
Nochmal kurz ein Überblick zu meiner Vorgeschichte:
1. Kind: Eiliger Kaiserschnitt in Vollnarkose nach Einleitung wegen Gestose (ET+3)
2. Kind: Spontangeburt nach Einleitung wegen Gestose mit allen möglichen fremdbestimmenden Maßnahmen (ET+3), Ausschabung nach der Geburt wegen unvollständiger Plazenta
3. Kind: ambulante Spontangeburt nach Einleitung wegen VERDACHT auf beginnende Gestose und angeblich großem Kind (ET+3)
Für meine 4. Geburt habe ich sofort Kontakt zu meiner ehemaligen Ausbildungskollegin gesucht, von der ich wusste, dass sie Hausgeburten betreut. Ich konnte mir bei ihr gut vorstellen, dass sie entspannt ist und mir eine Chance auf eine Hausgeburt gibt, obwohl meine Vorgeschichte mit Sicherheit die ein oder andere Hebamme abgeschreckt hätte!
Das Erstgespräch lief dann auch sehr positiv und ich fühlte mich absolut sicher und aufgehoben

Die Schwangerschaft verlief komplikationslos, die üblichen Beschwerden, aber nichts, was mir Sorgen bereiten musste. Ich war entspannt und freute mich auf mein Baby

Doch je mehr es auf´s Ende zuging, desto größer wurde bei mir die Angst, dass plötzlich doch noch etwas geschehen könnte, was mir eine hebammenbegleitete Hausgeburt unmöglich macht. Bei jeder Vorsorge habe ich furchtbare Angst vorm Blutdruck messen gehabt, der dann natürlich auch immer zu hoch war. Allerdings noch eben zu vertreten, aber meine Angst wurde natürlich nicht weniger. Ich habe dann angefangen, zu Hause regelmäßig zu messen, wenn ich entspannt war und das Ergebnis nur von mir zu sehen war, und die Werte waren dann ok

Ab drei Wochen vor Termin hatte ich immer wieder regelmäßige Wehen, die aber absolut harmlos waren und mich nicht aus der Ruhe brachten.
40+1: Dies war für mich ein besonderer Tag, denn spätestens jetzt wurde ich in den anderen Schwangerschaften zur Einleitung genötigt - nicht aber jetzt! Ich durfte weiter entspannt schwanger sein und wollte unbedingt, dass mein Baby selbst entscheiden darf, wann es kommt. Auch die Aussicht darauf, eventuell noch zwei Wochen schwanger zu sein war für mich nicht schlimm

40+5: Abend bekam ich regelmäßige Wehen, die irgendwann alle 5 min. auftraten. Ich machte den Badewannentest - und die Wehen blieben! Ich war glücklich und wir riefen nachts gegen 2:30 Uhr die Hebamme. Nicht weil ich das Gefühl hatte, sie zu brauchen, sondern weil meine Wehen nicht wieder gingen und ich sie nicht zu spät rufen wollte. Im Endeffekt stellte sich raus, dass diese Wehen rein gar nichts am Muttermund brachten und die Abstände gegen Morgen wieder größer wurden. Ich weinte vor Erschöpfung und Frustration, die Hebamme tröstete mich ganz lieb und fuhr dann am Morgen wieder.
41+0: Nach der Vorsorge bei meiner Hebamme hatte ich für mich eine Entscheidung zu treffen: Weiter warten und riskieren, dass mein Blutdruck eine KH-Geburt erforderlich macht - oder am Abend einen Wehencocktail nehmen und gute Chancen auf die HG haben...
16:30 Uhr: Wehencocktail auf nüchternen Magen genommen...
18:30 - 20 Uhr: Ich bin sicherheitshalber nur wenige Schritte von der Toilette entfernt dank durchschlagendem Erfolg


22 Uhr: die erste Wehe zeigt sich - und ich weiß definitiv dass in der Nacht mein Baby geboren wird! Ich wusste es einfach

