Felicitas Gabriela – wieder nicht wie geplant
Verfasst: So 2. Nov 2014, 10:10
Der Große sollte ja eigentlich im Geburtshaus geboren werden, aber kurz vor Schluss haben wir uns dann doch auf den Weg ins Krankenhaus gemacht. Dennoch hatte ich eine relativ schöne, überwiegend selbstbestimmte Geburt.
Beim zweiten Kind wollte ich zwar so einiges anders machen – die Hebamme sollte aber die gleiche sein. Wir hatten eine Hausgeburt geplant und einen Geburtspool gekauft. Eine Freundin wollte kommen und Fotos von der Geburt und den ersten Stunden danach machen. Der Große wollte dabei sein und wurde mit Videos und Büchern vorbereitet. Eine Kiste mit Getränken, Traubenzucker, Tüchern, Decken, Kerzen, Musik und allem Pipapo stand bereit und wartete auf DEN Tag.
Dieser Tag war Samstag, der 25.10.2014 – ET+12. Am Freitag telefonierte ich noch bis kurz vor Mitternacht mit einer Freundin, da war noch alles ruhig im Bauch. Über den Tag verteilt hatte ich zwar immer wieder mal eine Wehe gehabt, aber nichts nennenswertes. Ich ging dann ins Bett, wo ich bis kurz nach 3 geschlafen habe. Da wurde ich von einer Wehe wach. Kenn ich doch schon, dachte ich noch. Blick auf die Uhr – da lohnt sich das Aufstehen und aufs Klo gehen noch. Ich überzeuge meinen müden Körper sich aus dem Bett zu quälen. Auf dem Rückweg noch eine Wehe, aber die lassen mich noch nicht hellhörig werden und ich lege mich wieder hin. Schaffe es sogar nochmal einzudösen. Kurz darauf noch eine Wehe. Da kann doch kein Mensch bei schlafen! Aber nach Geburt fühlte es sich auch noch nicht an und die Abstände sind unregelmäßig.
Trotzdem hab ich sicherheitshalber mal den Mann geweckt – der hatte nämlich abends mit dem Großen einen halben Wald in unserem Wohnzimmer verteilt und ich wollte im Falle des Falles den Pool nicht auf Blättern und Sand aufgebaut haben. Er sollte also fegen, während ich mal unter die Dusche gehe und schaue, was mir diese Wehen sagen wollen.
Während ich unter der Dusche stehe, werden die Wehen intensiver und ich fange an, sie zu vertönen, während ich meinen Kopf an die kühle Wand lehne. Wohl doch Geburt – hurra! Sofort werden die Abstände kürzer. Ich weiß noch, wie ich denke „Wie jetzt?! Schon wieder eine?!“ und beschließe, aus reiner Neugierde mal zu tasten, ob sich am Muttermund schon was tut. Der ist auf jeden Fall schon ein gutes Stück eröffnet. Ich rufe meinen Mann. Der hört mich aber erst beim zweiten Mal.
„Ruf die A. (Hebamme) an und sag, dass ich CTG morgen gegen Geburtsbegleitung jetzt tauschen mag. Bring mir Handtuch und Handy (zum Fotografin anrufen) und fang mit dem Pool an.“ Ich bin noch völlig entspannt, freue mich auf die Geburt. Mein Mann kommt mit Handtuch, Handy und Hebamme am Telefon. Sie möchte wissen, ob sie schnell oder langsam kommen soll. „Ist mir egal, Hauptsache sie kommt!“ (Im Nachhinein hätte mir das vielleicht ein Zeichen sein können, dass es wohl nicht mehr lange dauern wird – zu dem Zeitpunkt war es das noch nicht.) Ich höre die Luftpumpe im Wohnzimmer und steige aus der Dusche, damit gleich warmes Wasser für den Pool da ist.
Laut Handy um 4:08Uhr rufe ich D. an, damit sie sich wegen der Fotos auf den Weg macht. Ich muss nochmal aufs Klo und freue mich noch, dass mein Körper so schön dafür sorgt, dass ich nachher hoffentlich nicht mehr aus dem Pool muss. Als ich aufstehen will, platzt die Fruchtblase und ich spüre sofort einen Druck nach unten. Bei Konstantin platzte die Fruchtblase ganz lehrbuchmäßig bei vollständiger Eröffnung – aber das konnte doch nicht sein?! Ich beschließe nochmal zu tasten. Da ist kein Muttermund mehr und das was sich da so komisch anfühlt, muss wohl tatsächlich Köpfchen sein. Für einen Moment bin ich fasziniert, dann spüre ich, wie mein Körper anfängt zu arbeiten. Da ist kein Pressdrang, keine Wehen, keine bewusste Entscheidung für oder gegen etwas – es passiert einfach. Ich rufe meinen Mann (mal wieder). „Das Kind kommt.“ „Ja, der Pool ist auch fast aufgeblasen...“ „Nein, das Kind kommt JETZT!“ und kurz darauf „Ruf die D. an, die schafft es nicht rechtzeitig.“ Laut Handy ist es 4:18 Uhr, 4:19 Uhr, als sie zurückruft. Was sie reden, weiß ich nicht mehr.
