Die Alleingeburt vom dritten Babysohn

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Malou
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Die Alleingeburt vom dritten Babysohn

Beitragvon Malou » Fr 2. Okt 2015, 17:33

Sonntag, 27. September 2015

SSW 40+1
Nachdem ich in der letzten Woche immer wieder Wehen hatte und dachte, dass es jetzt bestimmt los geht, ist es heute sehr ruhig. Ich hab letzte Nacht gut schlafen können und bin morgens relativ fit. Vormittags habe ich aber einfach das Bedürfnis mich zurück zu ziehen und mein Mann kümmert sich um die Jungs, so dass ich das machen kann.
Ich lege mich ins Bett, döse ein bisschen vor mich hin. Danach schreibe ich noch einen Brief an das Baby in meinem Bauch. Ich freue mich so auf dich und hoffe, dass du ganz bald bei uns bist.
Generell ist die Stimmung einfach ruhig. Ich freue mich auf mein Baby. Bin weder total euphorisch, noch total down, sondern einfach in frohere Erwartung.
Nachmittags sind wir bei meinen Eltern und auch einige meiner Geschwister. Wir trinken Kaffee, die Jungs spielen draußen mit ihren Cousinen und Papa. Ich hab Lust abends noch mal gemütlich Essen zu gehen und meine Mama kommt mit mir.
Als ich mich fertig mache, fangen die Wehen wieder an, es zieht immer mal, aber das nehme ich nicht mehr ernst. Ist ja an den meisten Abenden so. Das bleibt so, auch als wir im Restaurant sitzen. Ab 20 Uhr gucke ich immer mal auf die Uhr, die mir gegenüber hängt. Die Wehen sind schön beständig und alle unter zehn Minuten. Ab und zu muss ich mal mein Besteck hinlegen und kann auch nicht sooo gut zuhören oder erzählen. Aber auch das ist ja nichts Neues. Auf dem Rückweg ins Auto gucken wir noch ein bisschen Schaufenster an. Beim Laufen kommen die Wehen schon unter fünf Minuten und ich muss auch immer mal stehen bleiben.
Ich überlege, wann ich meine Freundin anrufen soll, die zum Photos machen kommen soll. Will sie nicht unnötig aufscheuchen. So richtig glaube ich immer noch nicht an einen Beginn der Geburt. Ich schreibe ihr einfach, dass ich Wehen habe, aber noch nicht weiß ob sie bleiben, dass sich alles auch noch wieder legen kann. Sie soll sich ruhig ins Bett legen. Und ich rufe dann an, wenn sie kommen soll.
Ich will zu Hause erstmal duschen gehen und gucken ob alles so bleibt.
Gegen 22 Uhr sind wir zu Hause und ich sage J. - meinem Mann, wie der Stand der Dinge ist. Als ich auf dem Klo bin sehe ich, dass sich der Schleimpfropf langsam löst. Hach, vielleicht doch Geburtsbeginn?!
Ich gehe duschen und sage J., dass er sich ruhig noch mal ins Bett legen kann. Ich wecke ihn dann, falls es ernster wird.
Die Wehen bleiben auch nach dem Duschen. Zwischen 4 und 6 Minuten sind die Abstände und sie werden ganz langsam kräftiger. Ich veratme sie noch still vor mich hin.

