Hausgeburt von Simeon Amaru 03. April 2012
Verfasst: Mi 24. Okt 2012, 10:27
Huhu... bin seit gestern am schreiben, aber ich glaube aus dem Bericht wurde ein kleiner Roman.
Vom 31. März auf den 01. April wachte ich nachts gegen halb 3 mit leichten Wellenartigen Bauchschmerzen auf .
Ich verschwand erst einmal im Bad und setzte mich auf die Toilette - Blase entleeren. Nach dem abputzen bemerkte ich rosafarbenen Schleim auf dem Papier. Das musste der Pfropf gewesen sein. Mein Herz klopfte vor Aufregung. Nicht mehr lange … Die Geburt hatte begonnen!
Ich schaute auf mein Handy. Die Wellen kamen regelmäßig alle 3 Minuten. Ich stand am Spülbecken, wusch mir die Hände und betrachtete mich im Spiegel. Bei jeder Welle versuchte ich in meinen Unterleib zu atmen, rieb meinen Bauch und hoffte dass sie was bewirkten. Ich machte mich auf ins Wohnzimmer, lief einige Zeit umher, kniete mich zwischendurch auf den Boden im Vierfüssler, gebeugt über dem Ball. Immer im Wechsel. Gegen halb 4 lies ich mir Badewasser ein, zündete meine Kerze und meine Duftlampe, mit dem Entbindungsöl, an.
Dann weckte ich Thorsten und legte mich ins Wasser. Thorsten stand dann auch schon gleich im Bad, wir unterhielten uns und versuchten beide zu entspannen.
Nach einer Stunde merkte ich dass die Wellen an Stärke verloren und auch die Abstände länger wurden. Ich krabbelte wieder aus der Wanne und wieder zurück ins Bett. Schlaf soll ja Wunder bewirken und vielleicht kamen die Wellen ja auch wieder zurück. Thorsten war ziemlich aufgekratzt und so geisterte er alleine in der Wohnung herum und ich lag im Bett und versuchte zu schlafen. In der Zwischenzeit rief Thorsten meine Schwester und die Hebamme an. Mara kam gegen 8h zum Frühstück und meine Hebamme Julia mit Azubi Anne gegen 9h vorbei. Ich legte mich auf die Couch und wir machten ein 30-Minuten CTG - 7 Wehen waren darauf sichtbar. Ich wollte dass Julia mich untersucht, ich war sehr neugierig geworden, wusste aber, wenn die Wellen nicht wieder stärker werden, dann wird es heute nichts mehr mit der Geburt. Nach dem mich Julia abgetastet hatte wussten wir mehr ~ 2-3cm. Julia und Anne verschwanden wieder, sollte sich wieder was tun, würde ich mich wieder bei ihnen melden. Gegen 11h gingen wir eine Runde im Dorf spazieren, ich trank meinen Himbi.- und Eisenkrauttee und legte mich gegen 12h wieder ins Bett. Thorsten und Mara blieben im Wohnzimmer, beide verharrten in Warteposition. Gegen 14h wurde ich wieder wach, die Wellen waren verschwunden.
Thorsten und Mara waren etwas enttäuscht, besonders Thorsten. Aber die Wellen blieben verschwunden. Auch einen Tag später, den 02. April, lies sich keine Wehe blicken. Ich blieb ruhig und lies die Worte von meiner Ma und Hebamme Julia auf mich wirken ~ “Die Ruhe vor dem Sturm.”
Der 3. April - Thorsten hatte seinen 2. Arbeitstag in seinem neuen Job, seit 7h war er aus dem Haus. Um 8h wachte ich auf mit Wehen! Ich schrieb einer Freundin eine SMS ins KH, um 9.30h würde sie ihre OP haben. Ich schaute auf die Uhr und beobachtete, lauschte in mich hinein … heute werde ich unser Baby im Arm halten. Die Wellen kamen alle 2-4 Minuten.
Ich verschwand erst mal ins Bad (~ nach dem Toilettengang wieder viel roter und rosafarbenen Schleim, leichter Druck am Po und Hüfte), machte mich frisch, zog mir bequeme Kleidung an und fing mit dem Aufräumen an. Bewegung und Ablenkung!