Ich hab immer wieder die Hand am Köpfchen unseres Kindes und merke, wie es immer weiter nach unten kommt. Es fängt an zu brennen und mir kommt der Gedanke an meinen Damm und auch, dass es schwierig wird, das Kind aufzufangen, während ich auf dem Klo sitze. Ich möchte in den Vierfüßler, komme aber nur noch bis ins Knien. Dann ist das Köpfchen da, der Körper dreht sich und flutscht einfach hinterher. Ich halte dieses winzige, brüllende Wesen in meinen Händen und bin erstmal sprachlos.
Im Gegensatz zur Geburt des Großen sind da keine sofortigen Muttergefühle und Liebe. Am Besten lässt sich das Gefühl wohl mit „Huch, wo kommt denn jetzt dieses Kind her?!“ beschreiben.
Wir schauen nach, ob unser Baby ein Mädchen oder ein Junge ist – ein Mädchen. Mein Gefühl hatte also Recht. Mein Mann nimmt sie kurz, damit ich aufstehen kann und wir ziehen um aufs Bett im Kinderzimmer.
Da sie unmittelbar im Anschluss an das Telefonat zwischen D. und meinem Mann geboren ist, legen wir 4:20 Uhr als Geburtszeitpunkt fest.
10 Minuten später klingelt die Hebamme. Nachdem wir uns sortiert haben, tastet sie meinen Bauch ab und meint, wenn ich einmal drücke, würde die Plazenta kommen – so ist es dann auch. Mein Mann nabelt ab und lässt extra viel Nabelschnur dran, damit der Große später wenigstens die Nabelschnur durchschneiden kann. Das hatte er sich gewünscht.
Die Untersuchung durch A. ergibt, dass ich nur ganz minimal gerissen bin, eigentlich steht nur ein Stückchen Haut ab. Sie möchte es gerne nähen, weil es an einer blöden Stelle ist. Ich stimme zu.
Der Große wacht pünktlich zur U1 auf – es ist kurz nach 6 Uhr. Wir haben ein kerngesundes kleines Mädchen mit 55cm, 4140g und 36,5cm Kopfumfang. Der Große darf noch den Rest Nabelschnur abschneiden, verfolgt alles ganz fasziniert und ist total stolz.
Mamagefühle, Liebe und auch das Gefühl, dass das nicht irgendein, sondern MEIN Baby ist, kommen in den ersten paar Stunden beim Kuscheln. Meinem Mann geht es ähnlich, er brauchte noch ein bisschen länger.
Obwohl es einige geniale Momente gab, vor allem als ich mein Mädchen selbst in Empfang genommen habe, stimmt mich die Geburt eher traurig. Gefühlt hatte ich keine Geburt, sondern „nur“ plötzlich ein Baby. Je mehr Zeit vergeht, desto stärker wird dieses Gefühl.
Ich bedaure es auch, dass ich im Bad nachgeschaut habe, welches Geschlecht das Kind hat. Denn in dem Moment war es nicht mein Kind und eigentlich hat es mich auch nicht interessiert. Ich hab nur geschaut, weil ich mir das immer so vorgestellt hatte.
Beim nächsten Kind werden wir uns definitiv auf eine Alleingeburt vorbereiten, obwohl wir beide gerne eine Hebamme dabei haben würden. Wir befürchten, dass sie es wieder nicht schaffen wird. Mein Mann stand jedenfalls (laut eigener Aussage) am Rande einer Panik und hat es nur geschafft ruhig zu bleiben, weil ich wohl vollkommen ruhig war und die Kleine sofort gebrüllt hat wie am Spieß. Ich selbst lief aber komplett auf Autopilot und weiß nicht, ob ich in der Lage gewesen wäre noch irgendwie zu reagieren, falls notwendig.
Mittlerweile sind wir halbwegs angekommen und sind ganz verliebt in unsere Tochter/Schwester. Konstantin ist - samt aller ihm eigenen Ungestümheit - ein zauberhafter und liebevoller großer Bruder. Felicitas sieht ihm unglaublich ähnlich, ist aber speckiger. Sie ist auch kein bisschen gelb geworden und nimmt langsam aber sicher zu. So, wie es momentan ausschaut, werde ich dieses Mal Vollstillen können.
