Unsere Regentonnengeburt

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Christina

Unsere Regentonnengeburt

Beitragvon Christina » So 8. Jul 2012, 19:58

26.6.2012 – 40+0 gegen Abend

Ich lege mich nachmittags kurz mal ins Bett, kuscheln mit dem Bauch. „Hallo A., hörst du mich? Du darfst wirklich gerne jetzt rauskommen. Der Papa hat nun 3 Tage frei, und ich würde dich so gern jetzt streicheln, knuddeln, riechen, stillen und tragen... Wir freuen uns so auf dich! Komm doch raus...“ Dann kam mein Mann ins Zimmer und ich hab noch kurz den Bauch gestreichelt und bin wieder aufgestanden, im Alltag weiterrödeln. :)


27.6.2012 – 40+1 A.s Geburtstag

Die Große (3 Jahre alt) hat heut Nacht wieder bei uns geschlafen. Um halb 8 wacht sie auf, ich schlafe noch. Sie kuschelt sich an den Bauch, streichelt ihn und flüstert ganz leise: „Hallo Baby, komm raus!“ … Davon wache ich auf! Wie schön ist das denn? Oh, da tut was weh?! Eine Wehe?!?! Ja, der Bauch wird steinhart, wie sonst auch, aber diesmal tut da was weh... ganz unten im Unterleib, direkt über dem Schambein. Ich denke mir noch nichts dabei und stehe auf... nach ca. 10 Minuten das gleiche wieder.
Ok, erstmal frühstücken. Immer wieder Wehen, aber nicht so regelmäßig mein ich. Alle 10 Minuten halt ungefähr. Ich bringe die Große erstmal in den Kindergarten. Auf dem Weg runter eine Wehe, im Kindergarten eine Wehe, nach dem Aussteigen zuhause wieder eine Wehe. Meine Mutter kommt vorbei, damit Männe ihr den Fahrradreifen aufpumpt, ich lasse mir nix anmerken und verschwinde nach oben.
Hebamme rief um 9 Uhr an, ob wir den Termin zur Fußreflexzonenmassage auf morgen verschieben könnten. Klar, kein Problem. Wie es mir ginge... Joa... Was das hieße... Ich hab Wehen, aber unregelmäßig, das ist sicher nix. Und die tun nur im Unterleib weh. Ich solle sie früh genug anrufen, sie hätte noch Termine etwas außerhalb, falls es schnell ginge. ;)
Ich hab mich erstmal noch hingelegt, aber richtig schlafen konnte ich nicht mehr. Männe war informiert, dem kam das auch verdächtig vor, aber sicher war ich ja immer noch nicht. Es tat halt im Unterleib weh, aber nicht so, dass ich sagen würde „Das ist´s!“. Ich döste also so vor mich hin und hatte dann echt ganz, ganz unregelmäßig immer mal wieder eine Wehe.
Um halb 12 fuhren Männe und ich zusammen die Große abholen. Ich wollte, dass er nochmal mitkommt bevor es losgeht und er dann auch weiß, was/wo er hin muss später alleine mit ihr. Dass das wirklich so kommt danach hätte ich selbst da noch nicht gedacht.
Wir fuhren auch noch einkaufen. Eine Wehe draußen davor, eine danach. Nix besonderes.