Musik, ich brauchte jetzt unbedingt Musik …
PC an, Youtube und Playliste anschmeißen … Mandras - perfekt zum mitsingen, summen, das geht schööööööön tief bis zum MuMu
Die Hausarbeit verlief arg schleppend, da ich wirklich bemüht war ruhig zu bleiben. Ich musste mich alle paar Minuten irgendwo aufstützte um mich auf die Wellen zu konzentrieren oder ich diskutierte “schnaufend” mit meinem Teenager-Sohn, der für heute andere Pläne hatte, wie eine Geburt.
Meine Ma rief an und wollte wissen wie es mir geht und ich hielt sie auf dem neuesten Stand, würde mich aber melden, wenn es an der Zeit wäre… Ich wollte nicht schon wieder “falschen Alarm” auslösen.
Zwischendurch fing ich einfach an zu tanzen, meine Hüften und Bauch kreisen zu lassen um dem Baby den Weg ins Becken zu zeigen. So vergingen die ersten Stunden, aber kurz nach 11h wurde mir dann doch etwas mulmig. Gegen 12h rief ich meine Mama an und meinte dass sie sich jetzt doch besser auf den Weg machen sollte. Sie hatte eine Stunde Fahrt vor sich.
Gegen 13h meldete ich mich dann auch bei Thorsten auf der Arbeit, er sollte sich für “den Anruf” bereit halten. Zwanzig Minuten später tönte ich das zweite Mal ins Telefon, dass er lieber doch SCHNELLSTMÖGLICH kommen sollte. Ich wollte ihn jetzt bei mir haben.
Ich bat Elias noch die Katzen zu versorgen und einmal die Wohnung durchzusaugen. Das schaffte ich einfach nicht mehr und verschwand im Badezimmer um mir Wasser in die Wanne zu lassen. Zündete wieder mal meine Geburtskerze und meine Duftlampe an und setzte mich in die Badewanne.
Die Wellen blieben auch im warmen Wasser konstant stark und regelmäßig, ich versuchte etwas zu entspannen, was mir arg schwer viel. Deshalb sang ich eine Zeitlang das Wolfslied und streichelte meinen Bauch.
Thorsten und meine Ma kamen gleichzeitig an und gesellten sich auch gleich zu mir ins Bad. Bei jeder Wehe trat stille ein und die Augen waren auf mich gerichtet … Ok, das ging gar nicht. Ich wollte erst mal allein sein. Es gab sicher noch andere Beschäftigung für die Zwei - also raus!
Thorsten rief Julia an, ich sprach auch noch kurz mit ihr. Sie wollte sicher hören wie ich am Telefon klinge Ich bat auch sie bald zu kommen. Julia war noch im Kreissaal, ich hörte das CTG und Herztöne im Hintergrund des Handys. Sie und Anne wären in einer halben Stunde bei mir.
Gegen 14.30h waren dann die Hebammen eingetrudelt und auch meine Schwester Mara mit Sohnemann Julien erschienen. Elias und sein Freund wurden freundlich vor die Türe gesetzt und das “Bitte nicht stören - Hausgeburtsschild” angebracht.
Julia tastete mich ab - der MuMu war bereits 6cm offen, ich fühlte dass es nicht mehr lange sein würde, bis das Baby geboren würde.
Wir versammelt uns nun alle im Schlafzimmer, bis auf meine Schwester, sie pendelte zwischen Schlafzimmer und Wohnzimmer, zwischen mir und Julien hin und her.
Ich veratmete nun die Wehen etwas lautstärker und fragte mich wie lange es wohl dauern würde. Julia hörte gelegentlich die Herztöne ab und wir unterhielten uns. Ich wollte kein unangenehmes Schweigen und war froh über jede Ablenkung. Ich hörte einfach nur zu, nach reden war mir nicht besonders.
Der Druck und die Wellen verlagerten sich nun nach unten und in die Seiten Richtung Hüfte. Arg unangenehm und ich verkrampfte zwischendurch.
Thorsten streichelte mir erst den Rücken, aber das war mir zu sanft, ich brauchte Gegendruck. Wir nahmen den blauen Igelball zur Hilfe und Thorsten lies den Ball nun gegen mein Steißbein kreisen.
Das half für´s erste.
