Du unser größtes Glück.
Das ist dein Geburtsbericht.
Ich wache am 25. Feb mit vermehrtem Ausfluss auf, was mich nicht weiter beunruhigt. Gehe gegen 8 Uhr auf Toilette und verlieren einen ordentlichen Schwall. Muttermilchähnliche Konsistenz. Kurz probiert – süß. Muss Fruchtwasser sein. Ich nehme mir diese Riesenbinden aus dem KH und rufe meine Schwägerin an.
Es geht wohl los? Nun ist der Prozess ja unaufhaltsam. Doch Februar, doch Fisch.
Kurz darauf kommt mein Mann vom Nachtdienst, ich sitze auf Klo, erzähle kurz. Vom Klo möchte ich aber am liebsten nicht mehr runter.
Entleere immer wieder meinen Darm, was mir auch nochmal bewusst macht, es geht wirklich los.
Spreche der Hebamme aufs Band. Fange dann aber doch an, durchs Haus zu wuseln, nach einer langen Nacht schläft Martin, aber alleine sein kann ich auch nicht. Fange an Windeln zu bügeln, tiger durchs Haus und räume auf. Svenja soll vorbei kommen.
Dann noch die Idee meinen Bruder anzurufen, dass er noch ein paar Erledigungen macht. Wir hinken eben doch 3 Wochen hinterher…
Svenja näht die Vorhänge fürs Wohnzimmer noch.
So gegen 12 möchte ich mich zurückziehn, die Wehen können nun nicht mehr weggelacht werden.
Ich gehe in die Wanne, bin noch gut in Bewegung in den Wehen.
Licht aus, Tür zu, Kerze und Entbindungsduft.
Immer weiter ziehe ich mich zurück aus der Wanne setz ich mich nackt auf den Klodeckel und schaukel mit jeder Wehe vor und zurück.
Die Hebamme ist gegen 14 Uhr da, untersucht mich flott auf der Couch, möchte wegen des BS ein CTG schreiben, noch relativ diffus, ich gehe in den Wehen in mich, bin nicht mehr auf dieser Welt. Das ist wichtigste ist mir den Mund, die Lippen den Kiefer locker zu lassen.
Ich solle auf den Ball, mal das Becken bewegen, dass sich der Kopf gut einstellt.
Die Hebamme macht noch ein Hausbesuch, möchte sich was bürokratische Arbeit mitherbringen, und verabschiedet sich erstmal.
Als sie weg ist, gerate ich aus dem Rhythmus. Möchte nochmal baden, doch in der Wanne halte ich die Wehen nun nicht mehr aus. Ich möchte es einfach dunkel und leise haben. Das gibt es dank fensterlosen Bad hier.
Wie soll ich das schaffen, wenn es erst richtig schmerzhaft wird? Eigentlich will ich dieses Kind gar nicht selbst kriegen.
Ich glaub es dauerte eine Stunde da war ich wieder im Rhythmus. Ganz bei mir, dem Kind und dieser Reise.
Setze mich wieder auf die Toilette und ab jetzt werden die Wehen stärker, ich fangen an zu tönen. Konzentriere mich weiter auf meine Mundpartie. Und die Geräusche kommen tief aus meinem Leib. Die Wehen werden länger.
Die Töne werden immer tiefer und länger, ich wunder mich wie lange ich Ausatmen kann. Atme und töne nach unten. Dann fängt es schon ordentlich an zu drücken, ich kann im Tönen diesem Druck nachgeben, es ist ein Pressen, sondern schieben im Ton.
Um 17:00 Uhr ist die Hebamme wieder da. Ich möchte nun nicht mehr abgelenkt werden. Mein Mann darf mich schon lange nicht mehr ansprechen, geschweige denn anfassen. Bin froh, wenn und dass er sich beschäftigt.
Ich bin mittlerweile richtig laut, habe kurz Angst um Nityas Ohren im kleinen Bad. Die Töne kommen aus einer Tiefe, die ich nicht kannte. Animalisch wahnsinnig kraftvoll intensiv.
Nitya fühlt kurz, und schlägt mir vor in den tiefen Vierfüßler zu gehen, sie taste noch Saum, an dem ich nicht vorbei kommen würde, möchte den Druck nochmal nehmen.
Auf die Couch.
Martin liegt nun neben mir. Nitya steht hinter mir. Die Rückenschmerzen werden schlimmer, sie massiert mir den unteren Rücken, was Erleichterung bringt. Ich schiebe nun kräftig mit, es geht alles sehr langsam vorwärts, mein Gefühl. Ich taste nach dem Kopf. Dass soll er sein? So weich? Aber noch tief in mir.
Ich schiebe und schiebe mit jeder Wehe, der Kopf rutsch zwei Schritte tiefer, einen zurück. Langsam geht das. Und ich weiß manchmal nicht ob ich das schaffe. Doch die Schieberei mit Hilfe des Tönens ist befreiend. Zwischen den Wehen schaffe ich gute Entspannung. Atme tief in den Bauch, zum Kind. Dem geht es blendend.
Dann halte ich den Vierfüßler nicht mehr aus, die Beine tun weh, der Rücken.
Martin setzt sich auf den Stuhl, ich hänge mich in seinen Schoß. Der Kopf ist nun sichtbar, und ich nehme die Hand auch nicht mehr von haarigen Schopf. Wir korrigieren noch einmal die Stellung. Ich hänge sehr tief über dem Boden.
Wie dieser Kopf mit jeder Wehe tiefer rutscht, es fängt an zu brennen, hatte darauf die ganze Zeit gewartet.
Ich merke und weiss, ganz und gar nicht dammschonend, Nitya macht Kaffeeumschläge, die Wärme tut unheimlich gut.
Kräftig mitgeschoben, aber immer auf die Wehe wartend, ist der Kopf geboren. Ich will das einfach nur n och loswerden. Und drücke den Rest des Körpers auch raus. Eine schnelle Drehung und das Kind gleitet aus mir heraus, einfach unbeschreiblich! Auf die Brust und weint.
Der Kopf ist ganz langgezogen, das hatte ich nach der Zeitspanne auch erwartet. Nitya nimmt die Hände nicht vom Damm uns dann ich blute ordentlich aus einem Riss. Mist.
Wir legen uns dann zu dritt aufs Bett, und ich sehe das Blut und ärger mich etwas über mich selbst.
Während Nitya näht, und mich versorgt untersuchen wir staunend unsere TOCHTER. Ja, ein Mädchen. Kleines Mädchen, Willkommen auf dieser Welt.