Schon mehrere Fehlstarts... schon viel zu oft sass ich auf dem Ball, hatte mich in Gebärstimmung gebracht, versucht, mich darauf vorzubereiten und einzulassen, was da kommen mag. Schleimpropf war auch bereits abgegangen und ich war sehr endschwangerig, ungeduldig und am Ende mit den Nerven!
An diesem Tag, nach einer wehenden Nacht, bisher wieder alles ruhig. Allerdings war es mein Wunschdatum und eigentlich rechnete ich mit Geburtsbeginn. Also Mann und grosses Kind weg geschickt und daheim gewartet (Fehler!!...).
Noch einen kurzen Spaziergang am frühen Abend, mit einer Bekannten geplaudert und das grosse Kind und den Mann besucht, die im Garten bei den Schwiegereltern waren. Dann wieder nach Hause gewackelt.
Ca. um 18.00 wieder bekanntes Rumwehen. Aha! Also doch heute!!

Die Tasche des grossen Kindes (wieder mal) gepackt, Schwiegereltern benachrichtigt, ob es die Nacht bei ihnen bleiben dürfte, denn vielleicht, vielleicht....
Der Mann kam heim und fragte, ob er Fussball kucken darf (ja, er fragte sogar!!

Irgendwann gegen 23h setzte ich mich in die Wanne zum „sind-es-richtige-Wehen?“-Test.
Danach wurde alles ruhig.
Oh Mann!!

Ich gab meinem Mann und der Hebi total gefrustet Bescheid, dass das heute nix mehr wird und zottelte ab ins Bett.
Um 2 Uhr rum erwachte ich mit ziemlichem Ziehen. Da dachte ich nur noch: „Ach, lass mich doch schlafen, du kommst ja doch nicht!!“ - drehte mich um und schlief weiter.
Um 4 Uhr erwachte ich – hellwach – und wusste: JETZT GEHTS LOS. Es wehte.
Ich war ziemlich gelassen. Packte meine Siebensachen und setzte mich ins Wohnzimmer vor den Fernseher und kreiste meine Hüften auf dem Ball. Jedes Ziehen konnte ich dankbar annehmen, denn im Hinterkopf lauerte die Furcht, es könnte doch wieder nur ein Fehlstart sein...
Ne halbe Stunde später war ich sicher, dass es jetzt echt losgeht. Den Liebsten mit nem Kaffee geweckt, der beinahe aufgesprungen ist (und das bei nem Morgenmuffel!) und gesagt, dass er sich nicht so verrückt beeilen muss, aber es ginge eben los.
Ne weitere halbe Stunde später meinte ich, er solle sich jetzt doch mal beeilen und den Pool aufblasen und füllen, das ginge doch etwas rascher, als erwartet. Der Hebi Bescheid gegeben – ja, es reiche, wenn sie in ner Stunde da sei.
Der Mann pumpte den Pool auf und ich wehte bereits im Vierfüsser und am Ball hängend. Wenn ich wehte, durfte er mich bereits nicht mehr ansprechen. Der Mann pumpte wie um sein Leben und klappte dabei fast zusammen.

Immer noch konnte ich die Wehen total gut annehmen. Ich kreiste das Becken, tönte, atmete. Alles war gut. Aber ich hatte einfach das Gefühl, es ginge gut und rasch voran und wollte dann doch die Hebi bei mir wissen.
Zum Glück war sie kurz später schon da und begrüsste mich mit: „Ich muss gar nicht tasten, ich hör schon, dass du recht weit voran bist!“
Der Pool wurde aufgefüllt und so bald das Wasser drin war, wollte ich rein und fühlte mich wohler. Im Wasser wehte ich weiter, tönte, hatte Pausen, es war ein sehr angenehmer Rythmus.
Ca um 7h meinte die Hebi, wenn ich es wollte, sei das Kind in ner Stunde da.
Was??!! So rasch?! (die Geburt meines ersten Kindes dauerte ca 16 Stunden)
Irgendwann tastete ich und fühlte: Der Muttermund ist noch zu.
Ahhhhhhhh!!! Das kann doch nicht sein?! Nach so vielen guten Wehen?! Etwas panisch bat ich die Hebi darum, auch mal zu tasten. Sie lachte: „7cm!“

Das gab mir den totalen Motivationskick, es dauert also wirklich nicht mehr lange! Dazu war's ein wunderschöner Sommertag, blauer Himmel und vom Pool aus die Aussicht auf eine schöne Linde. Ich fands wundervoll, dass ich dafür Augen haben konnte!
Die Hebi hörte immer mal wieder Herztöne des Kleinen, alles prima. Inzwischen hing ich bei den Wehen über dem Beckenrand und klammerte mich an den Arm des Liebsten, ich brauchte was zum Zudrücken.