Ich musste auf die Toilette, Thorsten musste mich begleiten - diese wenigen Schritte ins Bad dauerten für mich eine Ewigkeit. Im stehen waren die Wellen besonders kräftig, ich musste mich an Thorsten festhalten und an allem was mir in die Quere kam. Die Töne aus meinem Mund klangen jetzt schon wie Welpengesang. Das Köpfchen drückte gegen den Ausgang, es wollte raus.
Wieder im Schlafzimmer angekommen, legte meine Ma ein Handtuch bereit, damit ich mich vor das Bett knien konnte. Eigentlich wollte ich mich jetzt verkriechen und die ganze Sache abblasen, auf einander mal verschieben … zu spät!
Thorsten setzte sich aufs Bett und ich kniete mich vor ihn, hielt mit der rechten Hand das Geburtstuch, mit der linken hielt ich mich an Thorsten fest und legte meinen Kopf auf seinen Schoss. Meine Mama saß hinter mir und rieb mir kräftig mein Becken bei jeder Wehe. Julia kam mit zwei Schüsseln herein, Wasser und Kaffee. Nur meine Schwester fehlte noch … ich hatte Angst sie würde alles verpassen. Mein Kopf lief immer noch auf Hochtouren - ich nahm vieles wahr, Geräusche, Gespräche und ich sprach irgendwie mit mir selber … aber mein Körper arbeitete, dagegen konnte ich nichts mehr tun, also lies ich alles geschehen.
Der Übergang von den Wellen über das verlangen zu pressen verlief zügig, kaum hatte ich mich dazu entschlossen mich hinzugeben und meinen Körper entscheiden zu lassen. Ich tönte nur noch hervor, “ das Baby will raus”.
Und ich fing das Baby heraus zulassen …
Drei starke Wellen und ein leichter dumpfer Knall, die Fruchtblase platzte!
Irgendwie kann man den nächsten Abschnitt gar nicht in Worte fassen. Alles was nun abläuft geschieht einfach, man kann es nicht aufhalten oder kontrollieren. (Man) Frau kann sich einfach nur dieser Macht oder gar Urgewalt hingeben.
Viele Bücher habe ich verschlungen in den letzten 10 Monaten, Erfahrungsberichte von Hausgeburten, spirituelle Sichtweisen des Gebärens, über die Natürlichkeit der Geburt, was das Baby fühlt und wie es am besten geborgen und glücklich von der Familie empfangen wird …
An eines erinnere ich mich noch besonders gut ~ dass alle Frauen auf der ganzen Welt die gerade gebären zusammen kommen, eins werden und ihre Energien verschmelzen. Das klingt schön und könnte wirklich durchaus sein.
Ich empfand Kraft und Stärke, Mut und Freude, auch Schmerz (ich lasse mein Kind hinaus in die Welt) ~ wenn ich gewollt hätte, hätte ich es draußen donnern lassen können, Blitze vom Himmel jagen und die Wolken weinen lassen - ich hätte mit Thor dem Donnergott ringen können.
Ich glaube man ist in dieser Phase sehr mächtig, ich weis es… Wir haben die Macht Leben zu schenken!
...
Zur gleichen Zeit:
Meine Schwester überreicht ihrem Mann Mark vor der Haustüre den kleinen Julien und kommt zu uns ins Schlafzimmer. Sie schleicht an uns vorbei, da ist es genau 16.39h - ich bemerke sie nicht.
Die Stirn und die Nase sind bereits sichtbar.
Ich höre Thorsten seufzen vor Vorfreude und Julia spricht leise zu mir, “press wann du möchtest, lass dir Zeit, das Baby kommt von ganz alleine, …”
Der Kopf ist geboren und ich weine etwas … ich fühle mich erleichtert oder eher leicht. Noch zweimal drücken und der Rest des kleinen Menschlein ist geboren.
Julia fängt es auf und es liegt auf dem Handtuch, genau unter mir, zwischen meinen Beinen. Still ist es und schaut mich an. Jetzt weine ich richtig, mein Körper lässt alles raus. Ich bin stolz! Es ist 16.41h
(Meine Schwester kam in letzter Minute )
Meine Schwester will wissen was es ist, meine Ma lacht, es ist ein Simeon!
Julia fragt, ob ich ihn auf den Arm nehmen möchte. Ich möchte!
Simeon ist ganz warm und klitschig, seine Haut sieht aus wie eine Brombeere.
Er schaut mich einfach nur an, hell wach ist er, absolut aufmerksam.