22:30 Uhr: Mein Freund ging ins Bett und konnte sich nicht so wirklich vorstellen, dass dieser Cocktail auch noch etwas anderes bringen könnte, als reichlich Durchfall. Er ging davon aus, dass ich am nächsten Morgen immer noch schwanger bin. Ich hatte allerdings schon alle 5 min. Wehen, die aber überhaupt nicht schmerzhaft waren, also war das nichts, was ihn beeindruckt hätte

Ich machte mit meiner Mutter und meiner Schwester, die bei der Geburt dabei sein sollten, noch eine DVD an. Nach schlafen war mir überhaupt nicht...
Ca. nach der Hälfte des Films mochte ich allerdings nicht mehr in meinem Schaukelstuhl sitzen, und wanderte hin und her. An entspanntes Film schauen war nun nicht mehr zu denken

Ich gab meinem Freund bescheid, dass ich gerne ins Wasser möchte und etwas mürrisch machte er sich ans Werk, er glaubte immer noch nicht an Geburt

Gegen Mitternacht stieg ich in meinen Pool, aber ich hatte Schwierigkeiten mich einfach hinzusetzen und zu entspannen. Also legte ich mich mit dem Oberkörper über den Poolrand und veratmete meine Wehen. So kam ich prima zurecht, und die Wehen blieben bei alle 4-5 min.
Ca. 1 Uhr: Ich war hundemüde! Ich wollte schlafen! Also stieg ich aus dem Wasser und verkündete meinen beiden verdutzten Geburtsbegleiterinnen, dass ich nun schlafen gehen würde. Diese Blicke: unbezahlbar


Gegen 2 Uhr hatte ich nach zwei recht unangenehmen Wehen beschlossen, dass ich nicht mehr liegen kann und stand wieder auf. Ich glaube, da zog dann auch mein Freund erstmals in Betracht, dass es nun doch ernst wird



2:30 Uhr: Bedürfnis da




Kurz nach dem Anruf stand mein Freund dann auch auf, an schlafen war nicht mehr zu denken

Ich lief viel in den Wehenpausen, in der Wehe stützte ich mich irgendwo auf, das ging super. Ein paar mal landete ich auf allen Vieren auf unserem Couchtisch, weil er einfach zum Abstützen zu niedrig war und dann der Vier-Füßler angenehmer war


Irgendwann war mir nach kuscheln und so saß mein Freund im Schaukelstuhl und ich kniete im Vier-Füßler vor ihm, den Kopf auf seinem Bein. Er streichelte in der Wehenpause meinen Kopf und hörte genau im richtigen Moment zur Wehe damit auf

3:25 Uhr: Ich hocke immer noch vor meinem freund, als eine Hammerwehe anrollt, mit sehr viel Druck, und plötzlich gibt es einen gewaltigen Platsch und das Fruchtwasser läuft gefühlt literweise aus mir heraus! Obwohl ich schon eine dicke Binde im Slip hatte, war alles voller Fruchtwasser. Ich schickte meinen Freund los, um mir Handtücher zu holen, aber auch die waren schnell durch


Mein Freund weckte dann unsere beiden Großen, die auf gar keinen Fall die Geburt verpassen wollten - ich glaube, so schnell sind die Zwei noch nie zuvor aufgestanden

3:40 Uhr: Meine Hebamme trudelte ein, ich war allerbester Laune. Wir witzelten in der Wehenpause herum, meine Wehen - noch immer so alle 4 min. - waren noch immer prima auszuhalten und zu vertönen. Inzwischen lief kein Fruchtwasser mehr nach und ich konnte mich wieder recht gut frei bewegen... Irgendwann meinte sie, sie würde gerne kurz nach den Herztönen hören, was ihr auch kurz gelang, die waren super. Ich fragte sie, ob sie mich untersuchen will da ich gleich wieder ins Wasser wollte und sie bejahte. Ich hatte schon unglaubliche 6-7 cm geschafft. Ich jubelte und freute mich, und meine gute Laune stecke hier alle an

Ich vertönte die Wehen wieder über dem Rand hängend und merkte, dass sie immer stärker wurden - allerdings nicht häufiger. Ich hatte noch immer einen Abstand von 4 min. Im KH hätte ich sicher längst einen Wehentropf wegen Wehenschwäche bekommen

