommt der ganze Körper raus.
Meinen Klogang hätte ich mir sparen können, es kam doch wieder was mit, aber egal, ist so – meine Hebamme meinte „das wird nicht das einzige mal sein, wo dein Baby mit Scheiße zu tun haben wird“ - die Aussage brachte mich zum schmunzeln.

Als der Kopf kam fragte mich meine Hebamme irgendwas – ich glaube, sie wollte wissen, ob sie den Kopf stützen sollte – ich verneinte. Ich war sehr dankbar, dass sie gefragt hatte und nicht so wie meine letzte Hebamme einfach hingegriffen hat.

Eigentlich wollte ich, wenn das Baby aus mir rauskommt, den Moment genießen, wo es im Wasser treibt, wollte mir das Bild einprägen. Aber ich nehme das kleine Wesen sofort zu mir, sie atmet nicht gleich, ist ganz lila, ihre Fingernägel sehen aus, als wären sie lila lackiert. Sigrid kommt zu mir, wird etwas nervös, ich reibe an dem kleinen körper, merke, es ist alles ok, dann fängt sie an zu quäken – alles in Ordnung.
Ich bin so froh, dass alles vorbei ist, bin froh, dass ich es ohne Probleme überstanden habe – bin froh, dass ich das nie mehr durchmachen werde, denn unsere Familienplanung ist somit abgeschlossen (aber wer weiß, was uns die Zeit noch bringt)
Diese Erleichterung werde ich nie vergessen. Mein Mann ist ganz erstaunt, dass ich nicht zuallererst mal nachschaue, ob wir Bub oder Mädchen bekommen haben – ich hab ihm nur gesagt, dass das jetzt noch nicht so wichtig ist – hauptsache es ist vorbei
Aber es lässt mir dann natürlich doch keine Ruhe, und ich schaue nach – ein Mädchen – wie schön, so, wie ich es schon die letzten beiden Wochen ganz klar gespürt hatte. :herzen:

Unser Großer ist zwischenzeitlich heimgekommen und hat sich ins Untergeschoß ins Kinderzimmer verzogen. Ich hatte ihn schon vorgewarnt, dass ich vermutlich schreien würde, wenn das Baby kommt, deshalb wollte er nicht dabei sein. Aber kurz nachdem die kleine da war kam er hoch und war sofort verliebt.
Später sagte er dann „Mama, ich hab dich schreien gehört. Ich hab gewusst, dass hat irgendwas mit dem Baby zu tun, aber ich wusste nicht genau, warum du so schreist“
:hearts:
Ich wollte dann raus aus dem Wasser, setzte mich auf den gemütlichen Lehnstuhl. Die Nachwehen halten sich in Grenzen, nicht so wie bei der Kleinen, wo Hammernachwehen gleich nach der Geburt kamen.
Ich weiß nicht, wie lange ich so gesessen bin. Für die Geburt der Plazenta hatte meine Hebamme noch extra den Gebärhocker geholt, anders hätte ich sie nicht rausgebracht. Die kleine fing ganz bald an zu trinken und war dann absolut glücklich und zufrieden.
Relativ bald wollte ich einfach nur noch ins Bett, ich war müde, wollte schlafen. Mein Mann bekochte mich noch – ich hatte so einen Gusta auf Mohnnudeln – hm, Mohnnudeln im Bett, das hat echt was. :herzen:

So gegen 3 ist meine Hebamme dann gefahren, gewogen haben wir die kleine erst am nächsten Tag, sie war etwas über 3700g schwer, wir schätzten sie auf 49 cm

Lange war ich mit diesem Verlauf nicht ganz zufrieden, vermutlich hatte ich mir auf was anderes eingestellt, wobei ich doch immer gesagt hatte, ich nehme, was kommt. Aber es kam mir alles so anders vor, es war ganz seltsam, ich kanns bis heute noch nicht beschreiben.