Beeindruckend, kein hysterisches Geschrei wie man es im KH kennt.
Alles ist ruhig und verzaubert.
Alle helfen uns aufs Bett, alleine komme ich nicht hoch. Vor allem ist die Nabelschnur noch in mir, die Länge reicht gerade um Simeon im Arm zu halten.
Mein rechter Arm ist taub, Bewegungsunfähig hängt er rum. Hab zu viel Kraft auf ihn und das Geburtsseil ausgeübt. Das Seil hängt auch schlaff herunter, aber stolz bin ich auf meinen Mann und seine Konstruktion, die so viel halten musste!
Nun liegen wir im Bett und schauen uns das Wunder an. Und das Wunder uns!
Alles dran und wunderschön…
Die Hebammen untersuchen mich, alles super, etwas geschürft, aber nichts gerissen oder der gleichen. Dann wird die Placenta geboren, riesig ist sie! Die Nabelschnur wird auch untersucht - wie auf dem Ultraschal gesehen, eine singuläre Nabelschnur-Aterie. Aber voll funktionsfähig, siehe kleines Wunder!!!
Simeon hat die Brust entdeckt und robbt sich nun in seine Richtung, erstaunlich! Mit ein wenig Hilfe von Mama ist auch schnell angedoggt. Es wird kräftig gesaugt und geschmatzt. Der Papa ist ganz verblüfft.
Thorsten bringt die Sektgläser und wir stoßen an, umarmen, beglückwünschen und küssen uns. Die Hebammen machen sich ans Aufräumen, wir schießen noch 3-4 Photos und wollen aber nun auch wissen, wie groß und schwer unser Schatz ist, Papa darf also jetzt abnabeln.
Oooh doch schwerer und größer wie vermutet.
3650gr., 50cm und einen Ku von 35cm - ordentlich für ein “Veggi”Baby
Jetzt darf Papa auch den kleinen Wonneproppen anziehen, das macht er schon ganz gut und es sieht auch irgendwie schon geübt aus! ^^
Es ist spät und wir sind müde, wollen nun auch die Zeit alleine zu Dritt genießen.
Alle verabschieden sich bis morgen, Thorsten kocht mir noch eine Suppe und wir kuscheln uns ist Bett. Jetzt beginnt die Kennenlernzeit!
Vom 31. März auf den 01. April wachte ich nachts gegen halb 3 mit leichten Wellenartigen Bauchschmerzen auf .
Ich verschwand erst einmal im Bad und setzte mich auf die Toilette - Blase entleeren. Nach dem abputzen bemerkte ich rosafarbenen Schleim auf dem Papier. Das musste der Pfropf gewesen sein. Mein Herz klopfte vor Aufregung. Nicht mehr lange … Die Geburt hatte begonnen!
Ich schaute auf mein Handy. Die Wellen kamen regelmäßig alle 3 Minuten. Ich stand am Spülbecken, wusch mir die Hände und betrachtete mich im Spiegel. Bei jeder Welle versuchte ich in meinen Unterleib zu atmen, rieb meinen Bauch und hoffte dass sie was bewirkten. Ich machte mich auf ins Wohnzimmer, lief einige Zeit umher, kniete mich zwischendurch auf den Boden im Vierfüssler, gebeugt über dem Ball. Immer im Wechsel. Gegen halb 4 lies ich mir Badewasser ein, zündete meine Kerze und meine Duftlampe, mit dem Entbindungsöl, an.
Dann weckte ich Thorsten und legte mich ins Wasser. Thorsten stand dann auch schon gleich im Bad, wir unterhielten uns und versuchten beide zu entspannen.