Dann kam eine Wehe, von der ich gedacht habe, dass ich davon aber bitte nicht viele haben möchte - sie war absolut gewaltig und zeigte mir auf, wer hier gerade das Sagen hat und dass ich nichts anderes machen kann als mich zu fügen und mitzugehen... Ich ließ ungehemmt meinem Tönen freien Lauf und meine Tochter musste lachen, weil sich das wohl sehr lustig anhörte. Ich registrierte das und war glücklich, dass es ihr keine Angst gemacht hat. Ich entspannte mich also wieder ganz tief.
In der nächsten Wehe fühlte ich tief in der Scheide ein Brennen, was ich auch mitteilte. Meine Hebamme runzelte die Stirn und fragte, ob ich denn auch mitschieben möchte, was ich aber erst nicht wusste. Ich untersuchte mich in der Wehe selbst - und fand nichts! Ich war irritiert und suchte weiter - und plötzlich hatte ich dieses berühmte Klo-Gefühl und fühlte das Köpfchen, welches immer weiter runterrutschte und meinen Finger aus der Scheide schob - obwohl ich nur atmete und nicht mitschob! Krass! Bisher musste ich immer mitschieben, diesmal garnicht! Ich sagte der Hebamme, dass der Kopf auf Beckenboden ist und ich glaube, erst hat sie mir nicht glauben können, denn es ging so unglaublich schnell und gepresst hatte ich ja auch nicht.
In der nächsten Wehe habe ich das Köpfchen herausgeatmet, in der danach mit einem Urschrei den Körper geboren. Ich kam gleich mit dem Oberkörper hoch und fragte nur: "Wo ist es?" Und da sah ich mein Baby auch schon zwischen meinen Beinen liegen und nahm es direkt zu mir hoch

Zwei große Augen schauten mich an und ich war soooo verliebt! Ich setzte mich zurück und schaute nach: "Ein Mädchen!" Das erste Mal, hat mich mein Bauchgefühl getäuscht, ich habe fest mit einem Jungen gerechnet

Mein Sohn fragte direkt, ob er sie auch mal halten darf, aber ich musste ihn enttäuschen und erklärte ihm, dass die kleine Maus ja noch mit mir durch die Nabelschnur verbunden ist. Da fing er an zu weinen und ich beorderte ihn kurzerhand zu mir in den Pool, wo er dann in Ruhe seine Schwester bestaunen und bekuscheln konnte. Die Tränen waren sofort vergessen

Ich kam dann irgendwann aus dem Wasser und an Land warteten wir dann darauf, dass die Nabelschnur auspulsiert. Das Abnabeln war dann ein Gemeinschaftsprojekt: Ich schloss die Plastikklemme, mein Sohn die andere Nabelklemme und meine Tochter schnitt dann die Nabelschnur durch

Die Plazenta kam und war vollständig, und ich nahm ein ca daumennagelgroßes Stück davon mit einem kräftigen Schluck Wasser ein. Hab ich mir ekliger vorgestellt!
Mein Damm war nur leicht verletzt, zwei Stiche hätte sie machen wollen, ich habe aber abgelehnt und versprochen, dass ich im Wochenbett viel liegen werde.
Nach dem ersten Stillen, dem Wiegen und Messen und einem großen gemeinsamen Frühstück ist unsere Hebamme dann nach Hause gefahren und wir sind alle ins Bett gegangen.
Hier die Maße von unserer wunderschönen Lotta:
01.05.2014, 4:30 Uhr
3630 g
51 cm Länge
35,5 cm Kopfumfang
Es war die perfekte Geburt, genauso wie ich sie mir gewünscht habe! Es war absolut nichts dabei, was ich gerne anders gehabt hätte! Ich hatte die perfekten Geburtsbegleiter, die mir eine fantastische Geburtsatmosphäre geschaffen haben und ich möchte niemanden von ihnen missen! Wir alle teilen nun ein unglaublich schönes Erlebnis und dafür bin ich auf Ewig dankbar!
JETZT weiß ich, was Geburt ist