Montag, 28. September 2015

Mama kommt gegen 12 Uhr dann auch zu mir. Sie kann sowieso nicht schlafen. Gemeinsam verbringen wir noch einige Zeit im Wohnzimmer und irgendwann habe ich dann Lust Wasser in den Pool zu lassen um mich darin ein bisschen zu entspannen.
Zwischen den Wehen räume ich hier und da noch ein bisschen rum, der Pool füllt sich langsam. Ich ruhe mich immer wieder auf dem Bett aus. Die Abstände der Wehen sind im Laufen und auf dem Klo sehr viel kürzer als im liegen und werden immer intensiver.
Um zwanzig nach 1 rufe ich meine Freundin an, die dann gegen 2 Uhr da ist. Wir Frauen unterhalten uns in den Wehenpausen, meinen Mann lasse ich noch eine Stunde schlafen. Um 3 weckt Mama ihn.
Ich wandere immer zwischen Pool und Klo hin und her. Dazwischen stütze ich mich während der Wehen an Kommode oder Bett ab und kreise mein Becken. Ich töne schon langsam bei den Wehen mit. Im Pool sind die Abstände weiterhin sehr viel größer als draußen. Deshalb gehe ich immer wieder raus und bewege mich, damit es weiter geht. Gehe auch immer wieder zum Wehen veratmen aufs Klo, weil ich merke, dass dieses Geburtshockerartige sitzen gut tut. Der Kopf rutscht immer weiter nach unten, der Muttermund öffnet sich langsam, aber ich fühle, wie die Fruchtblase ganz prall vor dem Kopf sitzt.
Ab ca. 4 Uhr werden die Wehen wirklich heftig. Ich muss sie schon gut vertönen um sie auszuhalten. Diese Intensität kenn ich nur von der Übergangsphase bei den beiden Jungs und freue mich, dass es dann wohl bald geschafft ist.
Zwischendurch fällt es mir wirklich schwer, mich nicht auf den Schmerz, sondern die Atmung zu konzentrieren. Die Wehe zuzulassen und mich zu öffnen, alles locker zu lassen und nicht anzuspannen, weil ich möchte, dass sie schnell vorbei ist. Ab hier habe ich kein wirkliches Zeitgefühl mehr. Ich möchte gerne, dass es voran geht, steige deshalb immer wieder aus dem Pool, aber merke schnell, wie mein Körper an seine Grenzen kommt und ich immer erschöpfter und müder werde. Ich möchte nur noch schlafen. Ich schicke irgendwann alle aus dem Zimmer und lege mich ein bisschen ins Bett. Wenn mein Körper ein bisschen Ruhe braucht, soll er die haben. Ich habe keine Ahnung wie lange ich Wehenpausen habe, aber ich kann mich ein bisschen erholen.
Irgendwann hole ich meine Mama wieder dazu. J. und B. – meine Freundin, bleiben nebenan. Sobald ich aufstehe sind die Wehenabstände wieder kürzer. Ich verbringe jetzt viel Zeit auf dem Klo und versuche immer mal mitzuschieben, aber es tut sich nichts. Wenn diese Fruchtblase doch endlich platzen würde.
Irgendwann wachen die Jungs auf und ich weiß, dass während sie da sind, das Baby auch nicht kommen wird. Ich veratme weiter meine Wehen. Ich erinnere mich selbst dabei an eine Löwenmama – ich brauche so viel Kraft für diese Wehenarbeit, hab vor jeder Wehe das Gefühl, es nicht mehr länger zu schaffen und muss mich selbst immer wieder ermutigen weiter zu machen. Die Wehenabstände sind weiterhin lang aber die Wehen, die ich dann habe seeehr intensiv und lang.
Gegen viertel nach sieben bringt mein Mann die Jungs in den Kindergarten. Gegen halb acht rufe ich bei G. meine Hebamme an um sie nach ihrer Meinung zu fragen – in der Hoffnung, dass sie vielleicht kommen kann?! Sie sagt, wenn die Abstände so groß sind sollen wir ins Krankenhaus fahren.
J. kommt nach dem Telefonat wieder, ich lasse B. und ihn in der Küche und gehe wieder auf mein Klo um die Wehen zu veratmen. Da werden die Abstände wieder sehr viel kürzer. Die Blase ist immer noch Prall. Ich Töne inzwischen sehr intensiv und merke schnell, dass wir so nicht mehr ins Krankenhaus fahren werden.