Nach einer Stunde merkte ich dass die Wellen an Stärke verloren und auch die Abstände länger wurden. Ich krabbelte wieder aus der Wanne und wieder zurück ins Bett. Schlaf soll ja Wunder bewirken und vielleicht kamen die Wellen ja auch wieder zurück. Thorsten war ziemlich aufgekratzt und so geisterte er alleine in der Wohnung herum und ich lag im Bett und versuchte zu schlafen. In der Zwischenzeit rief Thorsten meine Schwester und die Hebamme an. Mara kam gegen 8h zum Frühstück und meine Hebamme Julia mit Azubi Anne gegen 9h vorbei. Ich legte mich auf die Couch und wir machten ein 30-Minuten CTG - 7 Wehen waren darauf sichtbar. Ich wollte dass Julia mich untersucht, ich war sehr neugierig geworden, wusste aber, wenn die Wellen nicht wieder stärker werden, dann wird es heute nichts mehr mit der Geburt. Nach dem mich Julia abgetastet hatte wussten wir mehr ~ 2-3cm. Julia und Anne verschwanden wieder, sollte sich wieder was tun, würde ich mich wieder bei ihnen melden. Gegen 11h gingen wir eine Runde im Dorf spazieren, ich trank meinen Himbi.- und Eisenkrauttee und legte mich gegen 12h wieder ins Bett. Thorsten und Mara blieben im Wohnzimmer, beide verharrten in Warteposition. Gegen 14h wurde ich wieder wach, die Wellen waren verschwunden.
Thorsten und Mara waren etwas enttäuscht, besonders Thorsten. Aber die Wellen blieben verschwunden. Auch einen Tag später, den 02. April, lies sich keine Wehe blicken. Ich blieb ruhig und lies die Worte von meiner Ma und Hebamme Julia auf mich wirken ~ “Die Ruhe vor dem Sturm.”
Der 3. April - Thorsten hatte seinen 2. Arbeitstag in seinem neuen Job, seit 7h war er aus dem Haus. Um 8h wachte ich auf mit Wehen! Ich schrieb einer Freundin eine SMS ins KH, um 9.30h würde sie ihre OP haben. Ich schaute auf die Uhr und beobachtete, lauschte in mich hinein … heute werde ich unser Baby im Arm halten. Die Wellen kamen alle 2-4 Minuten.
Ich verschwand erst mal ins Bad (~ nach dem Toilettengang wieder viel roter und rosafarbenen Schleim, leichter Druck am Po und Hüfte), machte mich frisch, zog mir bequeme Kleidung an und fing mit dem Aufräumen an. Bewegung und Ablenkung!
Musik, ich brauchte jetzt unbedingt Musik …
PC an, Youtube und Playliste anschmeißen … Mandras - perfekt zum mitsingen, summen, das geht schööööööön tief bis zum MuMu
Die Hausarbeit verlief arg schleppend, da ich wirklich bemüht war ruhig zu bleiben. Ich musste mich alle paar Minuten irgendwo aufstützte um mich auf die Wellen zu konzentrieren oder ich diskutierte “schnaufend” mit meinem Teenager-Sohn, der für heute andere Pläne hatte, wie eine Geburt.
Meine Ma rief an und wollte wissen wie es mir geht und ich hielt sie auf dem neuesten Stand, würde mich aber melden, wenn es an der Zeit wäre… Ich wollte nicht schon wieder “falschen Alarm” auslösen.
Zwischendurch fing ich einfach an zu tanzen, meine Hüften und Bauch kreisen zu lassen um dem Baby den Weg ins Becken zu zeigen. So vergingen die ersten Stunden, aber kurz nach 11h wurde mir dann doch etwas mulmig. Gegen 12h rief ich meine Mama an und meinte dass sie sich jetzt doch besser auf den Weg machen sollte. Sie hatte eine Stunde Fahrt vor sich.
Gegen 13h meldete ich mich dann auch bei Thorsten auf der Arbeit, er sollte sich für “den Anruf” bereit halten. Zwanzig Minuten später tönte ich das zweite Mal ins Telefon, dass er lieber doch SCHNELLSTMÖGLICH kommen sollte. Ich wollte ihn jetzt bei mir haben.
Ich bat Elias noch die Katzen zu versorgen und einmal die Wohnung durchzusaugen. Das schaffte ich einfach nicht mehr und verschwand im Badezimmer um mir Wasser in die Wanne zu lassen. Zündete wieder mal meine Geburtskerze und meine Duftlampe an und setzte mich in die Badewanne.
Die Wellen blieben auch im warmen Wasser konstant stark und regelmäßig, ich versuchte etwas zu entspannen, was mir arg schwer viel. Deshalb sang ich eine Zeitlang das Wolfslied und streichelte meinen Bauch.
Thorsten und meine Ma kamen gleichzeitig an und gesellten sich auch gleich zu mir ins Bad. Bei jeder Wehe trat stille ein und die Augen waren auf mich gerichtet … Ok, das ging gar nicht. Ich wollte erst mal allein sein. Es gab sicher noch andere Beschäftigung für die Zwei - also raus!
