Am 2. Juli 0:01 bemerkt ich im Bett einen Blasenriss, erst dachte ich die kleine Maus hätte sich mal wieder Richtung Blase gebohrt und ging schnell zur Toilette. Dort bemerkte ich aber beim aufstehen das es weiter tröpfelte. Nach mehrerem Aufstehen und wieder hinsetzten auf dem Klo fragte mich meine Mann ob alles ok ist (hat wohl recht lustig ausgesehen) und ich antwortete ihm er solle mir mein Handy geben weil ich mit unserer Hebamme Alexa sprechen möchte. Ich konnte es wirklich kaum glauben, hatte ich denn den ganzen Tag rumgemeckert das ich keine Lust mehr habe und zählige Baby Posting aus meinem Bekanntenkreis gesehen. Ich hätte wirklich ganz und garnicht mit einem Blasenriss gerechnet, es kam wirklich nur in kleinen Schwällen so wie als wäre ein Loch in einer Wasserbombe.
Alexa nahm direkt ab, ich erklärte ihr die Situation und sie wog ab ob es auch Schleim sein könnte. Sie sagte ich solle mich ins Bett legen und versuchen zu schlafen, sie würde morgen vorbeikommen, falls ich Wehen bekäme sollte ich sie anrufen.
Naja keine 20 minuten später bekam ich leichte Wehen. So richtig schöne leichte Wellen, ich wurde richtig freudig, ich rief Alexa wieder an und berichtete ihr und da musste ich schon die erste Welle veratmen, sie sagte mir das sie 50 minuten brauchen würde ob sie kommen soll oder ob ich warten möchte. Ich antwortet ihr fest, sie soll bitte kommen.
Mein Mann strahlte über das ganze Gesicht, er rief die Schwiegermama an damit sie unseren Großen holen sollte. Er hatte sich die Wochen über immer wieder ausgesprochen das er zur Oma will wenn es soweit. Soweit so gut, ich ging im Schlafzimmer hin und her zwischen Peziball und kniend vor dem Bett. Ich hörte mit meinem Mann gute Songs von Johnny Chash und veratmete die Wellen. Meine Mutter und die Hebamme trafen gleichzeitig ein und ich verabschiedete mich von meinem Großen. Meine Hebamme quartierte ich in dessen Zimmer und sie sagte ich solle wirklich versuchen noch ein bisschen Kraft zu tanken und zu schlafen. Ich konnte aber nicht ich genoss die Musik bis ich dann mein Mann den Pool aufbauen schickte. Als er fertig war sagte ich ihm er solle noch schlafen und Kraft tanken, das tat er dann auch und ich ging ins Wohnzimmer. Dort angekommen wurden die Wellen heftiger, ich holte mir Kopfhörer und machte mir die klassische Musik auf dem Handy an, die mir wirklich sehr gut geholfen hat die starken Wellen auf mich zurollen zu lassen und zu veratmen. Die Hebamme kam immer wieder mal und hörte die Herztöne, es war alles super, die Kleine machte super mit. Sie ließ mir Wasser in den Pool ein. Bis dieser fertig war, ging ich auf die Terrasse, es war so angenehm draußen die frische Luft der Vollmond einfach verzaubert, die perfekte Nacht für unsere kleine Annelie.
Ich schaute immer wieder auf die Uhr, ich war so unsicher und bekam auch irgendwie Angst das es schon wieder so lange dauern würde wie bei der Geburt meines Sohnes (39 Stunden). Ich strich über die Geburtskette an meinem Hals und versuchte meinem Körper den Takt anzugeben und ihm zu signalisieren dass er gerne weiter gehen darf. Ich stieg ins Wasser und es war so gut... augenblicklich wurden die Wellen heftiger aber sehr gut zu ertragen im Wasser. Ich schickte die Hebamme wieder ins Bett und sie fragte mich ob es ok für mich war alleine zu sein und ich bejahte. Um 6 Uhr morgens rief ich nach meinem Mann, ich brach immer wieder in Tränen aus, ich sehnte mich so nach diesem Wesen in mir aber es war noch was anderes. Alexa beobachtete mich und ermutigte mich zu weinen, es nicht zurückzuhalten, loszulassen. Sie sagte mir das sie denkt das ganz viel von der ersten Geburt in diesem weinen stecke und das ich mir vertrauen soll. Ich solle mich versuchen mehr in Trance zu begeben, nicht mehr denken sondern machen. Nach dieser recht deutlichen Ansprache, fing ich an zu tönen wie als hätte mein Geist die Ansprache gebraucht.
Meine Mutter kam morgends irgendwann dazu (die Hebamme hat die Uhr abgehängt) und versuchte mit aufräumen ihre Nervösität zu überspielen, das ging soweit das ich zu ihr sagte sie solle bitte wieder gehen, die Hebamme wies sie ebenfalls mehrfach an leise zu sein. Irgendwann zog meine Mutter sich dann zurück, sie leidete so mit mir das hat mich wahnsinnig gemacht aber man kann es ja auch irgendwie verstehen.
