Vorgeschichte
Unser Geburtstermin war der 12.11.13.
Die gesamte Schwangerschaft stand unter einem recht stressigen Stern. Wir hatten eine etwas schwierigere Anfangszeit. Die Eihaut des Mäuschen war nicht zeitgerecht angewachsen, die Plazenta saß sehr lange sehr tief und ein Amnionstrang hatte sich auch noch gebildet, der sogar zu einem recht großen Hämatom geführt hatte. Weiterhin war unser Leben alles andere als ausgeglichen. Frisch zusammen, unerwartet schwanger, neue Patchworkfamilie, mitten im Studium... Viele größere und kleinere Steine mussten bis zur Geburt noch überwunden werden und ich fragte mich oft, ob dieses wunderbare Baby in meinem Bauch tatsächlich real war und wirklich zu uns kommen sollte. Es schien mir schier unvorstellbar.
Als mir der Chefarzt bei einem 2. Feindiagnostiktermin endlich Entwarnung gab, konnte ich mein Vorhaben, beim 2. Kind eine entspannte außerklinische Geburt zu planen, anpacken. Gesagt, getan. Meine liebe Hebamme U., welche mich schon während der ersten Schwangerschaft betreut hatte, war „frei“ und wir gingen gemeinsam in das „Abenteuer“ Hausgeburt. U. war über 10 Jahre in der Klinik tätig und zeitweilig auch Beleghebamme. Mittlerweile betreut sie aus Überzeugung nur noch HG.
Ab einer gewissen Zeit entspannte ich mich, ließ U. vorrangig die Untersuchungen machen und besuchte meine FÄ nur noch nach Bedarf.
Die Geburtswoche
Am 5.11. besuchte mich meine Hebamme. Ich beklagte mich, dass ich diese gesamte Schwangerschaft unglaublich wach war und durch diese Hypervigilanz meine Ruhe, die ich für die Geburt brauchte, definitiv nicht finden konnte. U. gab mir eine Gabe Coffea und allein schon der Austausch mit ihr brachte mich so zur Ruhe, dass ich endlich seit langer Zeit wieder so richtig müde schlafen gehen konnte. Es führte auch dazu, dass am Abend alle 10 Min. leichte Wehen einsetzten. Doch mein Baby durfte noch nicht kommen, da der Papa am nächsten Tag noch einen Vortrag 1 Stunde von uns entfernt halten musste.