Thorsten rief Julia an, ich sprach auch noch kurz mit ihr. Sie wollte sicher hören wie ich am Telefon klinge Ich bat auch sie bald zu kommen. Julia war noch im Kreissaal, ich hörte das CTG und Herztöne im Hintergrund des Handys. Sie und Anne wären in einer halben Stunde bei mir.
Gegen 14.30h waren dann die Hebammen eingetrudelt und auch meine Schwester Mara mit Sohnemann Julien erschienen. Elias und sein Freund wurden freundlich vor die Türe gesetzt und das “Bitte nicht stören - Hausgeburtsschild” angebracht.
Julia tastete mich ab - der MuMu war bereits 6cm offen, ich fühlte dass es nicht mehr lange sein würde, bis das Baby geboren würde.
Wir versammelt uns nun alle im Schlafzimmer, bis auf meine Schwester, sie pendelte zwischen Schlafzimmer und Wohnzimmer, zwischen mir und Julien hin und her.
Ich veratmete nun die Wehen etwas lautstärker und fragte mich wie lange es wohl dauern würde. Julia hörte gelegentlich die Herztöne ab und wir unterhielten uns. Ich wollte kein unangenehmes Schweigen und war froh über jede Ablenkung. Ich hörte einfach nur zu, nach reden war mir nicht besonders.
Der Druck und die Wellen verlagerten sich nun nach unten und in die Seiten Richtung Hüfte. Arg unangenehm und ich verkrampfte zwischendurch.
Thorsten streichelte mir erst den Rücken, aber das war mir zu sanft, ich brauchte Gegendruck. Wir nahmen den blauen Igelball zur Hilfe und Thorsten lies den Ball nun gegen mein Steißbein kreisen.
Das half für´s erste.
Ich musste auf die Toilette, Thorsten musste mich begleiten - diese wenigen Schritte ins Bad dauerten für mich eine Ewigkeit. Im stehen waren die Wellen besonders kräftig, ich musste mich an Thorsten festhalten und an allem was mir in die Quere kam. Die Töne aus meinem Mund klangen jetzt schon wie Welpengesang. Das Köpfchen drückte gegen den Ausgang, es wollte raus.
Wieder im Schlafzimmer angekommen, legte meine Ma ein Handtuch bereit, damit ich mich vor das Bett knien konnte. Eigentlich wollte ich mich jetzt verkriechen und die ganze Sache abblasen, auf einander mal verschieben … zu spät!
Thorsten setzte sich aufs Bett und ich kniete mich vor ihn, hielt mit der rechten Hand das Geburtstuch, mit der linken hielt ich mich an Thorsten fest und legte meinen Kopf auf seinen Schoss. Meine Mama saß hinter mir und rieb mir kräftig mein Becken bei jeder Wehe. Julia kam mit zwei Schüsseln herein, Wasser und Kaffee. Nur meine Schwester fehlte noch … ich hatte Angst sie würde alles verpassen. Mein Kopf lief immer noch auf Hochtouren - ich nahm vieles wahr, Geräusche, Gespräche und ich sprach irgendwie mit mir selber … aber mein Körper arbeitete, dagegen konnte ich nichts mehr tun, also lies ich alles geschehen.
Der Übergang von den Wellen über das verlangen zu pressen verlief zügig, kaum hatte ich mich dazu entschlossen mich hinzugeben und meinen Körper entscheiden zu lassen. Ich tönte nur noch hervor, “ das Baby will raus”.
Und ich fing das Baby heraus zulassen …
Drei starke Wellen und ein leichter dumpfer Knall, die Fruchtblase platzte!
Irgendwie kann man den nächsten Abschnitt gar nicht in Worte fassen. Alles was nun abläuft geschieht einfach, man kann es nicht aufhalten oder kontrollieren. (Man) Frau kann sich einfach nur dieser Macht oder gar Urgewalt hingeben.
Viele Bücher habe ich verschlungen in den letzten 10 Monaten, Erfahrungsberichte von Hausgeburten, spirituelle Sichtweisen des Gebärens, über die Natürlichkeit der Geburt, was das Baby fühlt und wie es am besten geborgen und glücklich von der Familie empfangen wird …
An eines erinnere ich mich noch besonders gut ~ dass alle Frauen auf der ganzen Welt die gerade gebären zusammen kommen, eins werden und ihre Energien verschmelzen. Das klingt schön und könnte wirklich durchaus sein.