Ich bin glücklich und dankbar, zwei so wundervolle Kinder zu haben!
Beim zweiten Kind wollte ich zwar so einiges anders machen – die Hebamme sollte aber die gleiche sein. Wir hatten eine Hausgeburt geplant und einen Geburtspool gekauft. Eine Freundin wollte kommen und Fotos von der Geburt und den ersten Stunden danach machen. Der Große wollte dabei sein und wurde mit Videos und Büchern vorbereitet. Eine Kiste mit Getränken, Traubenzucker, Tüchern, Decken, Kerzen, Musik und allem Pipapo stand bereit und wartete auf DEN Tag.
Dieser Tag war Samstag, der 25.10.2014 – ET+12. Am Freitag telefonierte ich noch bis kurz vor Mitternacht mit einer Freundin, da war noch alles ruhig im Bauch. Über den Tag verteilt hatte ich zwar immer wieder mal eine Wehe gehabt, aber nichts nennenswertes. Ich ging dann ins Bett, wo ich bis kurz nach 3 geschlafen habe. Da wurde ich von einer Wehe wach. Kenn ich doch schon, dachte ich noch. Blick auf die Uhr – da lohnt sich das Aufstehen und aufs Klo gehen noch. Ich überzeuge meinen müden Körper sich aus dem Bett zu quälen. Auf dem Rückweg noch eine Wehe, aber die lassen mich noch nicht hellhörig werden und ich lege mich wieder hin. Schaffe es sogar nochmal einzudösen. Kurz darauf noch eine Wehe. Da kann doch kein Mensch bei schlafen! Aber nach Geburt fühlte es sich auch noch nicht an und die Abstände sind unregelmäßig.
Trotzdem hab ich sicherheitshalber mal den Mann geweckt – der hatte nämlich abends mit dem Großen einen halben Wald in unserem Wohnzimmer verteilt und ich wollte im Falle des Falles den Pool nicht auf Blättern und Sand aufgebaut haben. Er sollte also fegen, während ich mal unter die Dusche gehe und schaue, was mir diese Wehen sagen wollen.
Während ich unter der Dusche stehe, werden die Wehen intensiver und ich fange an, sie zu vertönen, während ich meinen Kopf an die kühle Wand lehne. Wohl doch Geburt – hurra! Sofort werden die Abstände kürzer. Ich weiß noch, wie ich denke „Wie jetzt?! Schon wieder eine?!“ und beschließe, aus reiner Neugierde mal zu tasten, ob sich am Muttermund schon was tut. Der ist auf jeden Fall schon ein gutes Stück eröffnet. Ich rufe meinen Mann. Der hört mich aber erst beim zweiten Mal.
„Ruf die A. (Hebamme) an und sag, dass ich CTG morgen gegen Geburtsbegleitung jetzt tauschen mag. Bring mir Handtuch und Handy (zum Fotografin anrufen) und fang mit dem Pool an.“ Ich bin noch völlig entspannt, freue mich auf die Geburt. Mein Mann kommt mit Handtuch, Handy und Hebamme am Telefon. Sie möchte wissen, ob sie schnell oder langsam kommen soll. „Ist mir egal, Hauptsache sie kommt!“ (Im Nachhinein hätte mir das vielleicht ein Zeichen sein können, dass es wohl nicht mehr lange dauern wird – zu dem Zeitpunkt war es das noch nicht.) Ich höre die Luftpumpe im Wohnzimmer und steige aus der Dusche, damit gleich warmes Wasser für den Pool da ist.
Laut Handy um 4:08Uhr rufe ich D. an, damit sie sich wegen der Fotos auf den Weg macht. Ich muss nochmal aufs Klo und freue mich noch, dass mein Körper so schön dafür sorgt, dass ich nachher hoffentlich nicht mehr aus dem Pool muss. Als ich aufstehen will, platzt die Fruchtblase und ich spüre sofort einen Druck nach unten. Bei Konstantin platzte die Fruchtblase ganz lehrbuchmäßig bei vollständiger Eröffnung – aber das konnte doch nicht sein?! Ich beschließe nochmal zu tasten. Da ist kein Muttermund mehr und das was sich da so komisch anfühlt, muss wohl tatsächlich Köpfchen sein. Für einen Moment bin ich fasziniert, dann spüre ich, wie mein Körper anfängt zu arbeiten. Da ist kein Pressdrang, keine Wehen, keine bewusste Entscheidung für oder gegen etwas – es passiert einfach. Ich rufe meinen Mann (mal wieder). „Das Kind kommt.“ „Ja, der Pool ist auch fast aufgeblasen...“ „Nein, das Kind kommt JETZT!“ und kurz darauf „Ruf die D. an, die schafft es nicht rechtzeitig.“ Laut Handy ist es 4:18 Uhr, 4:19 Uhr, als sie zurückruft. Was sie reden, weiß ich nicht mehr.