Daheim normal Mittagessen gemacht (Leberkässemmeln, auf Kochen hatte ich keine Lust). Und dann wollten wir Mittagsschlaf machen. Großkind hielt nix davon, wir lagen also alle eher wach im Bett. Um 14 Uhr merkte ich, dass die Wehen nun doch echt wehtun, aber immer noch nur im Unterleib. Da kamen aber die ersten echt Veratmungswürdigen, und auf einmal auch schneller, alle 5-10 Minuten. Ich lag ja im Bett, und da kam eine Wehe, die erste „Richtige“ würde ich sagen. Ich konnt mich nur noch aus dem Bett rollen/werfen und daran hockend veratmen. Okeee... Es geht wohl doch los? Aber hier hab ich Wehenprotokoll geführt und die Wehen kamen da alle ca. 6 Minuten. Um 15 Uhr entscheide ich mich meine Hebamme anzurufen. Sie war doch daheim geblieben, ihr Gefühl hätte gesagt sie sollte nicht mehr weiter wegfahren. GOTT SEI DANK! Ob sie aber noch eben bei der anderen Hausgeburtsfrau zur Nachsorge/Neugeborenenscreening fahren könnte. Klar, ich denk so schnell geht’s nicht. Und das ist ja im Nachbarort, also da ist sie in 5 Minuten hier bei mir. Wehen alle 4-6 Minuten.
Wir beginnen die Regentonne zu befüllen... Um 16 Uhr steige ich rein („Wieviel Uhr ist es eigentlich?“, frage ich kurz danach. „16.04 Uhr“, sagt Männe). Wehen alle 3-4 Minuten. Die Große ist mit drin, sie schüttet Wasser über mich bei den Wehen. Das tut mir richtig gut! Irgendwann will sie raus und geht spielen. Ca. 16.15 Uhr kam die Hebamme hier an. Sie beobachtet erstmal. Dann hört sie nach den Herztönen, alles gut.
Um ca. 16.40 Uhr (denk ich, Zeitgefühl verloren) muss ich Pipi. Ich steige also aus der Tonne raus. Pipi gemacht, Wehe an der Waschmaschine veratmet (Männe kam ins Bad gelaufen als er hörte ich veratme) und ab ins Wohnzimmer auf den Pezziball. Ich sitze einfach da und veratme und vertöne die kommenden Wehen. Immer schön den Mund locker lassen, denke ich dabei. Das soll ja dem Muttermund helfen sich schneller zu öffnen. Die Wehen sind nun nicht schneller, nicht schmerzhafter (geht garnicht, die waren von Anfang an *ca 14 Uhr* so heftig), aber ich hab auf einmal immer wieder einen leichten Pressdrang dabei. Hebamme sitzt vor mir, Männe hinter mir auf dem Sofa. Er muss mir seine Hand geben zum Veratmen. Meine Hebamme fragt, ob ich Pressen müsste... ich sollte noch möglichst veratmen. Tu ich. Herztöne in Ordnung. Ich muss nochmal Pipi. Schnell aufs Klo vor der nächsten Wehe... nicht wirklich geschafft. Ich sitze auf dem Klo, mache Pipi und sie kommt - eine richtige Presswehe... „Das KIND KOMMT JETZT GLAUB ICH!“ schreie ich nur noch und bereite mich schon gedanklich drauf vor wie ich die Hände unter mich halte um das Baby aufzufangen. Mann und Hebamme kommen angelaufen. In dem Moment (ich hab versucht zu veratmen, aber ob es mir gelang weiß ich garnicht) EXPLODIERT die Fruchtblase auf dem Klo. Ich bin echt froh da gesessen zu sein, keine Sauerei. :) Mein Mann hat sich total erschrocken, ich mich auch. Ach, das war also der enorme Druck da... Ich sag: „Oh, also nach der Fruchtblase geht’s sicher schnell!“ - „Ok, dann gehen wir jetzt wieder schnell rüber, du wolltest doch gern im Wasser entbinden. Die Bikinihose magst du gleich hier lassen? Die brauchst du wohl nicht mehr.“
Ich gehe also wieder ins Wohnzimmer, sofort in die Regentonne. Kurze Wehenpause. Presswehen folgen. Ich veratme und töne (wie auch vorher). Meine Hebamme ermahnt mich immer wieder, tief zu tönen, sie tönt einfach mit und das hilft mir enorm. Die Große hat die ganze Zeit gespielt, jetzt kommt sie aber auch an und steht auf einem Hocker neben der Tonne und schaut über den Rand.
Die Presswehen werden heftig, ich töne und schiebe nur leicht mit, wenn nötig. Es geht immer wieder Fruchtwasser ab. Wow, so viele Käseschmierestücke sind dabei, das hätte ich nie gedacht. Ich fühle bei jeder Wehe nach unten ob der Kopf zu spüren ist. Nein, noch nicht. Nächste Wehe... Doch, da kommt er... „ES TUT SO WEH!“ (Hebamme: „Ich weiß, du machst das super!“ *Das tat gut!*) Wehe vorbei, der Kopf geht wieder zurück... Nächste Wehe... er tritt hervor, deutlich. Ich rufe meinem Mann, dass er schauen soll, Foto machen. Er ist fasziniert. Und er macht Fotos, so viele, so wunderschöne. Ich wusste das garnicht, habs nicht mitbekommen und mich danach umso mehr gefreut.
Meine Große fragt ganz ruhig: „Kommt das Baby jetzt? Mama, was ist los?“ Die Hebamme erklärt ihr, dass das Baby nun rauskommt und das etwas wehtut, aber schnell vorbei geht. Ich sage ihr auch, dass es nur jetzt ein bisschen wehtut und das Baby dann gleich da ist und wir es knuddeln können. Sie meint dann ganz trocken: „Oke.“ und guckt weiter zu.
Der Kopf steht vor, ich streichle ihn, er hat Haare („Der hat ganz viele Haare!“, sagt die Hebamme, ich nur: „Wo?“; fühle hin und tatsächlich!! - Das war so motivierend und schön! Ich hab ihn gestreichelt und innerlich gesagt: "Es ist alles gut, mein Baby. Jetzt bist du gleich da.") die nächste Wehe kommt. Herztöne ok. „Du darfst den Kopf bei der nächsten Wehe langsam rauslassen.“ Es tut so höllisch weh, wirklich. Er drückt nach vorn oben, ich denke es wird mir alles zerreißen. Ich soll mit der Hand den Kopf nach unten drücken, führen. Das klappt bedingt. Ich spüre wie gedehnt der Damm ist und weiß, es wird nicht halten. Aber es ist mir egal. Ich presse nur leicht mit und spüre die Erleichterung, als der Kopf draußen ist. „Spürst du das Kinn?“ Ich fühle mit der Hand. Ja, das Kinn ist auch da, der gesamte Kopf also geboren. Es ist so ein tolles Gefühl, in MEINE Hände!! Als die nächste Wehe kommt sehen wir, dass die Nabelschnur an seiner Schulter hängt. „Nicht mehr pressen!" - geht leicht! Ich entwirre ihn selber (wollte erst die Hebamme machen, ich kam ihr zuvor), dann kommt der restliche Körper langsam nach. Noch eine Drehung von A. um seine eigene Achse, denn die Nabelschnur war nochmal um ihn rum, dann lasse ich ihn langsam auftauchen. Da ist er.
Ich nehme ihn in die Arme. Er ist ganz weiß, voller Käseschmiere. Und blau, er atmet noch nicht, aber die Nabelschnur pulsiert. Dann macht er einen leichten Seufzer und ist da. Er guckt. Bläulich, aber er guckt und atmet ganz sachte. Mein Mann fragt, warum er nicht weint (und ob es normal ist, dass er so blau ist). ;) Der Übergang war eben sehr sanft.