Ich empfand Kraft und Stärke, Mut und Freude, auch Schmerz (ich lasse mein Kind hinaus in die Welt) ~ wenn ich gewollt hätte, hätte ich es draußen donnern lassen können, Blitze vom Himmel jagen und die Wolken weinen lassen - ich hätte mit Thor dem Donnergott ringen können.
Ich glaube man ist in dieser Phase sehr mächtig, ich weis es… Wir haben die Macht Leben zu schenken!
...
Zur gleichen Zeit:
Meine Schwester überreicht ihrem Mann Mark vor der Haustüre den kleinen Julien und kommt zu uns ins Schlafzimmer. Sie schleicht an uns vorbei, da ist es genau 16.39h - ich bemerke sie nicht.
Die Stirn und die Nase sind bereits sichtbar.
Ich höre Thorsten seufzen vor Vorfreude und Julia spricht leise zu mir, “press wann du möchtest, lass dir Zeit, das Baby kommt von ganz alleine, …”
Der Kopf ist geboren und ich weine etwas … ich fühle mich erleichtert oder eher leicht. Noch zweimal drücken und der Rest des kleinen Menschlein ist geboren.
Julia fängt es auf und es liegt auf dem Handtuch, genau unter mir, zwischen meinen Beinen. Still ist es und schaut mich an. Jetzt weine ich richtig, mein Körper lässt alles raus. Ich bin stolz! Es ist 16.41h
(Meine Schwester kam in letzter Minute )
Meine Schwester will wissen was es ist, meine Ma lacht, es ist ein Simeon!
Julia fragt, ob ich ihn auf den Arm nehmen möchte. Ich möchte!
Simeon ist ganz warm und klitschig, seine Haut sieht aus wie eine Brombeere.
Er schaut mich einfach nur an, hell wach ist er, absolut aufmerksam.
Beeindruckend, kein hysterisches Geschrei wie man es im KH kennt.
Alles ist ruhig und verzaubert.
Alle helfen uns aufs Bett, alleine komme ich nicht hoch. Vor allem ist die Nabelschnur noch in mir, die Länge reicht gerade um Simeon im Arm zu halten.
Mein rechter Arm ist taub, Bewegungsunfähig hängt er rum. Hab zu viel Kraft auf ihn und das Geburtsseil ausgeübt. Das Seil hängt auch schlaff herunter, aber stolz bin ich auf meinen Mann und seine Konstruktion, die so viel halten musste!
Nun liegen wir im Bett und schauen uns das Wunder an. Und das Wunder uns!
Alles dran und wunderschön…
Die Hebammen untersuchen mich, alles super, etwas geschürft, aber nichts gerissen oder der gleichen. Dann wird die Placenta geboren, riesig ist sie! Die Nabelschnur wird auch untersucht - wie auf dem Ultraschal gesehen, eine singuläre Nabelschnur-Aterie. Aber voll funktionsfähig, siehe kleines Wunder!!!
Simeon hat die Brust entdeckt und robbt sich nun in seine Richtung, erstaunlich! Mit ein wenig Hilfe von Mama ist auch schnell angedoggt. Es wird kräftig gesaugt und geschmatzt. Der Papa ist ganz verblüfft.
Thorsten bringt die Sektgläser und wir stoßen an, umarmen, beglückwünschen und küssen uns. Die Hebammen machen sich ans Aufräumen, wir schießen noch 3-4 Photos und wollen aber nun auch wissen, wie groß und schwer unser Schatz ist, Papa darf also jetzt abnabeln.
Oooh doch schwerer und größer wie vermutet.
3650gr., 50cm und einen Ku von 35cm - ordentlich für ein “Veggi”Baby
Jetzt darf Papa auch den kleinen Wonneproppen anziehen, das macht er schon ganz gut und es sieht auch irgendwie schon geübt aus! ^^
Es ist spät und wir sind müde, wollen nun auch die Zeit alleine zu Dritt genießen.
Alle verabschieden sich bis morgen, Thorsten kocht mir noch eine Suppe und wir kuscheln uns ist Bett. Jetzt beginnt die Kennenlernzeit!