Ich hab immer wieder die Hand am Köpfchen unseres Kindes und merke, wie es immer weiter nach unten kommt. Es fängt an zu brennen und mir kommt der Gedanke an meinen Damm und auch, dass es schwierig wird, das Kind aufzufangen, während ich auf dem Klo sitze. Ich möchte in den Vierfüßler, komme aber nur noch bis ins Knien. Dann ist das Köpfchen da, der Körper dreht sich und flutscht einfach hinterher. Ich halte dieses winzige, brüllende Wesen in meinen Händen und bin erstmal sprachlos.
Im Gegensatz zur Geburt des Großen sind da keine sofortigen Muttergefühle und Liebe. Am Besten lässt sich das Gefühl wohl mit „Huch, wo kommt denn jetzt dieses Kind her?!“ beschreiben.
Wir schauen nach, ob unser Baby ein Mädchen oder ein Junge ist – ein Mädchen. Mein Gefühl hatte also Recht. Mein Mann nimmt sie kurz, damit ich aufstehen kann und wir ziehen um aufs Bett im Kinderzimmer.
Da sie unmittelbar im Anschluss an das Telefonat zwischen D. und meinem Mann geboren ist, legen wir 4:20 Uhr als Geburtszeitpunkt fest.
10 Minuten später klingelt die Hebamme. Nachdem wir uns sortiert haben, tastet sie meinen Bauch ab und meint, wenn ich einmal drücke, würde die Plazenta kommen – so ist es dann auch. Mein Mann nabelt ab und lässt extra viel Nabelschnur dran, damit der Große später wenigstens die Nabelschnur durchschneiden kann. Das hatte er sich gewünscht.
Die Untersuchung durch A. ergibt, dass ich nur ganz minimal gerissen bin, eigentlich steht nur ein Stückchen Haut ab. Sie möchte es gerne nähen, weil es an einer blöden Stelle ist. Ich stimme zu.
Der Große wacht pünktlich zur U1 auf – es ist kurz nach 6 Uhr. Wir haben ein kerngesundes kleines Mädchen mit 55cm, 4140g und 36,5cm Kopfumfang. Der Große darf noch den Rest Nabelschnur abschneiden, verfolgt alles ganz fasziniert und ist total stolz.
Mamagefühle, Liebe und auch das Gefühl, dass das nicht irgendein, sondern MEIN Baby ist, kommen in den ersten paar Stunden beim Kuscheln. Meinem Mann geht es ähnlich, er brauchte noch ein bisschen länger.
Obwohl es einige geniale Momente gab, vor allem als ich mein Mädchen selbst in Empfang genommen habe, stimmt mich die Geburt eher traurig. Gefühlt hatte ich keine Geburt, sondern „nur“ plötzlich ein Baby. Je mehr Zeit vergeht, desto stärker wird dieses Gefühl.
Ich bedaure es auch, dass ich im Bad nachgeschaut habe, welches Geschlecht das Kind hat. Denn in dem Moment war es nicht mein Kind und eigentlich hat es mich auch nicht interessiert. Ich hab nur geschaut, weil ich mir das immer so vorgestellt hatte.
Beim nächsten Kind werden wir uns definitiv auf eine Alleingeburt vorbereiten, obwohl wir beide gerne eine Hebamme dabei haben würden. Wir befürchten, dass sie es wieder nicht schaffen wird. Mein Mann stand jedenfalls (laut eigener Aussage) am Rande einer Panik und hat es nur geschafft ruhig zu bleiben, weil ich wohl vollkommen ruhig war und die Kleine sofort gebrüllt hat wie am Spieß. Ich selbst lief aber komplett auf Autopilot und weiß nicht, ob ich in der Lage gewesen wäre noch irgendwie zu reagieren, falls notwendig.
Mittlerweile sind wir halbwegs angekommen und sind ganz verliebt in unsere Tochter/Schwester. Konstantin ist - samt aller ihm eigenen Ungestümheit - ein zauberhafter und liebevoller großer Bruder. Felicitas sieht ihm unglaublich ähnlich, ist aber speckiger. Sie ist auch kein bisschen gelb geworden und nimmt langsam aber sicher zu. So, wie es momentan ausschaut, werde ich dieses Mal Vollstillen können.


Ich bin glücklich und dankbar, zwei so wundervolle Kinder zu haben!