Die große Schwester steigt zu uns in die Regentonne und begrüßt ihren kleinen Bruder. Sie ist ganz zaghaft und möchte nicht zu nah. :) Aber sie streichelt ihn ausgiebig. Als die Nabelschnur auspulsiert ist klemmen wir sie ab und der Papa schneidet sie durch. Dann bringt die Hebamme etwas kaltes Wasser, was sie über den Bauch schüttet. Zur Ablösung der Plazenta. Und tatsächlich, danach kommt eine leichte Wehe und die Plazenta wird geboren. Es fängt auch an zu bluten und die Große will lieber raus. „Das Wasser ist schmutzig.“ :) Sie darf eben duschen gehen. Ich kuschle noch mit A. und versuche anzulegen, aber er möchte noch nicht. Hebamme schaut, ob die Plazenta ganz ist. Ja, alles ok.
Ein paar Minuten später steige auch ich aus der Tonne raus, das ging problemlos. Die Hebamme gab mir den Tipp den Bauch festzuhalten und leicht gebückt zu gehen, damit die Organe nicht abrupt absacken. Ging super! Der Papa nimmt sein Baby und ich gehe eben unter die Dusche. Ich fühle am Damm nach und gebe Bescheid, dass das definitiv gerissen ist. Danach leg ich mich auf die (von der Hebamme mit Wickelunterlagen vorbereitete) Couch und lege das erste Mal an. Diesmal saugt er. Wir kuscheln, dann wird mein Dammriss genäht. Garnicht schlimm, und garnicht lang.