Dann wurde ich sehr wütend, ich biss in den Geburtspool und schrie dass ich keine Lust mehr habe, die ganze Vorbereitungs sei für den A*s*h, von wegen Wellen die mich meinem Kind näher bringen, die Hebamme kam zu mir und ich schrie ihr meinen Frust entgegen. Sie war so wundervoll zu mir, sie sagte ich darf wütend sein und ich solle immer wieder Stück für Stück dem Kind den wegweisen. In den Wehenpausen sagte sie: Das ist jetzt deine Zeit ruh dich aus, es ist deine Zeit, in den Wehen rief sie mir zu: Das ist die Zeit für dein Baby, für dein Kind weise ihm den Weg, lass dich nicht beherrschen von den Wehen, du beherrschst die Wehen nicht sie dich!..... Es war der absolute Wahnsinn! Mein Mann streichelte mich immer in den Pausen und sprach mir gut zu das ich das schaffe und das ich das toll mache. Er war genauso in seiner Rolle angekommen so wunderbar obwohl wir zuvor unsere Differenzen über die Hausgeburt hatten.
Nun kam die Trance, Alexa wies mich an immer wieder mal aus dem Wasser zu gehen, zu laufen, auf Klo zu gehen, das zu tun was mein Körper mir sagt. Ich verlangte von ihr nach meinem Muttermund zu schauen weil ich selbst beim ertasten nicht weit kam. Irgendwann war es dann soweit 9cm und dieser letzte Zentimeter, er wollte einfach nicht weggehen. Alexa wies mich immer wieder in den Vierfüssler stand, mittlweile hatte ich einen enormen Press-Drang, ich sollte veratmen bis dieser eine Zentimeter weg sei. Sie sagte mir ich solle selbst nochmal tasten und da merkte ich ihn, den Saum ganz weich so kurz vorm Ziel aber wollte einfach nicht weggehen. Und ich hatte so einen starken Press-Drang es war unfassbar. So kniete ich im Vierfüsslerstand vor dem Sofa im Wohnzimmer und kämpfe den Kampf meines Lebens. Die Hebamme sagte sie hätte nun die Möglichkeit bei der nächsten Wehe den Muttermund wegzuschieben und ich könnte dann mitschieben ob ich das wollte? Ich bejahte, mein Mann saß vor mir auf dem Sofa ich stütze mich mit den Armen auf ihn, wir sahen uns an und sagten: Wir schaffen das jetzt!
Und nun war es soweit, Alexa gab mir Globulis für die letzte Kraft und mit der Presswehe spürte ich den Kopf, ich spürte das er im Eingang war aber er dürfte noch nicht komplett kommen, auch Alexa sagte, lass ihn wieder zurück, ich dachte nur was soll das denn jetzt, es flammte Wut auf, aber diese Wut nutzte ich in der nächsten Presswehe ich spürte den berüchtigten Ring of Fire, und wieder hatte es nicht gereicht. Aber er war fast da, ich hielt meine Hand an den Scheideneingang, Ich spürte sie, mein Mädchen, da war sie. Und mit der nächsten Presswehe schob ich ihren Kopf raus, mit der nächsten den Oberkörper und wieder rum mit der nächsten den Unterkörper. Ich fing sie mit Alexa auf und sie schob sie mir nach vorne. Mein Mann weinte, so hatte ich ihn noch nie gehört, die kleine Annelie schaut mich total überrascht an, sie war so unbeschreiblich wunderschön. Wir zogen auf das Sofa und staunten über diese Schönheit, sie war so wach und quäckte uns zu. Ein absoluter Wohlklang, diese Stimme! Es war 12:20! Genau 12 Stunden hat diese Geburtsreise gedauert, Annelie maß 54 cm und 3480 g.
Nachdem die Plazenta dann da war und das erste Verlieben vorbei war, erzählte mir meine Hebamme was die Kleine da geschafft hatte.... Sie hätte die Nabelschnur als Rucksack und dreht sich noch im letzten Moment Sterngucker nach vorne, auch hatte sie mehrere falsche Knoten in der Nabelschnur und trotzdem waren ihre Herztöne immer super gut, sie hat so toll mitgearbeitet. Für mich ist das mal wieder mehr Beweis das wir unsere Kinder nicht unterschätzen sollen unter Geburt und auch nicht unseren Körper. Es ist und bleibt ein natürlich Prozess, der so wundervoll ist. Und die Hebammen machen es möglich ihn auch genauso zu erleben.
Ein Hoch auf das Leben und ein Hoch auf die Hebammen! Danke Alexa du bist so wundervoll, durch diese Reise bin ich wieder versöhnt mit der ersten Geburt, ich habe mein Selbstvertrauen wieder und für mein ganzes Leben Kraft!
Danke auch diesem Forum, die Berichte haben mich bestärkt das alles so durchzuziehen!