Am nächsten Tag stand der letzte FÄ Termin mit tollem Ergebnis an: Alles sehr geburtsreif, MM Fingerkuppe einlegbar, schöne regelmäßig Wehen auf dem CTG und Plazenta i.O. Voller Vorfreude, dass mein Baby zeitnah auf die Welt kommen würde, fuhr ich nach Hause. Von da an erlebte ich jeden Nachmittag das gleiche Spiel, leichte Vorwehen alle 10 Minuten. Doch sobald ich mich schlafen gelegt hatte, war alles wieder vorbei. Ich war mittlerweile entmutigt, genervt und schon so langsam von meinem Körper enttäuscht. Ich konnte mir jetzt erst recht nicht vorstellen, dass in meinem Bauch tatsächlich ein Baby wohnt. Wahrscheinlicher war, dass sich mein Bauch wieder zurückbildet und das Ganze ein schrecklicher Irrtum gewesen sein musste. Am 9. hatten wir kinderfrei und gingen richtig schön zum Syrer inkl. Zimt & Co. essen. Tolle Gewürze würden bestimmt das Baby rauslocken und so hatte ich auch schon fleißig den ganzen Tag Wehentee getrunken, der in meiner ersten Schwangerschaft so wunderbar gewirkt hatte. Und wieder einmal musste ich feststellen, dass die Schwangerschaften unterschiedlicher nicht sein konnten, den nichts passierte. Samstag abend kam U. vorbei, um mal nach den Herztönen und MM zu schauen und vorallem auch, um mich zu beruhigen. Alles war gut und es gab tolle Nachrichten, der Gbmh war vollständig verstrichen. Sie sprach von einem perfekten Ausgangsbefund, falls es losgehen sollte. Sonntag begann ich meinen wehenden Bauch zu ignorieren. Unser Großer war von seiner Mamawoche zurückgekehrt und kuschelte die kommenden Tage ganz ganz viel mit meinem Bauch. Er redete seiner Schwester gut zu und wollte sie auch gern kennenlernen. Am 11.11. versuchte ich es mit einer schönen Rückenmassage im LWSbereich bei meiner Physiotherapeutin, doch außer gestoppten Wehen und neuen Rückenschmerzen kam nichts dabei heraus.
Der ET kam und die Wehen waren WEG! Na toll, am Abend um 23.00 Uhr hatte ich die Nase endgültig voll. Der schwangerschaftliche Tiefpunkt war erreicht. Mein Partner schnarchte und behinderte meinen mühsamen Schlaf. Also bin ich aufgestanden. Ich war dieses Mal nicht gern schwanger, ich wollte raus, wollte weg, wollte diesen Bauch ablegen, endlich mein Baby sehen, wieder gut schlafen können, meine Geduld war einfach verbraucht. Dann habe ich mich auf den Balkon gesetzt und dem strömenden Regen beim Fallen zugesehen und mir die Seele aus dem Leib geheult. Bitte Universum, mach doch endlich....
Nachdem ich mich beruhigt hatte, setzten gegen 24.00 Uhr die Wehen ein!
Ich legte mich kaputt, aber unglaublich entspannt ins Bett und überlegte mal wieder, ob das die bekannten Vorwehen wären. Gegen 2 Uhr hielt ich es dort nicht mehr aus, ich konnte nicht einschlafen und wollte in der Badewanne entspannen. Doch anders als zuvor blieben die Wehen im warmen Wasser und kamen auffallend regelmäßig alle 10 Minuten. Gegen 3.00 Uhr legte ich mich zurück ins Bett und versuchte Kräfte für die Geburt zu sammeln. Das war mehr ein Dösen als Schlafen. Als 6 Uhr der Wecker klingelte und R. unseren Großen für die Schule fertig machte, musste ich mich schon schön auf die Wehen konzentrieren. Also ihm den Auftrag gegeben, seinen Ranzen vollzupacken, dass er zur Not nachmittags von seiner Mama abgeholt werden konnte. Dabei haben wollte ich meine Jungs nicht. Und der Kleinere war die Woche zum Glück bei seinem Papa. 7.30 Uhr verließen die „Männer“ die Wohnung und ich hatte die „Bahn frei“. Nach meinem morgendlichen Besuch auf der Toilette veränderte sich das Wehentempo und schon wellten sie alle 6-5 Minuten heran. Gute Zeit, um meine Hebamme in Kenntnis zu setzen. Um 8 besprachen wir, dass sie noch schnell einen Hausbesuch absolvieren würde, der auf dem Weg lag und spätestens 9.30Uhr bei mir sein könnte. R. war noch schnell einige Sachen einkaufen und kam kurz vor U. daheim an. Und ich hatte auch das Gefühl, dass ich sie jetzt ganz dringend brauche, da ich mich alleine nicht getraut hätte, weiter zu öffnen, da die Wehen jetzt wirklich unangenehm wurden. Ich hatte zum Glück eine Position auf dem Bett gefunden und vertönte wunderbare die anströmenden Wellen. Was für eine Wohltat, warum habe ich darauf bei meinem ersten Sohn verzichtet? Also Aaaaahs und Uuuhs und „Au's“ bis U. kam, die sich auch gleich hinter mich setzte und meinen Rücken während der Wehen massierte. So ließ es sich aushalten. Nach einer gefühlten halben Stunde schaute U. nach den Herztönen und MM. Schon bei 6 cm und tolle, stressfreie Herzklänge. Zufriedenheit durchströmte mich. Irgendwann übernahm R. das Massieren und bekam gleich einen Anranzer, da er in die falsche Richtung kreiste :-D U. bereitete alles vor. Legte Handtücher auf die Heizung, tropfte den Entbindungsduft in die Duftlampe und schrieb Bericht. In unserem Schlafzimmer herrschte eine sehr entspannte Atmosphäre. Irgendwann spürte ich den vertrauten Schmerz in der Blasengegend und musste mich auch zweimal





Auf dem Rückweg übermannte mich die nächste Wehe, die ich schnell vor meinem Bett veratmete und dann setzte ich mich auf den Geburtshocker, den U. dabei hatte. Da war es wieder, mein Klo



Langes, blaues Baby war mein erster Gedanke.

Ich legte mich ins Bett und U. spürte nach der Plazenta. Alles gut. Sie war gelöst und auspulsiert und ich konnte sie bei der nächsten Wehe herausbringen. Dann musste U. mich mind. 3 Mal inspizieren, da ich nicht glauben konnte, dass ich heil geblieben war.

Während ich meine kleine A. kuschelte, bearbeite U. die Plazenta. Salzte sie, wickelte sie in Vließwindeln und Moltonunterlagen. Sie(!) empfahl uns eine Lotusgeburt

Alles in allem war es eine sehr intensive, sehr schmerzhafte, aber wundervolle bewusste und selbstbestimmte Hausgeburt. Ich habe mein Baby eigenständig auf die Welt gebracht und das macht mich unheimlich stolz und sehr sehr glücklich. Diese Glücksgefühle habe ich bei der ersten Geburt vermisst, auch habe ich sehr lange gebraucht, bis mein Kreislauf wieder Schwung in Schwung kam. Es war dieses Mal alles soooo anders und ich habe ein tiefenentspanntes Baby. A. hatte ihren ersten kurzen Schrei und weint so gut wie nie, sodass meine Nachbarn tatsächlich gefragt haben, ob bei uns wirklich ein Baby wohnt.
Ich noch immer sehr glücklich und mein Baby durfte bisher das Vertrauen in die Welt behalten. Danke.