Ich blutete auch nicht stark. Das gewünschte Stück Plazenta hab ich einfach mit Wasser runtergespült (schade, im Nachhinein hätte ich es gern mal richtig probiert, wie es schmeckt, vom Nachgeschmack her war es nur wie normales Rindfleisch, garnicht schlecht).

Meine Mutter kam später noch vorbei, wir haben den Kleinen ausgemessen.

3730 gr
55 cm
36 cm Kopfumfang
17.22 Uhr genaue Geburtszeit

Um 20.30 Uhr fuhr die Hebamme nach Hause. Die Große schlief die Nacht in unserem Bett. Alle schliefen, nur ich eher nicht. ;) (Atmet er noch? - Oh, er bewegt sich, er wird sicher gleich wach zum Stillen.)

Es war eine wundervolle Geburt, so schnell, so komplikationslos und einfach ein Traum.
Meine super Hebamme hat mich kein einziges Mal untersucht, sie war so toll zurückhaltend und gleichzeitig eine große Unterstützung psychisch, auch beim Atmen und Tönen.
Mein Mann war genauso super. Es war für ihn die erste Geburt, bei der Großen hat ers verpasst. Er hat mich angefasst und massiert, wenn ichs brauchte, sonst in Ruhe gelassen. Er hat mir Wasser gereicht und meine Hand gehalten. Und er hat Fotos gemacht, die besten Fotos, die ich mir wünschen könnte!
Meine Erstgeborene war so ein lieber Schatz. Hat gespielt (vor allem mit der Hebamme, ihr immer Aufkleber gebracht usw), und immer wieder geschaut.

Es war eine wunderbare Atmosphäre und A. ist zur Filmmusik von „Der erste Schrei“ geboren worden.

Wir sind Gott so dankbar für dieses Wunder und diesen Segen! :hearts:

towonda

Re: Unsere Regentonnengeburt

Beitragvon towonda » So 8. Jul 2012, 20:09

Sehr schön! Herzlichen Glückwunsch!

Kannst du mir sagen, wer deine Hebamme war? Gerne auch per PN

Christina

Re: Unsere Regentonnengeburt

Beitragvon Christina » So 8. Jul 2012, 20:13

Mirjam Jocham aus Augsburg. :) www.wurzelbaum.com

ABSOLUT empfehlenswert!

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Ardilla
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Re: Unsere Regentonnengeburt

Beitragvon Ardilla » So 8. Jul 2012, 20:18

:herzen: danke für den Bericht
Julitochter * 2001 (ambulante Beleggeburt)
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Re: Unsere Regentonnengeburt

Beitragvon Peke » So 8. Jul 2012, 20:21

Sehr schön!!! :hearts:

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Re: Unsere Regentonnengeburt

Beitragvon gina » So 8. Jul 2012, 20:21

Ah... Hebamme aus der Nähe, dann RegentonnenMama wohl auch aus meiner Nähe....

Ich wär ja im Leben nicht auf eine Regentonne gekommen. Ich mag mich mehr strecken, darum gibts einen Pool, aber die Idee ist der Hammer, vor allem das Bild mit dem Tragetuch ist total klasse.

:hallo:
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Re: Unsere Regentonnengeburt

Beitragvon paudi » So 8. Jul 2012, 20:27

Klasse Idee, ich wäre nicht draufgekomen. Ich mochte bei meinen Geburten auch lieber aufrecht sein uns nicht liegen. Badewanne ging gar nicht.
Wenn es irgendwann (hoffentlich bald) auch noch mal klappt werde ich die Tonne ganz scharf ins Auge fassen
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Re: Unsere Regentonnengeburt

Beitragvon weib1969h » So 8. Jul 2012, 20:51

:herzen: :clap: :daumen: :blume: :wolke:
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rainbow
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Re: Unsere Regentonnengeburt

Beitragvon rainbow » So 8. Jul 2012, 21:26

Super, da bist Du ja! Danke noch einmal fürs hier Teilen!!! :rainbow:
LG, rainbow mit
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Re: Unsere Regentonnengeburt

Beitragvon Glühwürmchen » So 8. Jul 2012, 21:44

Wow, so ein schöner Bericht! :applaus:

Und deine Große ist ja mal süss, lockt das Baby einfach mal flüsternd raus :herzen:
Sternchen im Herzen 03/12
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Koalabär 03/18 (HG/AG)

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