Ich gehe in den Pool in der Hoffnung noch etwas Entspannung zu bekommen. Aber auch da bleiben jetzt die kurzen Abstände und die Wehenintensität nimmt noch mal zu. Hier ist auch jetzt nichts mehr mit Kind einfach raus atmen. Ich muss stark mitpressen und führe gefühlt einen innerlichen Kampf gegen diese Fruchtblase... Irgendwann platzt sie dann und mit ihr kommt die Hälfte des Kopfes mit. Es brennt und diese Wehenpause, in der der Kopf halb draußen ist, ist so Urgewaltig. Ich habe die ganze Zeit die Hand an Babys kopf und fühle viele Haare. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Ich widerstehe dem Drang einfach noch weiterzupressen, weiß kurz nicht wie ich mich platzieren soll und bleibe dann einfach so aufrecht wie ich bin. Irgendwann kommt die nächste Wehe, ich merke wie der Körper meines Babys sich durch mein Becken dreht und irgendwann ganz raus flutscht. Ich hebe mein Baby ganz schnell an meine Brust. Dabei fällt mein Blick auch schon zwischen die Beine und ich sehe, dass ich Mama von meinem dritten Sohn geworden bin. Was für ein Gefühl. Ich bin so erleichtert. Es ist 8:36 Uhr und ich habe mein Kind alleine in meine eigenen Hände geboren!
Um mich rum weinen alle. Die Anspannung fällt spürbar von allen ab. J. kommt ins Zimmer, ich habe gar nicht mitbekommen, dass er die ganze Zeit im Flur neben der Tür saß und gebetet hat. Er holt Handtücher und ich decke unser Baby damit zu. Da kommt auch schon die erste Nachwehe. Recht schnell möchte ich aus dem Pool raus um die Plazenta draußen zu bekommen.
J. und Mama helfen mir aus dem Pool und decken mich auf dem Bett zu. Da kommt auch schon die nächste heftige Nachwehe und ich höre ein flatschen in meinem Bauch, als ob die Fruchtblase noch mal platzt. Da hat sich wohl die Plazenta gelöst. Es kommt ein riesen Schwall Blut, und ich merke, dass die Plazenta auch bald kommt. Ich gebe mein Baby an meine Mama ab und hocke mich über eine Schüssel, damit ich die Plazenta aufrecht besser gebären kann. Mit ihr kommt noch mal einiges an Blut. Als die Plazenta komplett draußen ist und ich wieder zurück ins Bett möchte, merke ich, dass mir unglaublich schwindelig wird und ich kurz vor der Ohnmacht bin. Ich fange an zu zittern und bekomme nichts mehr mit um mich rum, nur Hände die auf meinem Rücken liegen und Leute, die für mich beten. Das Zimmer ist ganz schnell voller Engel... Irgendwann werde ich ruhiger und merke, dass ich langsam wieder zurück komme. Ich lege mich auf den Boden, die Füße auf einen Hocker und bitte, dass irgendjemand mir schnell ein Stück Plazenta gibt. Die Blutung wird schnell weniger.
Da liege ich dann einige Zeit, bis ich denke ganz langsam ins Wohnzimmer aufs Sofa krabbeln zu können. Während der Plazentageburt um 9 Uhr hat mein Mann G., die Hebamme angerufen und die ist auf dem Weg zu uns. Irgendwie habe ich es geschafft nach nebenan zu kommen und lege mich aufs Sofa, meine Mama hat hier mit dem Babysohn und der Plazentaschüssel gewartet.
Um halb zehn ist G. da. Die Nabelschnur ist inzwischen auspulsiert und ich schneide sie durch.
G. und Mama waschen mich – ich bin überall voller Blut.
Auch jetzt habe ich wieder kein Zeitgefühl mehr. G. macht einiges an Papierkram. Irgendwann wird unser Sohn gewogen und gemessen: 3750 g – 50 cm und 36 cm Kopfumfang. Ich liege nackt mit ihm auf dem Sofa.
Gegen Mittag fragt meine Hebamme, ob ich es schaffe auf Toilette zu gehen, aber als ich sitze wird mir schon wieder so schwindelig, dass ich schnell merke wie aussichtslos das ist. Heute bleibe ich noch den ganzen Tag liegen.
Mein Mann holt mittags die Jungs vom Kindergarten und die beiden begrüßen ihren kleinen Bruder.
G. verabschiedet sich irgendwann und möchte abends noch mal kommen.

