Kurzes Vorwort: Die Geburt liegt schon eine Weile zurück (Jan. 2013). Ich hatte meinen ersten Sohn im Geburtshaus bekommen. Damals hatte ich gefühlt Ewigkeiten Presswehen (er steckte wohl fest) und hatte mich dem Schmerz komplett ausgeliefert gefühlt. Das Gefühl war sehr schlimm und ich erinnere es noch sehr sehr gut. In der zweiten Schangerschaft hatte ich dann das Bedürfnis mich besser darauf einzustimmen und meine Gefühle zu ergründen. Ich habe dann nochmals einen Geburstvorbereitungskurs gemacht und zudem geübt innerlich loszulassen. Die Kontrolle mal abgeben, auf den Körper vertrauen und sich ganz einzulassen.
Nun zum eigentlichen Bericht:
Ich hatte ab ET-6 bereits immer wieder leichte Wehen. Meistens Abends, kurz bevor ich ins Bett gehen wollte. Am Samstag Abend bin ich also mit leiser Vorfreude ins Bett gegangen und dachte ich warte mal kurz ab. Sollten die Wehen stärker werden, mit der klaren Botschaft: Geburtsbeginn, dann würde ich schon wieder aufwachen. Über diesen Gedanken bin ich eingeschlafen. So ging es dann auch am Sonntag und am Montag Abend weiter. Teilweise habe ich mir die Mühe gemacht auf die Uhr zu schauen und mal zu sehen, wie die Abstände so sind, doch jedesmal bin ich wieder eingeschlafen. Ich war richtig stolz auf mich! Denn in der ersten Schwangerschaft war ich vor der Geburt so aufgeregt und hibbelig und hätte bestimmt nicht schlafen können. Gewiss hätte ich mindestens meinen Mann und die Hebamme verrückt gemacht. Nun ja, ich war also ganz stolz auf meine langsame und entspannte Vorbereitung auf die Geburt. Zudem war ich mir insgeheim sicher, dass ich wieder über Termin gehen würde (der große Bub kam bei ET+6 und da habe ich soooooo laaaaaaaaange gewartet!).
Am Dienstag habe ich mich noch mit einigen Freundinnen im Café getroffen und sie meinten zu mir, dass der Bauch ja schon ganz schön runter gerutscht sei. Da hab ich es selbst erst gemerkt. Ich dachte wirklich so, huch, wann ist das denn passiert. Später war ich mit meinem Mann und dem Großen noch einkaufen. dabei tarfen wir eine Bekannte, die mich nur anlachte und meinte "da fällt ja gleich schon einer raus!"
Meinem Mann fiel es dann auch beim üblichen Bauchtätschler auf, dass der Bauch nicht mehr dort saß, wo er ihn sonst immer vorgefunden hatte. Als ich mich zum Abendbrot an den Tisch setzten wollte hab ich es dann auch so richtig gemerkt. Der Bauch lag einfach auf meinen Oberschenkeln, das war zuvor definitiv nicht so. Irgendwie echt lustig. Ich dachte mir, na die Wehen in den letzten Nächten waren wohl schon ganz wirksam.

Mein gefühl sagte mir, dass es nicht mehr lange dauern wird. Mein Verstand hielt noch dagegen: "Quatsch, der wird auch weit über den Termin gehen." Darin bestärkt, hatte ich mir auch einen Friseurtermin am ET-1 geben lassen und mein Mann wollte seine Bachelorarbeit bei ET+1 verteidigen

Nun gut, am Dienstag Abend war ich dann irgendwie recht früh müde und bin, wie in den letzten Tagen üblich, mit leichten Wehen (schon um neun!) ins Bett gegangen. Wie üblich bin ich also auch mit den Wehen eingeschlafen.
Mitten in der Nacht wachte ich plötzlich von einer richtig heftigen Wehe auf. Ich war ganz verwundert und dachte mir ich hätte es geträumt. Ein Blick auf die Uhr: 03.14 Uhr. Ich lege mich also wieder hin und will grade einschlafen, da kommt die nächste krasse Wehe. Hmm, vielleicht wäre ja ein Toilettengang grade sowieso angebracht... Beine aus dem Bett geschwungen und was kommt mir direkt entgegen? Fruchtwasser. Das fand ich dann schon wirklich interessant