Um 8 Uhr begann der ungeduldige Kerl dann tatsächlich mit: „Hm... wie lange dauert's denn noch, hast du nicht gesagt, noch ne Stunde?“


Die Wehen veränderten sich. Ich fragte die Hebi, ob die Wehen jetzt noch viel schlimmer werden würden? Sie meinte, nein, wohl kaum, jetzt käme einfach der Druck nach unten.
Ich konnt's kaum glauben – bereits in der Pressphase?!
Sie tastete noch mal und meinte, sie spüre allerdings noch einen Saum am Muttermund. Sch*** ich wusste, was das bedeutet...bereits bei der ersten Geburt musste sie mir den Saum lösen und, um es beschönigend auszudrücken, es tat weh.
Sie musste etwas mit mir verhandeln und ich liess zu, dass sie mir bei der nächsten Wehe den Saum löst. Dann musste sie sich aber anschreien lassen: „GEH WEG!!“ und es war mir so was von egal, ob dieser Saum noch da ist oder nicht – da wird nix mehr gelöst!!!!
Meine liebe Hebi blieb optimistisch und meinte, das habe wahrscheinlich bereits gereicht.
So wehte ich weiter, aber dann hatte ich auf ein Mal lange Wehenpausen. Etwas zu lange für meinen Geschmack, denn so kam ich ins Grübeln und machte mir so ziemlich jede Sorge, die ich mir unter der Geburt machen konnte. Allerdings war spürbar, dass jede Wehe, die kam, einen Fortschritt brachte.
Aber die Pausen waren wirklich schwierig... Die Hebi gab Tipps, wie ich die Wehen gut unterstützen kann, Bein aufstellen, tief in den Bauch atmen, kein Tönen mehr, sondern die Kraft „nach unten“ schicken.
Ich brauchte etwas Mut, die empfohlenen Tipps umzusetzen, weil ich immer auch wusste, dass es mehr weh tun könnte, wenn ich mich voll einlasse. Allerdings war es auch ein gutes Gefühl, so aktiv sein zu können und mit zu entscheiden, worauf ich mich einlassen will.
Irgendwann ölte mir die Hebi den Bauch ein mit einer Mischung, die nach Weihnachten roch. Ich weiss, dass ich dachte: „So ein Humbug! - ob das was bringen kann?!“ Und bald danach wurden die Wehen und der Druck kräftiger und die Pausen kürzer

Ich spürte den Druck im After, das Gebärenden bekannten Gefühl, mal „Gross“ zu müssen. Ein gutes Zeichen!
Mein Tönen wurde tiefer, knurrend. Ich schob mit.
Eine Wehe. Aus dem Nichts heraus (für mich) spürte ich plötzlich, wie der Kopf kam – Schmerz!!! - ich schrie: „Aaaaahhhh!!!! HEBIIIII DER KOPF KOMMT!!!“ - sie: „Ja! Suuupeer!! Halt deine Hand davor, dann kommt's in deine Hand!“ - ich: „oh nein, es flutscht zurück!!“ - sie: „Das nimmt nur Anlauf, nur noch ein oder zwei Wehen.“
Nächste Wehe, ich (animalisch): „aaaaaaaahhhhh, ooooohhhhh, RAAUUUUSSSSS!!“ (und das Gefühl, es zerreisse mich und dass Wissen darum, dass es beinahe geschafft ist) – das Kind wird geboren, die Hebi hilft mir, es in meine Arme zu heben.
Ich schluchze und heule und liebkose mein Kleines. Mein Mann weint mit mir und wir bestaunen unser Wunder.

Die Geburt hat ca 6 Stunden gedauert.
Dann frage ich plötzlich: „Wissen wir jetzt überhaupt schon, ob es ein Mädchen ist? - Hast du gekuckt, Hebi?“ Nein, sie kucke doch nicht einfach nach!
Ich luge unter die Tücher – ja, ein Mädchen.

Bald ziehen wir auf's Sofa um, wo ich mein Mädchen bestaune, die Platzenta gebäre und wir erstes Stillen üben. Keine Geburtsverletzung, ausser einer kleiner Schürfung. Juhu!
Das grosse Kind kommt mit den Schwiegereltern auf einen kurzen Besuch. Sehr berührend. Er übergibt dem Schwesterchen seine Geschenke (Schmusetuch und (weil ers unbedingt wollte) einen Schnuller) und wir übergeben ihm das Geschenk, was ihm das Schwesterchen mitgebracht hat (Gummibärchen und einen Hockeystock (den ich glücklicherweise nicht auch noch gebären musste)).
Dann durfte das grosse Kind auf einen Tagesausflug mit den Schwiegereltern.
Den Tag verbrachten wir dann mit stillen, denn die kleine Maus stillte bereits wie ein Profi, und staunen und kuscheln.
Ich bin sehr glücklich und dankbar für diese Geburt und auch stolz auf mich, denn ich konnte mich viel besser einlassen, hatte Vertrauen in mich und konnte mit den Wehen arbeiten. Ich hätte mir das kaum besser wünschen können!!!
Ein riesen Geschenk sind die Fotos, die Mann und Hebi während der Geburt gemacht haben, zusammen mit dem Film, den die Hebi gemacht hat, die letzten Minuten der Geburt sind darauf festgehalten, wie wundervoll!!!
Ich bedanke mich bei allen, die hier ihre Geburt geteilt haben, denn ihr seid mit ein Grund, dass ich mich auf die erste und nun auch auf die zweite Hausgeburt eingelassen habe... und ich würd auch noch ein drittes Mal....