Ein Problem hatte ich auch damit, dass ich die kleine sofort aus dem Wasser geholt habe. Da hat mir Sigrid aber erklärt, dass das eine reine Instinktsache war – ich hab gemerkt, dass was nicht passt und sie so schnell rausgeholt. Ich dachte eigentlich immer, dass einem Baby unter Wasser nix passieren kann, da es ohnehin erst atmet, wenn es über Wasser kommt. Sie hat mich dann aufgeklärt, dass es bei extrem gestressten Babys, wenn sie unterversorgt sind, weil zb die Nabelschnur zu sehr gequetscht wird, sehr wohl vorkommen kann, dass die nach dem Schlüpfen sofort atmen wollen – und in so einem Fall dann die Lunge voll Wasser hätten, das Ergebnis liegt dann auf der Hand. Diese Tatsache hat mir geholfen anzunehmen, dass ich die kleine sofort rausgeholt hab.

Ansonsten war es aus jetztiger Sicht die einfachste der drei Geburten. Ich bin überaus dankbar, dass ich mit meiner absoluten Lieblingshebamme gebären durfte. Sie begleitet mich nach wie vor, da sich bei mir "krankheitsbedingt" was ergeben hat und sie mich da drauf gebracht hat und sozusagen jetzt die Patin der "Krankheit" ist :lol3:

Ja, und jetzt ist Theres schon wieder 3 Monate alt, ein Strahlebaby, absolut zufrieden, lässt sich gerne abhalten und noch lieber tragen, entdeckt gerade Hände und Umgebung und ist einfach nur süß und zum Fressen. :herzen:

Leider schaff ichs nicht, ein Foto einzustellen sadnew
von Herzen alles Liebe
Manu
Frechdachs 10/2007 "spontaner" KS wg BEL
Düse 08/2010 stürmische HG

Sternchen im Himmel 02/2012
Quasselemaus 11/2012 Wassergeburt HG
Quietschemaus 09/2014 Wassergeburt HG
Mausebaby 04/2016 Wassergeburt HG

lela15

Re: .... und doch irgendwie anders - Theres Christin 09.09.2

Beitragvon lela15 » Mo 1. Dez 2014, 17:37

Danke für den schönen Bericht. Nachträglich herzlichen Glückwunsch zur Tochter. :blume: Geburten lassen sich (leider) nicht planen, das muss ich auch gerade akzeptieren lernen ... Bei mir ist es auch ganz anders gekommen als geplant. Das du deine Kleine gleich aus dem Wasser geholt hast, war sicherlich Instinkt oder vielleicht auch die Erleichterung, dass sie nun da ist. Bestimmt hat es für sie so gepasst.

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weib1969h
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Re: .... und doch irgendwie anders - Theres Christin 09.09.2

Beitragvon weib1969h » Mo 1. Dez 2014, 19:27


:hug: :blume: :rosabrille:
danke fuers teilen.

deinen reflex, das kind gleich aufzunehmen, kenne ich von der hummelin. bei den jungs hatte ich das so nicht - die sahen aber auf den bildern kurz nach der geburt auch nicht so blau aus. es sollte wohl so sein. :hug:

:flower: :flower: :flower: :flower: :flagge:

Yvonne
Hummelin 11/2012 AG Strahlekeks 09/2010 HG Traumsohn 02/2008 HG
Wunschtochter 12/93 KH Wunschtochter 08/92 KH Kurzglück 07/14+12/15 HG 09/20 :candle:

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Re: .... und doch irgendwie anders - Theres Christin 09.09.2

Beitragvon Meow » Mo 1. Dez 2014, 19:41

danke fürs teilen :herzen:
schön wie instinktiv du gehandelt hast !
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Ardilla
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Re: .... und doch irgendwie anders - Theres Christin 09.09.2

Beitragvon Ardilla » Mo 1. Dez 2014, 19:46

Wie schön :rainbow:
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Re: .... und doch irgendwie anders - Theres Christin 09.09.2

Beitragvon Josie2013 » Mo 1. Dez 2014, 19:51

Danke für Deinen Bericht und nochmal herzlichen Glückwunsch :herzen: :blume:
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