Nun wollte ich ins Wohnzimmer und etwas Entspannung im Arm des werdenden Papa finden. Der war jedoch mehr damit beschäftigt aufzuräumen (wir waren ja noch gar nicht im Geburtsmodus gewesen, der Weihnachtsbaum stand nocht etc.). Ich probierte den neuen Sessel im Vierfüßler aus. Der stankt plötzlich ganz wiederlich und ich wollte eine neue Position. Mein mann find aufgeregt an ein Wehenprotokoll zu schreiben und ich murrte ihn an, er solle sich mal endlich zu mir bewegen, bitteschön gleichzeitig die Hebamme anrufen und aufhören mit dem Quatsch, schließlic sei ich ja schon seit einer Stunde bei 2 Minuten! Ich wurde richtig stinkig. Er versuchte (noch ganz auf erstes Kind eingestellt) mich unter den Wehen zum reden zu bringen, um zu testen ob es schon wirklich zeit sei die Hebamme zu rufen. ich habe ihn drei Wehen lang angefaucht, dass es schon lange kein scherz mehr sei und ich sofort, sooooooffffoooooooorrrtt meine Hebamme hier haben will! Das glaubte er dann und rief sie endlich an. Eine kurze Schilderung der Lage genügte und R. machte sich auf den Weg. Sie war grade mit einer anderen Geburt fertig geworden (im KH um 5.00 Uhr!). Das wusste ich zu dem Zeitpunkt zum Glück nicht. Trotz des Ärgers auf meinen Mann hatte ich die ganze Zeit bisher das Gefühl gehabt, alles läuft seinen Gang. Dem Baby geht es gut, mir geht es soweit gut und ich habe totales Vertrauen in mein Kindchen und mich. Ich Vertraue der Geburt, es wird alles gut gehen. Ich hatte zu jedem Zeitunkt das Gefühl genau zu wissen was zu tun ist.
Nach dem die Hebamme R. verständigt war zog es mich wieder hüftkreisend aufs Klo. Mein Mantra "offen und weit" begleitete mich ständig. Ich habe mir den Muttermund und den geburtskanal vorgestellt und ihn mit meinen Gedanken immer wieder "offen und weit" gedacht.
Als ich auf dem Klo die nächsten Wehen vertamen musste kam R. an. Sie lief nur mit einem lachen auf dem Gesicht an der offenen Bad Tür vorbei und ich veratmete noch ein paar Wehen, froh, dass sie nun da war und es endich "losgehen" durfte. Es zog mich also zurück ins Wohnzimmer wo ich R. mit einem großen Schwall

Mit der nächsten Wehe war er dann auch schon geboren: 05.39 Uhr. Ich hob ihn direkt hoch und sagte nur: "Da bist du ja endlich". Er begrüßet mich mit einem lautet Protestschrei. Scheinbar war es ihm am Schluss dann doch etwas zu schnell gegangen. R. Meinte das Frutwasser was nach ihm kam war richtig grünes Erbsenpüree

Ich wollte mich direkt auf das Sofa legen und ihn auf meiner Bruste haben. Allerdings war die Nabelschnur so kurz, dass er nur auf meinem Bauch liegen konnte. Sobald er dort lag gingen wieder heftige Wehen los und es war mir sehr unbequem. Ich fühlte kurz Enttäuschung, hatte ich doch von der letzten Geburt erinnert, dass es danach sofort entspannt werden würde. Ich sagte R. das die neuen Wehen noch sehr heftig seien und das ich eine andere Position und ein zügiges Abnabeln bevorzugen würde. Also kniete ich mich wieder hin und mein Mann durfte unsern großen kleinen Jungen auf die Brust direkt vor mir nehmen. Die Nabelschnur pulsierte zum Glück schnell aus und mein Mann durfte sie durchtrennen. Ich wollte die Schmerzhaften Wehen schnell loswerden und zum Glück kam die Plazenta (ein riesen Teil!) kurze Zeit später mit ein wenig Zug an der Nabelschnur komplett und heile raus. Da ging es mir direkt besser und ich konnte mich endlich mit meinem kleinen Wonnekind aufs Sofa kuscheln.
Nachdem ich mich in ein paar Decken gekuschelt hatte und der kleine die ersten nuckel Versuche unternahm, kehrte Entspannung ein. R. schlief ein bisschen auf dem Flokati und mein Mann und ich staunten.
Ein halbe Stunde später weckte mein Mann den Großen und M., die beider wie die Honigkuchepferde strahlend ins Wohnzimmer kamen. M. meinte nur sehr beindruckt, dass sie mich fast gar nicht gehört hätte und das der Kleine viel lauter war

Der Große Bruder war sehr beeindruckt und strahlte über das ganze Gesicht. Er fragte "mein Bruder?" und wollte ihn direkt auf den Arm nehmen, was wir natürlich gerne zuließen. Nach dem ersten kuscheln zu viert, machte mein Mann und M. den Großen für die Kita fertig, damit wir uns ausschlafen könnten und M. nahm ihn dann direkt mit.
R. machte ien Foto von uns dreien und dann frühstückten wir alle zusammen im Bett. Nachdem wir R. dann nach hause geschickt hatten konnte ich ein bisschen schlafen. Nach zwei Stunden wachte ich jedoch wieder auf, immer noch voller Glückshormone. Ich rief erstmal meine Mutter und zwei gute Freundinnen an und erzählte ihnen von der Geburt. Sie waren alle total ungläubig, dass es so schnell ging und ich sie jetzt schon anrufe

kleiner Bruder (ET-1)
05.39 Uhr
4000 gr
58 cm
36 KU
Epilog: Nach dieser tollen Geburt hatte ich noch drei Tage die schlimmsten Nachwehen (vor allem beim anlegen an die Brust). Zudem kam (wie beim ersten) ein super heftiger Milcheinschuss, mit Atombusen und Fieber. Die Tage danach waren also definitiv schmerzhafter als die Geburt.