Meine Freundin hat ja Photos von der Geburt gemacht.
Hier gibts ein kleines Video davon:

https://vimeo.com/142934321

(Passwort auf Anfrage)
„Wenn du ein Kind bekommst, darfst du eins nicht vergessen:
Dein Herz schlägt künftig außerhalb deines Körpers“
Katherine Hadley


:cap: 12.4.2010 - ambulante KH Geburt
:dreirad: 3.5.2012 - traumhafte Hausgeburt

:baby: 09/2015 - kraftvolle Alleingeburt

Frl_Lotta

Re: Die Alleingeburt vom dritten Babysohn

Beitragvon Frl_Lotta » Fr 2. Okt 2015, 19:14

Oh wahnsinn! So eine intensive Geburt. Ich finde es so schön, dass du da so innig mit deiner Mama sein kannst. Könnte ich mir bei meiner nie vorstellen, aber bei dir klingt das wunderschön.

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selkie
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Re: Die Alleingeburt vom dritten Babysohn

Beitragvon selkie » Fr 2. Okt 2015, 19:23

Herzlichen Glückwunsch zur Geburt. Das hast du großartig gemacht und ganz allein. Erhol dich noch gut und rin wunderschönes Wochenbett :babyglueck:
sternchen 2000 (5.woche), sternchen 2009(5.woche), wunschkind 2009 (abgebrochenen HG), sommerkind 2013 (HG), sternenkind 2015 (HG 13.woche), winterkind 2015 (HG)
BildBildBild

irdalanem
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Re: Die Alleingeburt vom dritten Babysohn

Beitragvon irdalanem » Fr 2. Okt 2015, 21:21

Vielen Dank für deinen tollen Bericht. :love: das habt ihr toll gemacht
3x soviel Kinder wie Erwachsene

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weib1969h
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Re: Die Alleingeburt vom dritten Babysohn

Beitragvon weib1969h » Fr 2. Okt 2015, 22:22


:applaus: kraftvoll und wundervoll und immer wieder einzigartig - wow!
:blume: grandios gemeistert. :flagge:
alles liebe euch! :wolke:

Yvonne
Hummelin 11/2012 AG Strahlekeks 09/2010 HG Traumsohn 02/2008 HG
Wunschtochter 12/93 KH Wunschtochter 08/92 KH Kurzglück 07/14+12/15 HG 09/20 :candle:

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Schneekönigin
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Re: Die Alleingeburt vom dritten Babysohn

Beitragvon Schneekönigin » Sa 3. Okt 2015, 06:58

Es liest sich nach einer großen Herausforderungen. Bin beeindruckt, wie souverän du warst. Respekt, super gemacht. :danke: :flagge:
* 04/08 7. SSW
Winterling 28.02.09 einfache, spontane Belegeburt im KH
Schneeprinzessin 02.01.11 schnelle, spontane Beleggeburt im KH
Schnuppe 01.05.13 traumhafte, unkomplizierte Alleingeburt im Pool
Blümchen 19.08.15 erkämpfte, wundervolle Alleingeburt im Pool

DAIS Stillbegleiterin

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Ardilla
Beiträge: 2196
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Re: Die Alleingeburt vom dritten Babysohn

Beitragvon Ardilla » So 4. Okt 2015, 06:25

Herzlichen Glückwunsch zum dritten Söhnchen und zu dieser tollen Geburt!
Julitochter * 2001 (ambulante Beleggeburt)
Februarkerlchen * 2005 (Hausgeburt mit KS beendet)
Julimädchen * 2011 (Hausgeburt)

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Josie2013
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Re: Die Alleingeburt vom dritten Babysohn

Beitragvon Josie2013 » So 4. Okt 2015, 09:23

Wow, Frauenpower! Danke für den tollen Bericht und nochmal herzlichen Glückwunsch zu Deiner tollen Leistung und dem Minijungen.
Der Pirat 10/09 KH
Der Kosmonaut 06/14 HG
Die Prinzessin auf der Erbse 05/16 HG
Die Rumpeline 09/22 HG

Küken_Glück
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Registriert: Mi 15. Aug 2012, 13:38

Re: Die Alleingeburt vom dritten Babysohn

Beitragvon Küken_Glück » So 4. Okt 2015, 11:42

Das liest sich toll!
Wie gut das sich so viele liebe Menschen um Dich kuemmern :rainbow:
*05/2008, KH
*04/2013, HG
*04/2016, AG
*08/2019, HG
*08/2021, KH

Najm
Beiträge: 258
Registriert: Mi 13. Feb 2013, 10:51

Re: Die Alleingeburt vom dritten Babysohn

Beitragvon Najm » Mo 5. Okt 2015, 12:15

Schöner Bericht

Danke für' s Teilen :stillen: :zuhause: :willkommen: Baby
Wer immer tut ,was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist. (www)


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